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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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so, dass er sie hätte ›outen‹ können. Dann hätte man ihn nämlich auch drangekriegt, weil er eine Anzeige gefälscht und Beweise zurückgehalten hat. In Handschellen hätte man ihn abgeführt. Warum sollte sie ihn also umbringen?«
    »Gehen wir einmal davon aus, dass sie ihn vielleicht verlassen wollte, warum hat sie dann nicht einfach gewartet, bis die Sache verjährt? Wie lange dauert das, sechs Jahre?«
    »So in etwa.«
    »Das ist ja nicht so lange. Und sobald die Frist einsetzt, ist sie auf der sicheren Seite. Dann kann man sie nicht mehr belangen.«
    Ich nickte. »Als Juristin wusste Lilah das natürlich.«
    »Vielleicht hat sie Zack ja auch gar nicht getötet.«
    Ich ließ die Arme sinken und lehnte mich zurück. Irgendetwas entzog sich mir an der Sache, aber was? Wir waren bestimmt auf der richtigen Spur, denn der Unfall mit Fahrerflucht passte perfekt ins Bild. Ich versuchte, das Problem noch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Irgendwie war es schon sonderbar, dass Zack und Lilah zusammengekommen waren. Beide waren Karrieristen, aber was für eine Rolle könnte schon ein Polizist – selbst ein ehrgeiziger – in Lilahs Blitzkarriere in einer wichtigen Wirtschaftskanzlei spielen? Keine. Tatsächlich wäre er sogar ein Hindernis, da sein gesellschaftlicher Status weit unter Niveau lag. Lilah schien mir nicht der romantische Typ zu sein, der für die Liebe alles hinwarf. Meine Gedanken gingen zu dem Unfall mit Fahrerflucht zurück … Zack als zuständiger Ermittler …
    Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es war schäbig und ekelerregend, aber mir war jetzt klar, wie die Sache gelaufen sein musste. Ich wandte mich an Bailey, der das genauso wenig gefallen würde wie mir.
    »Was, wenn Zack die Beweise gar nicht zerstört hat?«
    Bailey beugte sich vor und sah mich eindringlich an. »Und Lilah wusste das?«
    Wir wechselten einen langen Blick.
    »Zack hat sie erpresst«, sagte ich. »So hat er sie dazu gebracht, ihn zu heiraten.«

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    E in abscheulicher Gedanke. Es war verwerflich, aber nicht ausgeschlossen, dass ein Polizist Beweise zurückhielt, um einen Mörder zu erpressen. Aber jemanden zu zwingen, einen zu heiraten und ihn praktisch als Geisel zu halten … für immer? Obwohl ich diese Möglichkeit selbst ins Spiel gebracht hatte, konnte ich mir das kaum vorstellen.
    Bailey schüttelte schockiert den Kopf. »Ich weiß nicht … Das wäre doch …«
    »Krank?«
    Sie nickte. »Und zwar in jeder Hinsicht. Nicht nur weil es krank ist, so etwas überhaupt zu tun. Wie wir schon sagten: Sobald die Verjährungsfrist abgelaufen ist, könnte sie ihn daran erinnern, dass er Beweise unterschlagen hat. Kommt dir das nicht alles ein bisschen komisch vor?«
    »Nein. Oder vielmehr, ja. Aber nicht aus diesem Grund. Zunächst hätte es sich Lilah gar nicht leisten können, Zack zu verraten, auch nicht nach Verjährung der Frist. Er hat die Anzeige schließlich nicht allein manipuliert. Wenn er untergegangen wäre, hätte er sie mitgerissen. Zwar hätte man sie nicht mehr wegen Totschlags drankriegen können, aber wenn herausgekommen wäre, dass sie einen Mann überfahren, Fahrerflucht begangen und zur Unterschlagung von Beweisen beigetragen hat, dann wäre ihre glänzende Karriere zu Ende gewesen, ob mit oder ohne Verurteilung. Keine Kanzlei stellt einen Mitarbeiter mit einem solchen Hintergrund ein. Zweitens war Zack offenbar vollkommen verrückt, wenn er bereitwillig das Risiko auf sich genommen hat, dass sie vielleicht nicht so manipulierbar war, wie er sich das vorstellte. Er muss mitbedacht haben, dass sie beschließen könnte, sich von ihm zu befreien, um welchen Preis auch immer. Wahrscheinlich war er zum Untergang bereit, solange sie mit ihm fiel. Es war ein Spielchen um Macht und Kontrolle, und er hat es so eingerichtet, dass sie entweder mit ihm zusammen war und an ihrem Leben festhalten konnte oder ihn ›outete‹ und sich von ihrer glorreichen Zukunft verabschiedete.«
    Ich stellte mir Zack und Lilah bei einem makabren Tango vor, Nase an Nase, keiner von beiden fähig oder willens, den Blick abzuwenden, die Hände an den Hals des jeweils anderen geklammert. Hatte dieser Tanz Lilah in den Wahnsinn und schließlich in einen Mord getrieben?
    Bailey schnaubte. »Verdammt.« Dann sprach sie aus, was ich nur dachte. »Ihn umzubringen war dann vermutlich der einzige Ausweg.«
    »Ja. Aber wie konnte sie sich einbilden, mit einem Polizistenmord davonzukommen? Ein größeres

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