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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)
Autoren: Marcia Clark
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an meinem Arm zu spüren, ein rascher Stich. »Gary«, murmelte ich.
    Das Nächste, was ich mitbekam, war, dass ich mich in einem Bett in der Notaufnahme befand. Bailey lag im Bett neben mir. Kopf und Schultern waren bandagiert, und sie hing am Tropf, aber man hatte sie gesäubert, und ihre Gesichtsfarbe war durchaus gesund. Die Monitore über ihrem Bett sagten mir, dass sämtliche Körpersysteme funktionierten.
    Ich versuchte, mich aufzusetzen, aber in meinem Kopf drehte sich alles. Ein junger dunkelhaariger Arzt mit einem anziehenden Lächeln kam herein und ging zu Baileys Bett hinüber. Während er ihre Patientenkarte und die Monitore studierte, fragte er mich über die Schulter hinweg: »Alles okay bei Ihnen? Sie könnten noch etwas benommen sein von dem Beruhigungsmittel.«
    Ich nickte zu Bailey hinüber. »Geht es ihr …?«
    »Ihr geht es gut. Sie hat eine Streifwunde am Kopf und einen Durchschuss im Schulterbereich. Wir werden noch eine Magnetresonanztomographie machen, um auf Nummer sicher zu gehen, aber wenn das in Ordnung ist – wovon wir ausgehen –, dann können wir sie entlassen.«
    Unvermittelt kam die Erinnerung wieder. »Was ist mit Gary? Wo ist er?« Wieder versuchte ich, mich aufzurichten.
    Der Arzt runzelte die Stirn. »Ich habe keinen Patienten namens Gary. Wenn Sie mir den Nachnamen sagen, kann ich aber mal nachfragen.«
    Ich nannte ihm Garys vollen Namen. Der Arzt versprach, sich zu erkundigen, und ging. Ich hätte schreien können vor Ungeduld. Wer weiß, wie lange das dauern konnte, bis ich von irgendjemandem eine Rückmeldung bekam. Vielleicht sollte ich Gary lieber selbst suchen. Gerade als ich mich mühsam erheben wollte, kam Eric herein, ganz langsam und vorsichtig. Was tat mein Chef denn hier?
    »Hallo, Rachel.« Ich konnte ihn kaum verstehen, so leise sprach er.
    »Du musst nicht flüstern, Eric. Man hat sie mit so viel Zeug vollgepumpt, dass sie vor nächster Woche nicht aufwachen wird.«
    »Und was ist mit dir?«
    Ich fertigte ihn mit einer Kurzfassung ab, um dann sofort zum Wesentlichen zu kommen. »Hast du etwas von Gary gehört? Hier kann mir niemand etwas sagen.«
    Eric steckte die Hände in die Taschen und schaute weg.
    »Was denn? Was denn?«, rief ich erregt.
    »Tut mir leid, Rachel. Er hat es nicht geschafft.«
    Ich hatte es gewusst, aber ich hatte es nicht wahrhaben wollen. Ich hatte hören wollen, dass ein Wunder geschehen war. Man sollte meinen, dass ich es besser wissen sollte. Gerade ich. Die Tränen flossen von ganz allein, heiß und stumm.

84
    O ffiziell wurde Garys Tod auf 14:41 Uhr festgesetzt.
    Es war ein langer, scheußlicher Tag im Krankenhaus. Bailey und ich mussten unsere Aussage ständig wiederholen, so viele Polizisten kamen vorbei. Die anderen Ermittler, die sich an dem Tag zum Essen getroffen hatten, waren fast selbstmordgefährdet vor lauter Trauer und Schuldgefühlen. Nichts konnte sie trösten.
    Baileys MRT hatte keine inneren Verletzungen angezeigt, und so konnte sie entlassen werden. Ich stand vor einem kleinen Wartezimmer, in dem sie zwei Polizisten die ganze Geschichte noch ein letztes Mal erzählte. Den Kopf gesenkt und die Arme um den Oberkörper geschlungen begann ich, auf und ab zu marschieren. Garys Verlust war unerträglich für mich, und es schauderte mich immer noch bei dem Gedanken, dass Bailey und ich so knapp davongekommen waren. Ich war froh, dass Bailey nicht da war, um sich über mein Gerenne zu beschweren. Wie immer verwandelte sich meine Trauer in Wut, und meine Wut verwandelte sich in das Bedürfnis, irgendetwas zu unternehmen. Leider erforderte Unternehmungslust einen Plan, und den hatte ich nicht, was mich nur noch mehr frustrierte.
    Als ich meine zweiundfünfzigste Runde beendet hatte, kam Drew hereingestürzt. Er nahm mich schnell in den Arm, schob mich dann von sich fort und sah mich eindringlich an.
    »Mir geht es gut«, sagte ich.
    »Wo ist sie?«, fragte er und sah den Flur entlang.
    »Hier drin. Sie macht gerade eine Aussage. Das sollte aber nicht mehr lange dauern.« Als ich sein besorgtes Gesicht sah, fügte ich hinzu: »Es geht ihr gut, Drew. Wirklich.«
    Seine Miene verfinsterte sich.
    »Wenn sie diesen Hurensohn schnappen, werde ich ihn …«
    Just in diesem Moment öffnete Bailey die Tür und bewahrte mich davor, einen Satz zu hören, mit dem sich Drew möglicherweise in den Kreis der Verdächtigen einreihen würde, sollten wir diesen Hurensohn je schnappen. Sie gab den Polizisten die Hand und kam dann in unsere
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