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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Meer. Das war nichts, was eine arme Person besaß, geschweige denn verschenkte.
    Ich drehte sie um. Auf dem Vasenboden war in den Ton ein Name eingraviert.
    Simon Bayer.
    Jetzt hatte unser John Doe wenigstens einen Namen.

24
    J ohnnie überließ uns die Vase nur ungern.
    »Sie ist im Moment unser einziger Hinweis auf seine Identität. Vielleicht müssen wir sie Zeugen zeigen oder Fingerabdrücke nehmen oder sie mit anderer Keramik vergleichen. Bis wir die Identität des Opfers festgestellt haben, müssen wir sie behalten«, erklärte ich ihm. »Ich werde sie Ihnen aber zurückbringen, das verspreche ich Ihnen.« Dabei blickte ich ihm in die Augen und hoffte, er würde begreifen, wie wichtig das war.
    Johnnie erwiderte meinen Blick, dann sah er weg. Nach einer langen Weile antwortete er. »Ich denke, wenn es dabei hilft, seinen Mörder zu finden …«
    »Ich kann nicht versprechen, dass wir ihn finden, aber ich kann versprechen, dass wir alles versuchen.«
    »Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass wir die Vase zurückbringen«, sagte Bailey.
    Johnnie nickte langsam. »Dann nehmen Sie sie bitte mit«, sagte er leise. »Aber egal was passiert, Sie bringen sie zurück, verstanden? An einen Menschen muss man sich erinnern. Simon hat sie mir gegeben, weil er wollte, dass ich mich an ihn erinnere, da bin ich mir sicher.« Johnnie hob das Kinn und schaute mir in die Augen. »Und das habe ich auch vor.«
    Hinter den Worten, die so sanft klangen, steckte eine unglaubliche Kraft. Ich hielt seinem Blick einen Moment stand. »Sie haben mein Wort.«
    Minuten später rasten wir über den Freeway in Richtung Zentrum. Es war noch nicht acht, aber es fühlte sich an wie Mitternacht. Ich gähnte, lehnte mich zurück und sah die Lichter der Wolkenkratzer immer heller werden, als wir uns dem Verwaltungszentrum von L.A. näherten.
    »Schaffst du es noch zu deinem Essen mit Drew?«, fragte ich und war froh, dass ich keine vergleichbaren Pläne mit Graden hatte.
    »Ja«, sagte Bailey. Sie klang so müde, wie ich mich fühlte. »Aber es wird ein kurzer Abend werden.«
    Schweigend fuhren wir weiter, erschöpft, aber glücklich. Bailey raste die Abfahrt zum Broadway hinunter. »Unglaublich, dass wir das geschafft haben«, sagte sie.
    »Siehst du?«, sagte ich. »Wir haben Glück und Verstand. So kann man sich irren.«
    Bailey lachte und reckte ihre Faust hoch. Ich schlug mit meiner Faust ab, als wir auch schon in die bogenförmige Einfahrt zum Biltmore fuhren. Eine Frage beschäftigte mich allerdings noch.
    »Von Boyle Heights ist es ein ziemlich langer Weg hinunter ins Zentrum«, stellte ich fest. »Wie hat unser Opfer das nur geschafft?«
    Bailey nickte. »Gute Frage. Da wir aber jetzt seinen Namen kennen, werden wir es vielleicht herausfinden.«
    »Möglicherweise werde ich auch mehr Zeit bekommen, um den Fall zu lösen«, spekulierte ich.
    »Das wirst du bestimmt«, sagte Bailey grinsend. »Ich werde Simon Bayer morgen früh in unserem System suchen und dich anrufen, sobald ich etwas finde.«
    »Oh nein«, sagte ich. »Nach diesen Strapazen will ich dabei sein, wenn du etwas findest. Ruf mich an, bevor du irgendetwas unternimmst.«
    »Dann musst du deinen Hintern aber ausnahmsweise einmal rechtzeitig in Bewegung setzen«, ermahnte sie mich.
    »Werde ich tun. Versprich mir aber …«
    »Ich ruf dich an, aber jetzt raus mit dir. Du kommst meinem Liebesleben in die Quere.«
    Und damit war sie auf und davon.
    Ich ging durch die Lobby, betrat den Fahrstuhl und bestellte auf dem Weg nach oben beim Zimmerservice mein Abendessen. Hähnchenbrust mit gedünstetem Brokkoli. Kein Brot. Angesichts unseres Erfolgs war das aber doch zu nüchtern, und so bestellte ich auch noch eine Flasche Deep Sea Pinot Noir.
    Der Wein wertete mein vorbildliches Abendessen um einiges auf. Als ich fertig war, schob ich den Wagen vom Zimmerservice auf den Flur hinaus und trat mit meinem Glas auf den Balkon. Die Lichter der Stadt ließen den Schleier der Nacht, der die Straßen schmeichelnd verhüllte, sanft glänzen. Im wolkenlosen schwarzen Himmel über mir glitzerten die Sterne. In diesem besonderen Moment war die Welt vollkommen in Ordnung für mich. Irgendwann ging ich ins Bett und entschwebte, als würde ich durch eine Wolke fliegen.
    Der nächste Morgen kam schneller – und lauter – als erwartet, indem plötzlich mein Hoteltelefon losschrillte. Nur drei Personen kannten diese Nummer. Beim vierten Klingeln hatte sich mein Gehirn einigermaßen beruhigt, um die Zahl

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