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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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unsere Gesichter sehen konnte. »Entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir brauchen Ihre Hilfe. Es dauert auch nur ein paar Minuten«, sagte sie.
    Der Mann musterte uns eindringlich und kam dann ans Tor. »Zeigen Sie mir noch mal die Marke, Ma’am.«
    Bailey hielt sie ihm hin. Er betrachtete erst die Dienstmarke, dann Bailey, dann mich.
    »Also gut«, sagte er und schloss das Tor auf. »Kommen Sie.« Er winkte uns herein.
    Als er das Tor hinter uns wieder abgeschlossen hatte, wandte er sich an mich. »Und wer sind Sie?«
    Ich stellte mich vor, und er führte uns über das Grundstück.
    »Sie sind Johnnie Jasper?«, fragte ich.
    »Der bin ich.« Er bedeutete uns, auf dem Sofa in seinem Freiluftwohnzimmer Platz zu nehmen.
    »Sie sind ja eine echte Berühmtheit hier«, sagte Bailey. »Stimmt es wirklich, dass Ihnen die Polizisten an Weihnachten einen Truthahn vorbeibringen?«
    Johnnie nickte bescheiden. »Das stimmt. Und ich gebe ihnen Erdbeeren und Nektarinen.«
    »Züchten Sie die etwa hier?«, fragte ich.
    »Ja, Ma’am«, antwortete er stolz.
    Ich war beeindruckt, da ich nicht einmal Schimmel auf Käse züchten konnte.
    Was auch immer ich erwartet hatte, Johnnie entsprach nichts davon. Er wirkte intelligent, und in seiner ordentlichen Kleidung – T-Shirt, Jacke und Jeans – hätte er genauso gut irgendjemandes Vater oder Chef sein können. Ich war fasziniert und wünschte, ich hätte Zeit, mich mit ihm zu unterhalten und in Erfahrung zu bringen, was ihn hier hatte landen lassen. Da ich aber keine Zeit hatte, kam ich sofort zur Sache und sagte, dass Cletus uns geschickt habe, weil wir jemanden suchten.
    »Sind Sie mit Cletus befreundet?« Johnnie lächelte. »Ein ganz schön sturer Bock, was?«
    Ich lachte. »Das hätte ich nicht schöner ausdrücken können.«
    Bailey holte das Foto unseres John Doe heraus und reichte es ihm. Das war es nun. Wenn er uns nichts zu sagen hatte, waren wir am Ende. Ich wappnete mich für den Schlag.
    Er starrte auf das Foto. »Nein … Ich glaube nicht, dass … «
    Zum hunderttausendsten Mal an diesem Tag schwand mein Mut dahin.
    Dann hielt er inne und sah noch einmal genauer hin. »Warten Sie. Das ist … Doch, ich glaube, ich kenne ihn«, sagte Johnnie. »Irgendwie sieht er aber gar nicht gut aus auf dem Foto.« Er schwieg und warf noch einen Blick darauf. »Er ist tot, nicht wahr?«
    »Tut mir leid, Johnnie«, sagte Bailey.
    »Verdammt.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Er war ein guter Mensch. Würden Sie mir verraten, wie es geschehen ist?«
    »Irgendjemand hat ihn erstochen«, antwortete Bailey.
    »Und Sie haben keinen Verdächtigen«, sagte er.
    »Nein«, bestätigte Bailey. »Daran arbeiten wir. Wissen Sie zufällig seinen Namen?«
    »Simon«, antwortete Johnnie.
    »Und sein Nachname?«, fragte ich.
    Der Vorname würde uns nicht großartig helfen, zumal es vielleicht nicht einmal sein richtiger war.
    Johnnie zuckte mit den Achseln. »Den hab ich nie gewusst.«
    Verdammt, der nächste Schuss in den Ofen. Ich war enttäuscht, aber ich weigerte mich aufzugeben. Wenn wir ihn ein wenig erzählen ließen, würden wir eventuell doch noch auf etwas Verwertbares stoßen.
    »Wie lange kannten Sie ihn?«, fragte ich.
    »Über ein Jahr. Er blieb ab und an hier, und dann war er immer eine große Hilfe. Netter Typ, aber traurig. Echt traurig.« Johnnie machte eine Pause und dachte nach. »Manchmal wurde er aber auch total sauer, völlig unvermittelt. Dann rastete er schier aus. Ich habe ihm immer gesagt, dass er die Sache vergessen soll, was auch immer es war.« Johnnie schaute uns an. »Es ist nicht gut, wenn man seinen Ärger mit sich herumschleppt, ganz bestimmt nicht.« Er schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie eine Ahnung, weshalb er so traurig und so wütend war?«, fragte ich.
    Johnnie zog die Mundwinkel herab. »Simon war nicht sehr gesprächig. Ich erinnere mich aber noch an das letzte Mal, als er hier war. Damals blieb er ein paar Monate, und es schien ihm viel besser zu gehen. Er war optimistischer und fröhlicher, als ich ihn je erlebt hatte«, sagte Johnnie. »Er hat mir sogar etwas geschenkt.«
    Johnnie stand auf und ging zu einem Regal neben dem Sofa. Er nahm eine blaue Vase und reichte sie mir.
    »Die hat er Ihnen geschenkt?«, fragte ich ungläubig.
    »Ja. Schön, nicht wahr?«
    Sie war tatsächlich schön, eine elegant geformte Vase von dieser Art, in die man nur wenige Blumen hineinstellen kann. Das Blau changierte in den verschiedensten Tönen und erinnerte ans

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