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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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viel härter und auch besser integriert. Er hat Simon beschützt, wo er nur konnte, aber wegen des Altersunterschieds war er natürlich nicht immer in der Nähe.«
    »Und was wissen Sie über Lilah?«, fragte ich.
    Larrys Miene verhärtete sich schlagartig. Tiefe Falten erschienen in seinem Gesicht, und seine Augen wirkten plötzlich ausdruckslos. »Lilah ist eine Frau, nach der man sich umdreht, und sie ist nicht auf den Kopf gefallen. Sie hat Jura studiert und dann bei einer dieser Wirtschaftskanzleien angefangen.«
    »War sie Partner in der Kanzlei?«, fragte ich.
    »Dazu war sie zu jung«, antwortete er und schüttelte den Kopf. »Sie war ja gerade erst Juniorpartner geworden, als sie Zack umbrachte. Soviel ich weiß, sollte sie aber in einem beschleunigten Verfahren Partner werden.«
    Ich schwieg, erstaunt über Larrys Reaktion. Sooft Lilahs Name fiel, änderte sich sein gesamtes Verhalten – seine Stimme, seine Gesichtszüge, seine Haltung. Die Feindseligkeit, ja sogar Wut, brannte immer noch in ihm. Ich hatte erwartet, dass er verbittert war. Kein Ankläger verlor gerne. Larrys Einstellung schien mir aber etwas anderes als die übliche Wut zu sein, die wir alle empfanden, wenn ein Schuldiger zur Tür hinausmarschierte. Ich gebe gerne zu, dass ich es auch schon mit Angeklagten zu tun hatte, die ich am liebsten mit dem Bus überfahren hätte. Sobald der Fall abgeschlossen war, ließ ich aber los – egal ob ich gewonnen oder verloren hatte. Larrys Zorn hingegen war tiefer, persönlicher. Das war ungewöhnlich … und beunruhigend. »Und was denken Sie über Zack?«, fragte ich.
    Larry hob gleichmütig die Schultern. »Ein ehrgeiziger Typ auf dem Weg nach oben. Sehr beliebt bei seinen Kollegen, clever, gut aussehend.« Er drehte sich um, holte die Fallakte heraus, öffnete sie auf einer bestimmten Seite und zeigte auf ein Foto.
    Zack trug Uniform. Das Bild sah aus wie ein Erinnerungsfoto, das man bei einer offiziellen Angelegenheit machte. Seinem Alter nach zu urteilen hatte er vielleicht gerade die Polizeiakademie abgeschlossen. Ein offenes Lächeln in einem freundlichen, ebenmäßigen Gesicht mit warmen braunen Augen. Sein Haar war ordnungsgemäß kurz geschnitten. Die Nase war vermutlich irgendwann einmal gebrochen und danach schlecht gerichtet worden. Kein markanter Typ, aber durchaus attraktiv.
    »War er ein guter Polizist?«, fragte ich.
    »Gut schon. Soweit ich weiß, interessierte er sich aber eher für institutionelle Belange als für die eigentliche Polizeiarbeit.«
    »Denken Sie, dass wir Schwierigkeiten haben werden, mit seinen Freunden zu sprechen?«, fragte Bailey.
    Wenn ein Verdächtiger freigesprochen wird, sind Freunde und Angehörige des Opfers meist nicht gut auf die Anklage zu sprechen.
    »Glaube ich nicht«, antwortete Larry und fügte dann in einem bitteren Tonfall hinzu: »Anders als andere in dem Betrieb hatten sie begriffen, dass die Jury hinterm Mond lebt.«
    Ich nickte, obwohl wir natürlich noch nicht wussten, welche Beweise überhaupt vorlagen. Noch wollte ich mich der Theorie über eine »verrückte Jury« nicht anschließen. Es wurde Zeit, in Erfahrung zu bringen, was Larry überhaupt gegen Lilah in der Hand gehabt hatte.

28
    W ie müssen wir uns die Sache also vorstellen?«, fragte ich. »Hat die Verteidigung behauptet, dass es sich um versuchten Einbruch gehandelt habe?«
    »Nein«, antwortete Larry. »Das konnte sie nicht. Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass jemand das Haus durchwühlt hatte.« Er drehte sich wieder um und holte eine weitere Mappe aus dem Schrank hinter seinem Schreibtisch. »Sehen Sie sich die Bilder vom Tatort an.«
    Er blätterte zu einer Stelle und drehte uns die Mappe dann hin. Das Haus war tadellos sauber und aufgeräumt.
    »Ich lasse Ihnen eine Kopie von der Akte machen, dann können Sie alles in Ruhe durchgehen«, sagte Larry.
    »Wenn es kein Einbruch war, dann muss die Verteidigung aber behauptet haben, dass es irgendjemand auf Zack abgesehen hatte«, sagte ich.
    »So in der Art«, antwortete Larry. »Haben Sie die Zeitungsartikel nicht gelesen?«
    »Ich bin davon ausgegangen, dass ich von Ihnen eine präzisere Geschichte zu hören bekomme«, gab ich zu.
    Das entlockte ihm sogar ein kleines Lächeln. »Sehr weise von Ihnen.« Larry starrte über meine Schulter hinweg, sammelte seine Gedanken und begann dann zu erzählen.
    »Lilah behauptet, sie hätten zusammen gefrühstückt. Als sie ins Büro fuhr, war er noch in der Küche. Zack hatte keine

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