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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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ich.
    »Sicher, das habe ich der Jury auch erklärt, aber die Aussage ihrer Arbeitskollegen hat die Sache noch einmal verkompliziert«, antwortete Larry. Er machte eine Pause. Als er dann eindrucksvoll detailliert die Zeugenaussagen rekapitulierte, starrte er an mir vorbei an die Wand. »Normalerweise musste sie um halb neun bei der Arbeit sein. Ein paar Kollegen schworen, dass sie erst nach zehn aufgetaucht sei. Andere wiederum waren sich ganz sicher, sie spätestens um neun gesehen zu haben.« Larry neigte den Kopf. »Die Zeugenaussagen waren nicht sehr hilfreich, aber sie waren auch nicht das eigentliche Problem.«
    Dem konnte ich nur zustimmen. Widersprüchliche Schilderungen hatten die Tendenz, sich in den Köpfen der Jurymitglieder wechselseitig aufzuheben.
    »Blut? Haare? Fasern?«, fragte ich. »Vor allem Blut. Ich würde annehmen, dass man an ihrer Kleidung etwas hätte finden müssen.«
    Larry nickte. »Würde man denken, haben wir aber nicht. Meine Theorie lautet, dass sie die Sachen, die sie bei dem Mord trug, ausgezogen und weggeworfen hat.«
    »Gibt es jemanden, der das stützen könnte?«, fragte ich.
    »Jetzt kommen wir zum erfreulichen Teil«, sagte Larry und ließ zum ersten Mal so etwas wie Begeisterung erkennen. »An der Axt haben wir Fasern gefunden, die nicht von Zacks Kleidung stammten. Und so wie die Axt geschwungen wurde, wäre alles, was vor dem Mord daran gehaftet hatte, vermutlich abgewischt worden oder in der Leiche verschwunden.«
    »Die Fasern stammten also mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Kleidung des Mörders?«
    »Richtig. Unser Haar- und Faserexperte war ein cleverer Typ. Er hat sich die fünf bis zehn Fasern, die wir hatten, genau angeschaut und ein paar Vorschläge gemacht, von was für einem Stoff in welcher Farbe sie stammen könnten. Wollen Sie wissen, was wir gefunden haben?« In Larrys Gesicht zeichnete sich nun ein echtes Lächeln ab.
    »Nein«, witzelte ich.
    »Ein Foto von Lilah und Zack, oben in Lake Arrowhead. Und was trug sie auf dem Foto? Einen Mantel, der exakt der Vorstellung unseres Experten von Stoff und Farbe entsprach. Und wo war der Mantel?«, fragte Larry.
    Ich hatte schon so eine Ahnung, schüttelte aber den Kopf, um ihm die Genugtuung zu lassen.
    »Nirgendwo. Der Mantel wurde nirgendwo gefunden.«
    »Aber das ist nicht beweiskräftig«, sagte ich in dem Jargon, den die Kriminaltechniker in ihren Aussagen immer benutzten. »Der Experte konnte nur behaupten, dass die Fasern von dem Typ zu sein schienen, der zu einem solchen oder einem ähnlichen Mantel mit einer ähnlichen Farbe …«
    »Ja, ja«, unterbrach mich Larry und winkte ab. »Schon wahr. Wir hatten aber noch mehr. Es gab Hinweise darauf, dass sich jemand gewaltsam Zutritt zur selten benutzten Seitentür verschafft hatte. Im gesplitterten Holz hing ein winziger Hautfetzen mit einem nadelspitzengroßen Blutstropfen daran. Gerade genug für einen DNA-Test, und der verwies auf Lilah.«
    »Sie konnte sich aber vor dem Mord an der Stelle gekratzt haben. Oder sogar kurz nach dem Mord«, begann ich.
    »So hat die Verteidigung auch argumentiert«, sagte Larry. »Wir haben aber mit einer Nachbarin gesprochen, deren Baby unter Koliken litt und sie nachts um halb drei geweckt hat. Die Frau stand also auf, ging den Flur auf und ab und versuchte, das Baby in den Schlaf zu wiegen. Und just gegen kurz nach halb drei sah sie unsere Lilah an der Seitentür stehen und an der Türklinke herumhantieren.«
    Ich lehnte mich zurück. Ein Beweis dafür, dass Lilah absichtlich einen Hinweis auf einen gewaltsamen Einbruch lanciert hatte, war schon ein starkes Stück. Was zum Teufel konnte da noch schiefgehen?
    Larry beobachtete mich und nickte. »Tja. Um es gleich zu sagen, die Nachbarin hat mich im Zeugenstand hängen lassen. Plötzlich wusste sie nur noch, dass sie um kurz nach halb drei irgendjemanden gesehen hatte, war sich aber keinesfalls mehr sicher, ob es Lilah gewesen war.«
    Ich war perplex. »Was konnte sie dazu bewogen haben?«
    Larrys Gesicht verfinsterte sich. »Das habe ich nie herausfinden können. Während der Vernehmung schien sie sich vollkommen sicher zu sein. Als sie dann vor Gericht einen Rückzieher machte, habe ich sie ausgequetscht wie eine Zitrone, aber es gab keinerlei Hinweise darauf, dass man sie bestochen oder bedroht hatte.«
    »Sie denken nicht, dass Lilah oder sonst jemand sie in die Mangel genommen hat?«, fragte Bailey.
    Larry schüttelte den Kopf. »Wir haben die Frau gründlich unter die

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