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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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fünf«, fügte sie hinzu.
    Aber mal ernsthaft, konnte sie nicht einfach die Klappe halten?
    Bailey versteckte ihr Prusten hinter einem simulierten Hustenanfall.
    »Sind Sie bei der Polizei?«, fragte sie und blickte auf Baileys Wagen.
    Ich nickte. War ja auch nah dran. Ich musste ihr schließlich nicht auf die Nase binden, dass der Trottel, der soeben von einem Metallhahn reingelegt worden war, einen Juraabschluss hatte.
    »Sind Sie wegen Zack hier?«
    Irgendetwas daran, wie sie den Namen aussprach, ließ mich aufmerken. »Haben Sie ihn gekannt?«
    Sie stellte die Mülltonne an die Straße und wischte sich die Hände ab. »Ich bin mit ihm aufgewachsen.« Sie zeigte auf das Häuschen hinter sich. »In dem Haus wohnen meine Eltern. Im Moment bringen wir es auf Vordermann, weil sie umziehen wollen. Sie schaffen das nicht mehr allein. Wissen Sie …« Ihre Gedanken schweiften ab.
    Ich wusste. Es war schmerzhaft, die eigenen Eltern älter werden zu sehen, auch wenn es der anderen Alternative natürlich vorzuziehen war. »Waren Sie und Zack enge Freunde?«, fragte ich.
    »Irgendwie schon«, sagte sie und starrte über meine Schulter in ihre Kindheit.
    Mehr wollte sie dazu offenbar nicht sagen, also wechselte ich das Thema. »Kennen Sie Simon?«
    »Nicht wirklich. Er ist ja um einiges jünger. Und nach dem Prozess ist er irgendwie … ausgerastet.«
    Ich nickte verständnisvoll. »Ja, nach allem, was man hört, hat ihm das ganz schön zugesetzt.« Dass Simon tot war, erzählte ich ihr ganz bewusst nicht. Das würde sie noch früh genug erfahren, und je weniger Leute es wussten, desto besser. Ich streckte ihr die Hand hin. »Ich bin Rachel Knight.«
    »Tracy Chernoff«, erwiderte sie und schüttelte meine Hand. Bailey stellte sich ebenfalls vor.
    »Jetzt geh ich aber besser zurück«, sagte Tracy. »War nett, Sie kennenzulernen.«
    »Ganz unsererseits«, sagte ich.
    Sie steckte die Hände in die Jackentaschen und schritt mit gesenktem Kopf den Bürgersteig entlang. Ich schaute ihr einen Moment hinterher und spürte ihre Traurigkeit … und noch etwas, das ich nicht benennen konnte.
    »Also?«, sagte Bailey.
    Rasch betraten wir den von Rosenstöcken gesäumten Weg und drückten auf den Klingelknopf neben der Tür.
    Ein großer, breitschultriger Mann in einer abgetragenen Strickjacke kam an die Tür. Sein weißes Haar hatte sich bereits ziemlich gelichtet. »Sie sind da, Claire«, rief er und sagte dann zu uns: »Kommen Sie doch bitte herein.«
    Er trat zurück und zeigte auf zwei Stühle mit goldenem Veloursbezug, die an einem marmornen Couchtisch standen, gegenüber von einem gold-braun gepolsterten Sofa.
    Bailey übernahm die Begrüßung. »Fred Bayer, dies ist Rachel Knight, die Staatsanwältin.«
    Als wir uns die Hand schüttelten, kam Claire Bayer und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Nervös fasste sie sich ins Haar, das sie in einem kurzen Pagenkopf trug, und hielt uns eine arthritische Hand hin. »Claire Bayer. Sehr erfreut.«
    Ich nahm ihre Hand. »Rachel Knight. Staatsanwaltschaft.«
    Mit einem gezwungen Lächeln wandte sie sich an Bailey. »Detective Keller«, sagte sie. »Schön, Sie zu sehen.«
    Das war es sicher nicht, aber ich konnte jetzt schon sagen, dass Fred und Claire nicht zu den Leuten gehörten, die alle an ihrem Elend teilhaben ließen. Höflich, freundlich, rücksichtsvoll, waren sie genau der Typ Nachbar, der einem ungefragt die Zeitung vor die Tür legte, ein paar Kekse mehr buk, um sie mit den anderen zu teilen, und jedem den Rasenmäher lieh. Leute also, die nie in eine derart abstruse Tragödie verwickelt werden dürften.
    »Darf ich Ihnen einen Tee anbieten?«, fragte Claire. »Das wird Sie ein wenig aufwärmen. Mittlerweile regnet es ja offenbar.«
    »Das stimmt«, bestätigte Bailey. »Und einen Tee würde ich gerne trinken, wenn es Ihnen keine Umstände bereitet.«
    Bailey hasste Tee, aber sie wollte Claire die Gelegenheit geben, sich ein wenig zu entspannen. Ich sah mich im Raum um. An der Wand zu meiner Rechten stand ein Klavier, und gegenüber befand sich ein Schrank mit Stereoanlage und Fernseher. An jeder Sofaseite stand ein kleines Tischchen, und auch der obligatorische Couchtisch fehlte nicht. Außer diesem waren sämtliche Flächen mit Fotos von Simon und – vermutlich – Zack vollgestellt, angefangen von den Kleinkindjahren über all die herausragenden Ereignisse wie Sportveranstaltungen, Schulabschlüsse und sonstige Erfolge. Der Couchtisch war dem vorbehalten,

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