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Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition)

Titel: Tödlicher Ausweg: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Clark
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Stuhl kippte. Ein Blick auf die Uhr: acht Uhr zwanzig. Mist. »Bin sofort unten«, rief ich in den Hörer.
    »Sonst bin ich auf und davon«, sagte Bailey und legte auf.
    Um halb neun hatte sie bereits einen Parkplatz neben einem Hydranten gefunden. Es war noch früh, und es gab noch legale Parkplätze, aber Baileys Verehrung ihrer beruflichen Privilegien grenzte beinahe ans Religiöse.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Detective Stoner nie an einem dieser Orte war?«, fragte ich, als wir aus dem Wagen stiegen.
    »So in der Art«, antwortete Bailey. »Er war beim Subway, aber die Kamera funktionierte nicht.«
    »Ist das Bankvideo schon eingetroffen?«, fragte ich.
    »Nein«, sagte sie. »Muss aber jeden Tag kommen.«
    Ich sah mich auf der Straße um. »Okay, den Scheckeinlöser hatten wir schon. Bleiben noch die Reinigung, der Schnapsladen und das Reisebüro.«
    Wir beschlossen, mit der Reinigung anzufangen, und machten uns auf den Weg.
    Eine ältere korpulente Frau mit verschmiertem Lippenstift und Haaren in einem ganzen Spektrum metallischer Blondtöne stand hinter der Kasse und telefonierte. Als wir die Tür öffneten, klingelte ein Glöckchen, und sie blickte auf. Dann sagte sie irgendetwas in ihr Handy – es klang russisch – und wandte sich an uns. »Ja?«, fragte sie ungehalten. »Wollen Sie etwas abholen?«
    Offenbar lief das Geschäft gut genug, dass sie es sich leisten konnte, Kunden wie Nervensägen zu behandeln. Froh, sie enttäuschen zu können, antwortete ich: »Nein, wir ermitteln in einem Mordfall.«
    Diese Information beeindruckte sie nicht im Mindesten. Ungerührt sah sie uns an. »Was für ein Mordfall? Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    Ich half ihr auf die Sprünge.
    »Hmpf«, antwortete sie. »Kann ich nichts zu sagen. Ich habe gearbeitet. Ich habe keine Zeit, ständig in der Gegend rumzugucken. Noch was?«, fragte sie in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, was für eine Antwort sie sich vorstellte.
    »Ja«, antwortete ich. »Wir würden gern die Aufnahmen Ihrer Überwachungskamera von dem Tag sehen. Vielleicht sollten Sie Ihrer Freundin sagen, dass Sie später zurückrufen.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Wir zeigten unsere Dienstmarken vor.
    Die Frau atmete schwer aus, und es fehlte nicht viel, und sie hätte auch noch die Augen verdreht. Dann verabschiedete sie sich aber doch von ihrer Freundin und winkte uns mit sich. »Kommen Sie.«
    Gemeinsam gingen wir in ein Hinterzimmer, vorbei an den elektrisch gesteuerten Ständern mit der Kleidung in Plastikhüllen. Wir nannten ihr das genaue Datum und die Uhrzeit, und sie tippte auf der Tastatur ihres Computers herum.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine Stunde eher zu beginnen, damit wir nichts verpassen?«
    Ganz schlechte Wortwahl. Natürlich machte es ihr etwas aus.
    »Ich kann hier nicht stundenlang rumsitzen«, antwortete sie. »Dann gehen mir Kunden verloren.«
    Plötzlich war sie also doch kundenorientiert. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Gibt es dafür nicht die Türglocke?«
    Sie bedachte mich mit einem versteinerten Blick und tippte weiter auf den Tasten herum. Grobkörnige Schwarz-Weiß-Bilder vom Gehweg liefen über den Bildschirm. Es dauerte knapp eine Stunde, bis Simon erschien. Er ging auf die Kamera zu. Die Frau, von der ich nun wusste, dass es Lilah war, befand sich eineinhalb Meter vor ihm und war schon fast nicht mehr im Bildausschnitt. Da so viele Menschen auf dem Gehweg waren, konnte man nicht sagen, ob irgendjemand aus dieser wuselnden Masse zu ihr gehörte. Ich bat die Frau, den Abspielmodus zu verlangsamen.
    Simon bewegte sich in ruckartigen Bewegungen auf Lilah zu. Beide Hände konnte man gut erkennen. »In keiner Hand ein Messer«, sagte ich.
    Bailey nickte. »Und er ist ungefähr eineinhalb Meter hinter ihr, oder?«
    Ich starrte auf das Bild und wartete darauf, den Täter mit dem Messer zu sehen. Und vielleicht auch Simon in dem Augenblick, da er Lilah zu packen bekam, was definitiv klären würde, ob er im kritischen Moment das Teppichmesser herausgezogen hatte. Im selben Moment aber, als sich Simon an Lilah heranmachte, verschwand er aus dem Bildausschnitt. Es war das letzte Bild gewesen, das Simon zeigte. Man sah nicht, wie zugestochen wurde, und man sah nicht, wer zugestochen hatte.
    »Verdammt«, sagte ich frustriert. »Wir können nicht einmal sehen, was passiert ist, nachdem Simon die Hand nach Lilah ausgestreckt hat.«
    »Ja«, bestätigte Bailey. »Aber bis dahin ist es hilfreich.«
    Ich

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