Toedlicher Blick
Die meisten Vizepräsidenten. Und alle Sporttrainer und …«
»Rufen Sie jemanden an, der folgende Frage beantworten kann: War zu der Zeit, als Laura verschwand, ein Student namens James Qatar an der Uni immatrikuliert?«
Marshall war plötzlich hellwach: Er merkte, dass Lucas es ernst meinte. Er sagte: »Na,
das
kann ich ganz bestimmt machen«, griff zum Telefon, legte den Hörer wieder auf, zog eine Mäppchen mit Visitenkarten aus der Jackentasche, schüttelte die Karten heraus, kramte sie durch, nahm dann den Hörer wieder auf und tippte eine Nummer mit langer Vorwahl ein.
Nach einigen Sekunden sagte er in die Sprechmuschel: »Janet? Hier ist Terry Marshall vom Büro des Sheriffs … O Gott, ja, es war schrecklich … Ja, ich war fast jeden Tag auf dem Gräberhügel … Ja. Hören Sie zu, ich bin in die Ermittlungen einbezogen, hier in Minneapolis. Würden Sie mal in Ihrem Computer nachsehen, ob vor zehn Jahren – plus/minus zwei Jahre – ein Student mit Namen James Qatar an der Uni eingeschrieben war? Ja, Qatar, Q-A-T-A-R.«
Er sah Lucas und Marcy an, sagte: »Die Sache läuft«, kritzelte mit seinem Kugelschreiber auf der Titelseite der
Cosmopolitan
herum, sah die beiden wieder an, rollte die Augen, hob die Schultern, kritzelte weiter, sagte dann in den Hörer: »Ja? Welches Jahr? Aha, aha. Können Sie das alles ausdrucken und dem Minneapolis Police Department zufaxen, wenn ich Ihnen die Faxnummer gebe? Okay …«
Marcy schrieb mit fliegender Feder die Nummer auf, und Marshall leitete sie weiter. Er sagte noch ein paarmal »Hmmm« und »Aha«, bedankte sich dann und schloss mit der Bitte: »Behalten Sie das strikt für sich, Janet.«
Er legte auf. »Sie sollten öfter unter die Dusche gehen«, sagte er zu Lucas. »Qatar war zur fraglichen Zeit in Stout.«
Lucas sagte zu Marcy: »Hol alle Leute her – und kein Wort von dieser Sache zu dieser verdammten Task-Force. Ich möchte nicht, dass ein Haufen von Feds in blauen Anzügen die Stadt überschwemmt. Wir behalten das für uns, und wir konzentrieren alle Kraft auf Qatar.«
Sie sagte: »Okay« und machte sich an die Arbeit.
»Man hat mich informiert, dass Sie manchmal solche komischen Eingebungen hätten«, sagte Marshall. »Aber
wie
sind Sie denn auf die Idee gekommen?«
Lucas sagte es ihm, und als er fertig war, rieb Marshall sich am Kinn und sagte: »Ich nehme Ihnen das ab. Aber im Grunde ist alles ein Gewirr aus Vermutungen und Lügengespinsten, das nur von dünnem Draht zusammengehalten wird.«
Lucas sagte: »Ich frage mich, ob die junge Frau, die er gestern dabeihatte, ihn sehr gut kennt. Vielleicht hat sie bei der Gerichtsmedizin ihren Namen und die Anschrift hinterlassen müssen – ich denke, dass man das tun muss, wenn man offiziell ins Leichenschauhaus geht, oder? Vielleicht sollten wir sie im Auge behalten.«
Mit dem Telefonhörer am Ohr sah Marcy ihn an. »Nachdem wir jetzt einen Namen haben, gibt’s ungefähr zwanzig Dinge, die wir anpacken können. Es ist so viel zu tun, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll.«
»Bei der Frau, die auf den Zeichnungen an der Fußgängerbrücke dargestellt wurde«, sagte Lucas. »Dort fangen wir an.«
22
Während Marcy mit Black, Lane und Swanson sprach, rief Lucas bei Del an und überraschte ihn beim Frühstück. »Wieso zum Teufel bist du schon im Dienst?«, fragte Del, nachdem seine Frau ihm den Hörer übergeben hatte.
»Ich brauche den Namen der Frau, die auf diesen Zeichnungen an der Fußgängerbrücke abgebildet war. Du hast ja damals mit ihr gesprochen.«
»Beverly Wood. Ich habe mehrmals mit ihr gesprochen, aber es war nicht viel bei ihr zu holen. Sie hat keine Ahnung, wer dahinter stecken könnte.«
»Hast du ihre Telefonnummer?«
»Ja, einen Moment. Gibt’s irgendwas Neues?«
»Ich habe den Fall heute Morgen gelöst«, sagte Lucas bescheiden. »Ein Gespräch mit der Frau wird uns eine weitere Bestätigung bringen.«
»Jesus, das klingt aber gut«, sagte Del. »Hier ist Woods Nummer.« Er las sie vor, sagte dann: »Ich verspüre keine Anzeichen eines verschrobenen Humors bei dir … Du hast doch nicht etwa tatsächlich den Fall gelöst?«
»Wir treffen uns hier, sobald Marcy die anderen Jungs rangeholt hat. In zirka einer Stunde. Dann erfährst du alles.«
»Gib mir doch wenigstens einen kleinen Hinweis.«
»Ich habe falsch herum ejakuliert«, sagte Lucas.
Er rief Beverly Wood unter der angegebenen Nummer an, erfuhr jedoch, dass sie gerade eine Vorlesung hielt. »Ihr
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