Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
einen Blick auf eine Reihe schmaler Herrenringe mit sternförmigen Saphiren in der Auslage. Er hatte sich nie für Ringe interessiert, aber diese da sahen sehr verlockend aus.
    »Da gehen wir mal rein«, sagte er. »Nur so …«
    Er bezahlte zweitausend Dollar für einen Goldring mit Saphir, der perfekt an seinen rechten kleinen Finger passte. »Blau war die Lieblingsfarbe meiner Mutter«, sagte er zu Barstad. Tränen traten wieder in seine Augen, aber er wischte sie schnell weg, und sie gingen weiter zu Saks.
    Die Herrenabteilung lag im ersten Untergeschoss – und dort fand er eine wunderschöne oberschenkellange Lederjacke, handbestickt mit zarten Känguru-Applikationen; zum Sonderpreis von 1120,- Dollar.
    Er schaute verzückt auf die Jacke und flüsterte: »O mein Gott.« Sie sah ihn an, und er sagte ehrfürchtig: »Genau meine Größe.«
    »O mein Gott«, sagte sie nur.

21
    Weather hatte zwar gesagt, die Einladung sei keine große Sache, es kämen ja nur Freunde zu einem Bier und ein paar Meeresfrüchten vorbei, aber sie erschien früh in Lucas’ Haus und brachte drei Stunden damit zu, die Zimmer mit dem Staublappen und dem Staubsauger zu bearbeiten. Schließlich roch es, wie Lucas fand, als ob hier nur Waldelfen und Immergrün zu Hause wären. Und sie trug ihren Verlobungsring …
    »Es stinkt immer noch ein bisschen«, sagte sie, »aber wenn du den Wildreis und die Pilze abkochst, werden die Gewürze es hier drin riechen lassen wie …« Sie suchte nach dem richtigen Wort. »
Gut
wird’s riechen«, entschied sie sich dann. »Übrigens, du hast nicht genug Bier im Haus, und wenn du gleich zum Supermarkt fährst, bringst du ein paar Flaschen von diesem Pinot Noir mit – alle Welt trinkt den doch jetzt, nicht wahr? Weich und buttrig.«
    »Aha, buttrig«, sagte er.
    »Ja. Frag den Verkäufer. Vielleicht drei Flaschen. Und bring Papierhandtücher und Servietten mit – die sind dir auch ausgegangen.«
    »Nie so was gehabt«, sagte er.
    »Nanu, was benutzt du dann?«
    »Klopapier«, sagte er.
    Sie stemmte die Fäuste in die Hüfte. »Ich bin in diesem Moment, da ich mit Entsetzen feststellen muss, wie runtergekommen dieser Haushalt ist, für Humor nicht zu haben. So, und jetzt mach dich auf die Socken.«
    Sloan hatte den üblichen braunen Anzug und einen braunen Pullover angezogen, trug zur Feier des Tages jedoch statt der sonst bevorzugten derben braunen Straßenschuhe leichte Ochsenblut-Mokassins. Del hatte sein Bestes gegeben, ordentlich auszusehen; er trug gebügelte Jeans, Zuhälterstiefel und einen blauen Wollpullover. Die Frauen der beiden sahen wie Cop-Frauen aus: sorgsam in feine Pullover und Leinenhosen gekleidet, ein wenig zu rundlich, skeptisch dreinschauend.
    Lucas hatte den Holzkohlengrill im Hintergrund aufgebaut. Er schaufelte Kohle hinein, goss einen Viertelliter Spiritus darüber, trat zurück und drückte auf den Funkengeber; Sloan, Del und er lächelten über das bekannte
Wummm
, mit dem die Flüssigkeit sich entzündete sowie über den daraus resultierenden Feuerball. Als die Kohle richtig brannte, stellte er den Topf auf den Rost und goss genug Wasser hinein, um die Hummer vollständig zu bedecken.
    »Weather, bring den kleinen Biestern bei, tatsächlich auch als Hummer wieder aus dem Wasser aufzutauchen«, sagte Lucas.
    »Lucas hat ein Problem«, sagte Weather. »Er ist zu feige, die Hummer in das kochende Wasser zu setzen. Das überlässt er mir.«
    »Die Biester beißen«, sagte Lucas. »Haben wir ein paar Cracker?«
    »Diese kleinen runden?«, ergänzte Del hoffnungsvoll.
    Sie redeten über frühere Fälle, nicht aber über den Totengräberfall. Sie redeten über Krankheiten, nicht aber über Randy. Weather erzählte von einer Schädelrekonstruktion, mit der sie sich beschäftigte – wie man mit Hilfe des Simulationsverfahrens am Computer einen Schädel dreidimensional darstellen konnte, was eine millimetergenaue Rekonstruktion erlaubte und schließlich dazu führte, dass alle Knochen nahtlos zusammenpassten. »Natürlich klappt’s noch nicht immer, man muss manchmal ein bisschen nachhelfen, aber es ist den vor fünf Jahren angewendeten Verfahren um Lichtjahre voraus …«
    Cheryl, Dels Frau, berichtete von einem plastischen Chirurgen, der begonnen hatte, bei Operationen mit Instrumenten um sich zu werfen. »Er ist sonst ein netter Mann – da müssen psychische Probleme dahinter stecken.«
    Weather kannte diesen Chirurgen-Kollegen und ergänzte: »Er hat schon länger davon

Weitere Kostenlose Bücher