Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
und sie machten sich in einem Dienstwagen auf den Weg zu Barstad. Marcy hatte die Verwirrung um die zwei Ellen Barstads geklärt – eine der beiden war eine ältere Insassin in einem Pflegeheim. Jetzt hatten sie eine Adresse und eine Telefonnummer, wenn auch sonst keine Anhaltspunkte.
    Sie fuhren in ein weiteres dieser gesichtslosen Gewerbegebiete, nicht weit von dem entfernt, in dem Ware sein Pornostudio betrieb.
    »Ich dachte, das sei ihre Privatadresse«, sagte Del, als sie auf einen Parkstreifen einbogen. Dreißig oder vierzig andere Wagen waren auf dem etwa einen Block langen Streifen abgestellt.
    »Vielleicht wohnt
und
arbeitet sie ja hier«, sagte Lucas.
    »An der Tür ist ein Schild.«
    Die Tür bestand aus schwerem versilbertem Glas, und auf dem Schild stand in goldverzierten Buchstaben »Barstad Kunstgewerbe«. Die Tür war verschlossen, aber im Hintergrund brannte Licht. Lucas klopfte, legte dann die Hand über die Augenbrauen und schaute nach innen. Er klopfte noch einmal, und eine Frau tauchte aus dem Hintergrund auf, kam dann zur Tür. Als sie nahe genug war, hielt Lucas ihr durch die Scheibe seine Dienstmarke entgegen.
    Die Frau öffnete die Tür einen Spalt. »Ja?«
    Lucas erkannte in ihr die Frau aus dem Büro der Gerichtsmedizin. »Ellen Barstad?«, vergewisserte er sich.
    »Ja.« Ein besorgtes, vorsichtiges Lächeln.
    Lucas stellte Del und sich vor, und Del sagte: »Wir haben ein schwieriges Problem, und wir möchten mit Ihnen darüber sprechen. Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
    »Nun ja …« Sie sah Del von oben bis unten an, sagte dann zu Lucas: »Sie sind der Mann, den ich im Büro des Gerichtsmediziners getroffen habe.«
    »Ja.«
    »Okay.« Sie öffnete die Tür ganz und trat einen Schritt zurück. »Kommen Sie rein. Lassen Sie mich die Tür nur wieder abschließen.«
    Sie traten in den großen Raum. Mehrere Quilt-Rahmen aus hell gestrichenen Latten lehnten an den Wänden, ein weiterer lag flach auf zwei Sägeböcken. Alle Quilts befanden sich in verschiedenen Stadien der Fertigstellung.
    »Ich gebe Unterricht«, erklärte sie.
    »Das ist ein
sehr
schöner Quilt«, sagte Del, und er meinte es ernst. Der Quilt auf den Sägeböcken war im traditionellen Blockhausstil gefertigt, aber die Farben waren sorgfältig ausgewählt und platziert, so dass Licht von einer Seite zur anderen darüber zu fluten schien; es sah aus, als ob der Quilt über ein Bett ausgebreitet wäre, auf das durch ein Fenster helles Sonnenlicht fällt.
    Barstad erkannte Dels Ernst und fragte: »Haben Sie zu Hause auch Quilts?«
    »Ja, zwei«, antwortete Del. »Meine Schwägerin hat sie gemacht. Sind aber nicht annähernd so schön wie Ihre.«
    Sie sahen sich noch einen Moment bewundernd den Quilt an. Barstad war sichtlich geschmeichelt. Schließlich fragte sie: »Sie sagten, Sie hätten ein Problem? Was kann ich für Sie tun?«
    »Wollen wir uns nicht setzen?«, fragte Del. Er griff nach einem der herumstehenden Stühle.
    »Kommen Sie doch mit nach hinten«, sagte sie. »Ich mache uns Kaffee, wenn Sie mit welchem aus der Mikrowelle zufrieden sind.«
    Sie wohnte tatsächlich auch hier. Der hintere Teil der früheren Lagerhalle war gekonnt mit Sperrholzelementen in mehrere kleinere Räume aufgeteilt worden. Vielleicht hat sie das selbst gemacht, dachte Lucas: Eine grüne Armee-Werkzeugtasche und eine quadratische Sperrholzplatte standen in einer Ecke des Quilt-Raumes neben einem weißen Plastikeimer mit Holzkleber.
    In einem Nebenraum sah Lucas das Fußende eines Bettes, darüber hinaus in einem kleinen Raum zwischen dem Wohnzimmer und dem Schlafzimmer eine Toilette und ein Waschbecken. Eine kleine Küche zwängte sich in eine Nische; sie war mit einem Bürokühlschrank, einem alten Elektroherd und einer großen, früher einmal gewerblichen Zwecken dienenden Spüle ausgestattet. Schränke und Regale waren fachkundig aus verchromten gewerblichen Küchenelementen zusammengezimmert. Alles in allem, dachte Lucas, macht dieser Wohntrakt einen recht behaglichen, aber auch schicken und einer Künstlerin angemessenen bohemienhaften Eindruck.
    Sie holte Tassen, und Lucas legte los: »Sie waren mit James Qatar im Büro des Gerichtsmediziners …«
    »Ja. James und ich sind befreundet.«
    »Wir, ehm, stellen … Ermittlungen im Zusammenhang mit Mr. Qatar an«, sagte Lucas. »Deshalb sind wir hier, und über ihn wollen wir mit Ihnen sprechen.«
    »Haben Sie ihn im Verdacht, seine Mutter umgebracht zu haben?«
    Lucas warf Del einen Blick

Weitere Kostenlose Bücher