Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
präsent sein musste, um diesen Mord zu begehen«, sagte Del und stieß Lucas mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »Wie war das möglich, du Klugscheißer? Was passiert vor Gericht, wenn sie uns
das
um die Ohren hauen und mit der Das-muss-ein-anderer-gewesen-sein-Theorie daherkommen? Wenn wir Randy mal aus dem Spiel lassen, haben wir nichts in der Hand, und Randy hat allen Grund, uns das zu sagen, was wir von ihm hören wollen. Meinst du denn, Qatars Anwalt würde diese Situation nicht genüsslich ausnutzen?«
    »Gottverdammte Scheiße«, sagte Lucas.
    »Del hat Recht«, sagte Marshall. »Genau das werden die Argumente seines Anwalts sein. Aber wir dürfen Qatar nicht davonkommen lassen. Auf gar keinen Fall!«
    »Das werden wir nicht«, knurrte Lucas. »Wir werden den Mistkerl hängen.«
    Sie blieben alle am Tatort während der Arbeit der Spurenermittler und während des Abtransports der Leiche, und hin und wieder knurrten sie sich in ihrer niedergedrückten Stimmung gegenseitig an. Lucas sprach zweimal am Telefon mit Rose Marie, einmal auch mit Marcy; er unterrichtete beide über die neue Entwicklung. Als sich abzeichnete, dass man in Barstads Wohnung nichts Bedeutsames mehr finden würde, fragte er Del: »Du bist in einem Dienstwagen gekommen, oder?«
    »Ja.«
    »Okay, lass uns zu Qatars Haus fahren. Unsere Leute sind dort noch bei der Arbeit. Schau’n wir mal, ob sie was Interessantes rausgefunden haben.«
    »Ich will Ihnen was sagen – er hat hier ja anscheinend keine belastenden Spuren hinterlassen, aber er
muss
Blut an der Kleidung gehabt haben, als er Barstads Wohnung verließ«, sagte Marshall. »Blut an der Jacke, Blut an der Hose, Blut an den Schuhen – das müssen wir finden.«
    Auf dem Weg zu Qatars Haus schien Marshall auf dem Rücksitz in sich zusammenzusinken. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Lucas.
    Bei Marshall brach ein Damm – er begann draufloszureden: »Meine Frau June starb im zweiten Jahr nach unserer Hochzeit. Sie war schwanger. Prallte mit dem Wagen gegen einen Brückenpfeiler – es lag Schnee auf der Straße, wenn auch nur wenig. Sie war in einen scherzhaften Wettstreit mit meiner Schwester eingetreten, wer als Erste sein Kind bekommen würde; sie waren beide ungefähr zur gleichen Zeit schwanger geworden, es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Aber meine Frau hat die Ziellinie nie erreicht …«
    »Sie haben nicht wieder geheiratet?«, fragte Del.
    »Das hab ich nicht übers Herz gebracht«, antwortete er. »Ich rede immer noch jeden Abend vor dem Schlafengehen mit June … Als meine Schwester dann Laura zur Welt brachte, wurde das Mädchen wie eine Tochter für mich; ich war fast jeden Tag mit ihr zusammen. Als sie verschwand, fühlte ich mich völlig ohnmächtig. Konnte nichts tun. Großer Cop in der kleinen Stadt, wusste alles über jeden, konnte aber seine eigene Tochter nicht finden …«
    Er redete noch eine Weile weiter, und Lucas und Del warfen sich verstohlene Blicke zu; unausgesprochener Gedanke während Marshalls Suada bei den beiden: O Gott …
    Qatars Haus machte einen gepflegten, adretten Eindruck. Ein Detective namens Greg Webster leitete das Spurenermittlungsteam, das das Haus durchsuchte, und als er Lucas, Del und Marshall die Verandatreppe heraufkommen sah, trat er ihnen entgegen und sagte: »Ich hab’s gehört …«
    »Haben Sie irgendwas Interessantes gefunden?«
    »Nicht viel. In einer Kommode haben wir Frauenohrringe gefunden. Sie sehen teuer aus, da könnte was dahinter stecken. Wir müssen bei allen Opfern, die wir bisher identifiziert haben, Nachforschungen anstellen … Haben Sie schon mit Sandy MacMillan gesprochen? Wie ich gehört habe, hat sie in seinem Büro irgendwas entdeckt.«
    »Was?«
    »Das weiß ich nicht. Einer der Jungs hat nur gesagt, sie wär ziemlich aufgeregt gewesen – irgendwas mit dem Computer.«
    »Wir brauchen seine Telefonrechnungen, so weit zurückreichend wie nur möglich«, sagte Lucas. »Und wir müssen prüfen, ob er Mobiltelefone hat … Wir müssen seine Fotoalben durchsehen und lose rumliegende Fotos und Negative, alles, was er als Souvenir behalten haben könnte.«
    »Das machen wir«, sagte Webster geduldig. »Wir schauen uns das alles an.«
    »Haben Sie seine Waschmaschine überprüft?«
    »Ja. Sie ist leer. Auch nichts im Trockner.«
    »Ist Sandy in Qatars Büro?«
    »Das weiß ich nicht – vor einer Stunde war sie jedenfalls noch dort.«
    Sandy MacMillan war zurück ins Polizeipräsidium gefahren. Lucas fand sie in

Weitere Kostenlose Bücher