Toedlicher Blick
Boden.
»O nein, nein, o mein Gott …« Marshall drehte sich um, sagte zu Culver, der unter der Tür stand: »Bleiben Sie draußen. Lassen Sie niemand rein hier.«
Sie gingen vorsichtig neben der Blutspur weiter. »Sieht nach Blutspritzern von einer Platzwunde aus«, murmelte Lucas. An der Tür zum Wohntrakt legte er die Fingerspitzen an den oberen Rand und zischte Marshall zu: »Nicht berühren!« Dann drückte er die Tür auf.
Ellen Barstad lag neben der Küchenspüle. Sie war vollständig bekleidet, und sie war tot. Keine Strangulation diesmal: Ihr Kopf lag in einer Lache aus geronnenem Blut, umgeben von Spritzern aus bereits eingetrocknetem Blut. Ihr Hinterkopf war zerschmettert. Lucas sagte: »Okay, wir müssen ein paar Leute holen.« Er sah Marshall an. Der hatte die Augen geschlossen und eine Hand vor das Gesicht gepresst, den Handballen unter das Kinn, die Fingerspitzen gegen die Stirn. »Terry?«
»Ja, ja … Gottverdammt, Lucas, wir sind schuld daran …«
Lucas versuchte, den saueren Geschmack in seinem Mund hinunterzuschlucken, schüttelte den Kopf. Schaute sich in der Küchenecke um, sah den Hammer. »Die Tatwaffe«, sagte er.
Marshall nahm die Hand vom Gesicht. »Musste ja so was sein, bei
dem
zertrümmerten Hinterkopf …« Er stand näher an dem Hammer als Lucas, trat noch dichter davor, beugte sich darüber. »Scheint abgewischt worden zu sein. Es hängen kleine Papierstreifen dran – wie von einem Papierhandtuch.«
»Kommen Sie, wir müssen raus hier, ehe wir irgendwelche Spuren verwischen«, sagte Lucas. »Wir holen die Spurenermittler.«
Del traf fünf Minuten später ein, als Marshall und Lucas unter Mithilfe von Culver gerade eine Pappscheibe vor das Loch im Glas der Eingangstür geklebt hatten. Del sah die beiden an, fragte nur: »Tatsächlich?«
»Ja, sie ist tot«, sagte Lucas. Del ging zur Tür, und Lucas warnte: »Pass auf das Blut im Werkstattraum auf. Und fass die Tür zum Wohntrakt nicht an.«
Del verschwand nach innen, kam nach einer Minute wieder zurück. Sein Gesichtsausdruck glich dem Marshalls.
»Wann hat er das getan?«
»Vergangene Nacht, nehme ich an«, sagte Lucas. »Die Blutlachen sind noch nicht ganz eingetrocknet. Vielleicht können wir mit Hilfe der Raumtemperatur einen halbwegs genauen Todeszeitpunkt ermitteln. Wir haben das Loch in der Tür zugeklebt, um die Temperatur in der Wohnung nicht zu beeinflussen.«
»Verdammt, er ist anscheinend völlig ausgeflippt«, sagte Del. »Sieht aus, als ob er gleich hinter der Haustür auf sie losgegangen sei, wahrscheinlich mit dem Hammer, der auf dem Quilt-Rahmen lag …«
»Bist du sicher?«, unterbrach Lucas.
»Ja – ich habe ihn neulich auf dem Rahmen liegen sehen, und jetzt ist er nicht mehr da. Er hat ihn sich gegriffen und zugeschlagen, aber der Schlag war noch nicht tödlich – sie hat es noch geschafft, bis in die Wohnung zu laufen.«
»Ich hoffe nur, der Mistkerl hat die Tür zur Wohnung mit den Fingern geöffnet oder geschlossen«, sagte Lucas. »Das wäre ja das normale Verhalten …«
»Es bringt uns aber nicht viel«, sagte Marshall. »Er war ja öfter hier, wir haben ihn sogar einmal dabei gefilmt. Er könnte sagen, die Fingerabdrücke würden von einem früheren Aufenthalt in der Wohnung stammen.«
»Sicher, aber wenn wir brandneue Abdrücke auf der Tür finden, wäre das immerhin ein Glied in der Beweiskette. Verdammt! Warum haben wir sie nicht irgendwohin geschafft? Warum haben wir sie nicht hier rausgeholt?«
»Warum sollte er sie eigentlich umbringen? Dieser Mord ist ganz anders ausgeführt als bei den anderen Frauen.«
»Es ist ein ähnlicher Mord, wie er ihn an Neumann begangen hat«, sagte Lucas.
»Wenn er der Mörder Neumanns ist«, sagte Del. »Wir können ihm den Mord an ihr nur schwer nachweisen.«
»Hey, auf welcher verdammten Seite stehst du eigentlich?«, bellte Lucas ihn an. Er kochte vor ohnmächtiger Wut.
»Ich bin auf deiner verdammten Seite, aber ich denke an die Beweislage vor Gericht«, knurrte Del. »Und die macht mir echt Sorgen. Wir haben Randy, den Dealer, und wir haben diese beiden scheinbar zusammenhanglosen Morde in St. Patrick an Neumann und Qatars Mutter, von denen wir annehmen, dass er sie begangen hat, aber sie sind nicht im Stil des Totengräbers ausgeführt worden, und was noch schlimmer ist …«
»Was ist noch schlimmer?«, fauchte Lucas.
»Und was noch schlimmer ist, wir hatten einen Beschatter auf Qatar angesetzt, während er ja wohl körperlich hier
Weitere Kostenlose Bücher