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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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der Ecke, wo die beiden Männer das Basketballspiel verfolgten. Die Männer waren Anstreicher, wie Lucas feststellte: Ihre Jeans waren mit Farbspritzern bedeckt. Beide waren Mitte zwanzig; einer trug eine Baseball-Mütze der Twins, der andere ein Sweatshirt der Vikings mit der aufgenähten ovalen Plastikscheibe eines Footballs an der Brust. Lucas und Del verfolgten eine knappe Minute das Spiel, dann sagte Lucas zu dem Mann mit der Baseballmütze: »Wir sind von der Polizei. Wir suchen nach einem Freund von Ihnen.«
    Die beiden Männer warfen sich einen kurzen Blick zu, dann hob Baseball die Schultern und sagte: »Wen meinen Sie? Was hat er verbrochen?«
    »Larry Lapp, und er hat nichts verbrochen. Wir wollen mit ihm nur über eine Frau sprechen, die er früher mal gekannt hat.«
    »Oh, heiliger Himmel – Sie reden von dem Mädchen, das umgebracht worden ist?«, fragte der Vikings-Fan.
    Lucas und Del nickten, und Del fragte: »Haben Sie die Frau gekannt?«
    »Wir wussten, wer sie war«, antwortete der Vikings-Fan. »Sie wohnte in der Nachbarschaft, aber dann zog die Familie weg. Sie hatte Freunde hier in der Gegend.«
    »Wie ich gehört habe, hat sie eine … Beziehung zu diesem Larry Lapp gehabt«, sagte Lucas und grinste bei dem Wort »Beziehung« absichtlich schlüpfrig.
    »Oh, Mann, das glaube ich nicht – und Larry kriegt Schwierigkeiten mit seiner Frau, wenn Sie so was rumerzählen«, sagte Football. »Er und das Mädchen kannten sich schon sehr lange, von der Junior Highschool oder so. Sie hatten nichts mit’nander, aber Marcella wird das nicht glauben, wenn sie so was läuten hört.«
    Del fragte: »Dürfen wir uns eine Minute zu Ihnen setzen?« Er wartete die Antwort nicht ab, zog einen Stuhl heran, und Lucas tat das Gleiche. Als sie Platz genommen hatten, legte Lucas die Unterarme auf den Tisch und sagte mit ruhiger Stimme: »Wir haben gehört, dieses Mädchen sei … auf den Strich gegangen. Für hundert Bucks pro Durchgang. Niemand wird Ärger kriegen, wenn er uns was dazu sagt, selbst wenn er mal ihr Kunde war – wir wollen nur Spuren in dem Mordfall nachgehen, das ist alles. Hat einer von Ihnen mal was in dieser Richtung gehört?«
    »Das ist völliger Blödsinn«, sagte Baseball und lehnte sich zurück. »Wer auch immer Ihnen das gesagt hat, er ist ein Arschloch.«
    »Ich habe nie so was gehört«, stieß Football ins gleiche Horn und schüttelte empört den Kopf. »Sie war ein richtig nettes Mädchen. Scheu. Und ich meine, wenn sie’s für Geld gemacht hat, hätt’ sie mir vielleicht ja auch mal ein Angebot gemacht, aber das hat sie nicht, nicht mal auch nur irgend ’ne Andeutung, verstehen Sie … Nein, das ist völlig unmöglich.«
    Baseball sagte: »Das kann ich nur bestätigen. Hin und wieder kommt ja auch mal ’ne Nutte hier rein, und der sieht man ihren Job dann wirklich an.«
    »Schaun Sie sich doch um«, sagte Football. Sie taten es, sahen die schäbige Bar mit den billigen Hockern, die abgenutzten Tische und Stühle, den Dreck auf dem Boden. »Meinen Sie, eine Hundert-Dollar-Nutte würd’ sich hier Kundschaft suchen? Eher eine, die neunundzwanzig-fünfundneunzig verlangt.«
    »Okay«, sagte Del. »Zurück zu diesem Larry Lapp …«
    »Sie bringen ihn in Teufels Küche, wenn Sie im Beisein seiner Frau mit ihm reden«, sagte Baseball. »Er hat ziemliche Eheprobleme …«
    »Wenn Sie wollen, können wir ihn ja herholen«, bot Football an. »Er wohnt nur zwei Blocks entfernt von hier.«
    »Das wäre prima«, sagte Lucas. »Wenn Sie mir vorher noch Ihre Namen nennen würden … nur der Vollständigkeit halber.«
    »Für den Fall, dass wir uns aus dem Staub machen, wie?«, fragte Baseball. Er grinste Lucas an.
    »Na ja … Wir sind Bürokraten, verstehen Sie?«
    Larry Lapp war klein und stämmig; er trug einen kurzen dunklen Mantel sowie eine Marine-Schirmmütze, die er bis zu den Augenbrauen heruntergezogen hatte. Er kam hinter den Anstreichern in die Bar, nickte dem Mann hinter der Theke zu und folgte den beiden anderen zum Tisch, an dem Lucas und Del auf die Gruppe warteten. Er nickte den Cops kurz zu, setzte sich dann hin, behielt aber die Hände in den Manteltaschen. Er hatte ein flaches, breites Gesicht, und sein Tagesbart sah aus, als würde er aus kleinen Nägeln bestehen. »Was erzählen Sie da für einen Mist über Julie?«
    »Wir versuchen nur, einer Information nachzugehen, die wir erhalten haben«, antwortete Lucas.
    »Wenn irgendein Typ Ihnen gesagt hat, Julie wäre auf den

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