Toedlicher Blick
draußen.«
»Okay, bis dann«, sagte Lucas und legte den Hörer auf. Weather hob den Kopf und fragte: »Seinen Dudelsack blasen? Wo habt ihr Typen bloß all diese schweinischen Ausdrücke her?«
»Das hat echt wehgetan«, sagte Lucas statt einer Antwort. »Das Kneifen. Tut immer noch weh.«
»Du Armer … Willst du dich etwa rächen?«
Er sah auf die Uhr. Das Cobra lag nur zehn Auto-Minuten entfernt. »Ich werde dich übers Knie legen müssen«, sagte er.
»Keine Chance«, sagte sie.
Das Wetter war tatsächlich so schlimm, wie Del es angekündigt hatte. Ein kräftiger Winterwind peitschte die Schneeflocken frontal gegen die Windschutzscheibe, während Lucas am Fluss entlang nach Norden fuhr. Er hatte den Eindruck, in den Wirbel eines Trichters hineinzufahren, der sich zum Zentrum eines Tornados verengte. Nach zehn Minuten tauchte Del unter einer Staßenlaterne auf. Lucas parkte den Tahoe direkt vor ihm.
»Dieser Ort ist verflucht«, sagte Del, als Lucas ausgestiegen war. Del trug seine Winterkluft – einen Mantel der früheren DDR-Armee, das dazugehörende Barett und gestrickte Fausthandschuhe. Er sah über die Straße zu der Bar hinüber. Sie befand sich hinter einer Schaufensterreihe, deren Jalousien heruntergelassen waren. Reklametafeln von Busch and Lite hingen über den Fenstern, dazwischen flackerte – aufgrund einer defekten Neonröhre – der in Gold und Schwarz gehaltene Name »Cobra«.
»Verflucht? Meinst du Minnesota?«
»Ich meine die Kneipe da drüben«, stellte Del klar. »In den vergangenen fünfzehn Jahren waren mindestens zehn verschiedene Läden und Bars in diesen Räumlichkeiten. Keiner hat sich halten können.«
»Der Schlangenladen«, erinnerte sich Lucas. »Hat die Bar den Namen von ihm?«
»Ja, ich denke schon. Ich kannte den Mann, der den Laden damals betrieb. Den Schlangenladen. Hatte den schönen Namen Herpetology Grand. Er sagte, Schlangen wären die kommenden Haustierchen der Yuppies, die neuesten Modetierchen. Schlangen seien wunderbare Tiere, meinte er, sauber, still, und sie würden nur einmal in der Woche was zum Fressen brauchen. Sie würden im Preis bald erheblich steigen. Er wollte mich überreden, in sein Geschäft zu investieren; er werde eine ganze Ladenkette aufbauen.«
»Und was ist dabei schief gelaufen?«, fragte Lucas, als sie über die Straße gingen.
»Man muss die Schlangen mit lebendigen Springmäusen füttern«, erklärte Del. »Und die Frauen der Yuppies konnten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, kleine lebendige Springmäuse regelmäßig an große Schlangen zu verfüttern.«
Im Cobra war es so dunkel wie draußen vor der Tür. Der schmale Eingang führte direkt zur Bar, vor der Hocker mit roten Ledersitzen aufgereiht waren. Im Hintergrund standen ein paar Tische, ein Farbfernseher und ein Shuffleboard-Bowling-Spiel; an der Wand hing eine offensichtlich wenig benutzte Dart-Scheibe. Über der Toilettentür verkündete ein Schild in Leuchtschrift: »Achtung! Notausgang!« Es roch nach Bier und Erdnüssen und Zigarettenrauch. Zwei Gäste saßen an einem der Tische und sahen sich ein Baketballspiel der Lakers an. Ein dritter Mann hing auf einem Barhocker vor dem Tresen. Lucas deutete auf zwei Hocker und fragte Del: »Bier?«
»Wenn du zahlst«, sagte Del.
Der Barkeeper schob ihnen zwei Bierflaschen und Gläser zu und gab Lucas das Wechselgeld auf eine Fünf-Dollar-Note heraus. Lucas legte seine Dienstmarke auf die Theke und sagte: »Wir sind Cops. Wir suchen einen von Ihren Stammkunden.«
»So?« Der Barkeeper war recht freundlich. »Ich habe Sie ein paarmal im TV gesehen. Sie kommen aus Minneapolis, nicht wahr?«
»Ja. Wir suchen Larry Lapp. Kennen Sie ihn?«
»Larry?« Der Mann war überrascht. »Was hat er angestellt?«
»Nichts, gar nichts. Wir wollen ihm nur ein paar Fragen zu einer Freundin von ihm stellen.«
»Hätte mich auch gewundert. Larry ist ein netter Kerl … Er war heute Abend hier, ist vor ungefähr zwei Stunden wieder gegangen. Er wohnt nur zwei oder drei Blocks von hier, glaube ich, aber ich weiß es nicht genau.«
»Er steht nicht im Telefonbuch«, sagte Lucas.
»Er ist verheiratet, und das Haus gehört seiner Frau.« Er hob entschuldigend die Hände. »Alles, was ich über sie weiß, ist ihr Vorname – Marcella.«
Del wies auf die anderen Gäste. »Kennt einer der beiden unseren Mann?«
Der Barkeeper sah hin. »Die beiden da drüben?« Er dachte nach. »Ja, wahrscheinlich.«
Lucas und Del nahmen ihr Bier und gingen zu
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