Toedlicher Blick
mir
irgendetwas
, und ich helfe Ihnen aus der Sache raus. Ich werde Ihnen nicht helfen, wenn wir feststellen sollten, dass Sie an der Vertreibung von Kinderpornos beteiligt sind, aber wenn Sie von Ware nur bezahlt werden, um seine Website zu managen, können wir was für Sie tun.«
Carr blies wieder die Wangen auf, kratzte sich am Kopf, sagte: »Ich sollte wohl doch besser mit einem Anwalt reden …«
Lucas hob die Schultern. »Das steht Ihnen völlig frei. Ich möchte aber betonen, dass mein Angebot zeitlich eng befristet ist. Wenn wir Pornos finden …«
»Mein Gott …« Er sah Rie an, sagte dann: »Ich bin kein Kinderporno-Freak.«
»Das hat niemand behauptet«, sagte Rie.
Carr wandte sich wieder an Lucas, senkte die Stimme: »Es gibt die Möglichkeit … dass er solches Zeug an eine Untergrund-Website in Europa schickt – in Holland, glaube ich. Die Adresse der Website lautet ›Donnerblitzen451‹.« Er buchstabierte den Namen, fuhr dann fort: »Man braucht einen bestimmten Kode, um reinzukommen. Wenn man zu oft einen falschen Kode eingibt, löscht das die Website. Vielleicht sind Ihre Spezialisten ja aber clever genug …«
»›Donnerblitzen‹ wie das Rentier im Gespann des Weihnachtsmanns?«, vergewisserte sich Lucas.
»Ja«, bestätigte Carr. »Und vier-einundfünfzig wie in
Fahrenheit 451
, dem Buch von Ray Bradbury. Bei 451 Grad Fahrenheit entzündet sich Papier – Ware erlaubt sich da also offensichtlich einen kleinen Scherz. Wenn man den falschen Kode eingibt –öfter als zweimal jedenfalls –, ›verbrennt‹ die Website; sie zerstört sich selbst.«
»Aber warum macht er so was?«, fragte Lucas. »Wenn jemand zufällig darauf stößt …«
»Wie sollte jemand zufällig auf ›Donnerblitzen451‹ stoßen? Es ist keine öffentliche Domain – es ist seine private. Sein Bildarchiv, könnte man sagen. Er bietet hoch auflösende Fotos dort an, jemand will was Besonderes, er geht in sein Archiv, veranlasst die Übersendung des entsprechenden Fotos, die Website spuckt es aus, der Empfänger druckt es sich aus … Keine Möglichkeit, eine Spur zu Morrie zurückzuverfolgen. Er bewahrt das Negativ eines Fotos niemals länger als zehn Minuten auf. Sobald er das Foto entwickelt hat, scannt er es in seinen Speicher, verbrennt das Nagativ – und das Foto existiert nur noch als eine Zahlenreihe irgendwo drüben in Europa.«
»Das ist sehr interessant«, sagte Lucas. »Aber Sie kennen den Zugangskode nicht?«
»Nein, aber ich kenne das Setup, und ich nehme an, dass er es mit diversen Fallstricken gesichert hat. Wenn man versucht reinzukommen, sollte man wissen, was man macht, sonst wird alles gelöscht.« Er nickte wie zur Bestätigung. »Ich habe mir einige Gedanken zu der Sache gemacht. Habe versucht rauszukriegen, wie der Kode lauten könnte. Versucht, Ware mal zu erwischen, wenn er die Website aufrief. Sogar überlegt, ob ich heimlich einen Keystroke Recorder in seinen Computer installieren soll, aber … Na ja, ich hab’s letztlich dann doch nicht gemacht.«
»Okay, das hilft uns immerhin weiter«, sagte Lucas. »Wenn Sie Ware irgendwas von dem sagen, was Sie uns gerade mitgeteilt haben, gilt der Deal nicht mehr, klar? Und Sie sollten sich wohl doch besser einen Anwalt besorgen.«
Lucas schickte Carr zurück auf die Couch und sagte zu Rie: »Wir müssen den Kode für diese Website rausfinden, ehe wir Ware wieder entlassen. Wenn er sich nur fünf Minuten an seinen Computer setzen kann, ist die Website gelöscht.«
»Und wie sollen wir das machen?«, fragte sie.
»Mit Hilfe des FBI vielleicht. Sie könnten eine groß angelegte Computeroperation starten und den Kode knacken.«
»Rufen Sie bei den Feds an?«
»Ja, ich kümmere mich darum. Und …« Er brach ab und sah nach draußen. »Hey – ich glaube, wir kriegen Besuch.«
Ein Mann und eine junge Frau waren aus einem alten Chevy gestiegen und kamen auf den Eingang zu.
»Sie werden die aufgebrochene Tür sehen«, sagte Rie.
»Das werde ich verhindern.« Lucas hastete zur Tür und zog sie auf, als ob er gerade nach draußen gehen wollte.
Der Mann hatte gerade den Bürgersteig vor dem Eingang erreicht und blieb stehen, als er Lucas sah. »Hey. Ist Morrie da?«
»Ja. Hinten im Studio«, antwortete Lucas. »Und wer sind Sie?«
»Ich bin das Model«, sagte die Frau. Sie war jung, aber ihr Gesicht war hart, zeigte bereits dünne Falten – ein Straßen-Kid. Sie sah Lucas herausfordernd an. Vielleicht achtzehn, dachte Lucas. Vielleicht auch
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