Toedlicher Blick
standen vor ihm, und er trat langsam zurück in den Raum. »Hey, was ist eigentlich los hier?«
Dann stand der Mann mit der großen Kamera vom Sofa auf und sagte: »Ich gehe jetzt, ich sollte eigentlich gar nicht hier sein …«
»Jetzt halten Sie alle mal die Schnauze«, rief Rie. »Wir sind von der Stadtpolizei Minneapolis. Sie beide …« Sie deutete auf den Mann, der es mit der Hintertür versucht hatte, und auf den mit der Kamera. »Setzen Sie sich hin. Los!«
»Ich will meinen Anwalt anrufen!«, schrie der Mann in dem weißen Hemd.
Lucas ging zu ihm hin. »Wie geht es Ihnen, Morris?«, fragte er. »Erinnern Sie sich an mich?«
Ware starrte Lucas an, sagte dann: »Nein, ich erinnere mich nicht. Ich will meinen Anwalt sprechen, und zwar
sofort
.«
»Jemand sollte Mr. Ware die Kopie des Durchsuchungsbefehls geben«, sagte Lucas. Und zu einem der Streifenwagen-Cops: »Nehmen Sie den Mann mit in den Flur und lassen Sie ihn ein Telefon benutzen.«
Rie ließ sich von den beiden anderen Männern die Ausweise zeigen – sie hießen Donald Henrey und Anthony Carr –, während Ware nach draußen geführt wurde. Vor der Tür fauchte er Rie noch an: »Sie alle werden das noch bereuen. Ihre Karrieren sind beendet. Sie sind erledigt.«
Der Computerspezialist zog den Stecker eines Telefonkabels aus Wares teurem Macintosh und überprüfte die Stromkabel, die zu Peripheriegeräten führten. »Scheint okay zu sein«, sagte er. »Das Gerät ist jetzt abgesichert, aber ich fange am besten erst mit der Arbeit an, wenn ich es auf dem Prüfstand im Präsidium habe.«
Lucas nickte. »Wie Sie’s für richtig halten. Als wir reinkamen, war er ja ganz wild darauf, noch was zu löschen … Da muss was Wichtiges drinstecken.«
Einer der Streifenwagen-Cops behielt die beiden Männer auf der Couch im Auge, während Rie, Del, Lucas und die beiden uniformierten Cops des Einsatzteams damit begannen, den Raum zu durchsuchen. Sie kramten in Schubladen, sahen unter Kissen nach, kippten Kisten aus. Sie fanden kein einziges Foto. Was sie aber fanden, waren zwei Dutzend ZIP-Disketten für den Macintosh.
Nichts, was man sofort anschauen konnte …
Lucas fragte Henrey, den Mann mit der großen Kamera: »Was werden wir auf diesen Disketten finden?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete er. Er klang deprimiert. »Man hat mich angeheuert, um Fotos zu machen. Natürlich keine verbotenen. Ich würd’ niemals illegale Aufnahmen machen.«
»Werden hier wirklich keinerlei verbotene Szenen fotografiert?«
»Das weiß ich nicht«, sagte er wieder. Er drehte die große Kamera in den Händen. »Man hat mich für eine einzige Session angeheuert.«
»Wann? Schon erledigt? Oder später?«
Henrey sah auf die Uhr. »In einer halben Stunde. Wir waren gerade dabei, die Beleuchtung aufzubauen.«
Lucas wandte sich an Rie. »Wir sollten Ware wieder reinholen. Und Sie sollten sich draußen an den Schreibtisch setzen – als Empfangsdame.«
Sie hob anerkennend den Zeigefinger. »Gute Idee.«
Ware kam in Begleitung seines Bewachers zurück in den Raum, sah Lucas an, fauchte: »Was jetzt?«
»Setzen Sie sich auf die Couch«, sagte Lucas.
»Mein Anwalt ist unterwegs.«
»Sehr schön. Ich schlage vor, dass Sie nichts sagen, ehe er eingetroffen ist.«
»Darauf können Sie sich verlassen, und auch keiner sonst sollte was sagen«, knurrte er und sah die beiden anderen Männer an. »Ich werde Sie wegen Verleumdung verklagen und als Schadenersatz den letzten Penny aus Ihnen rausquetschen, glauben Sie’s mir!«
Lucas winkte den Mann mit der Kamera zu sich und ging mit ihm in den Flur. Rie stellte gerade einen Stuhl an den Schreibtisch und bereitete sich darauf vor, Besucher zu empfangen.
Lucas sagte zu Henrey, er solle sich auf den Stuhl setzen, und fuhr dann fort: »Wenn wir Kinderpornos auf diesen Disketten finden – Kinderfotos sind ja Wares Lieblingsthema –, könnte es sein, dass Sie für ein paar Jahre in Stillwater eingebuchtet werden. Sie wissen ja, wie streng man da ist.«
»Hören Sie, Mann, so wahr mir Gott helfe, ich bin doch nur vorübergehend angeheuert, ich bin kein fester Mitarbeiter von Ware.« Henrey schien den Ernst der Lage zu erkennen.
»Das nehmen wir zur Kenntnis, und wir werden jede Hilfe, die Sie uns geben, honorieren. Also, geben Sie uns einen einzigen Hinweis, der uns weiterhilft.«
»Ich muss mit einem Anwalt sprechen …«
»Eine einzige Sache, mein Freund«, sagte Lucas. »Geben Sie mir einen einzigen hilfreichen Hinweis.
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