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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Kinderpornoarchiv drüben in Europa – in Holland – betreibt. Unsere Quelle hat uns die Internetadresse der Website gegeben, kennt aber den Zugangskode nicht und meint, bei einem unautorisierten Zugriff könnte es passieren, dass die ganze Website innerhalb von zehn Sekunden gelöscht wird. Wir brauchen ein paar ausgebuffte Computerfachleute von euch Feds, um der Sache auf die Spur zu kommen, und dann muss man die Cops in Holland verständigen und die Server hochnehmen lassen, ehe unser Mann morgen gegen Kaution freikommt.«
    »Okay, wir versuchen es«, sagte Mallard. »Der Erfolg hängt natürlich auch davon ab, ob die Cops da drüben zur Kooperation bereit sind. Wenn’s um die Niederlande geht, könnte es klappen. Wir arbeiten gut mit den Holländern zusammen.«
    Lucas gab Mallard die Details über Wares Machenschaften und die Website-Adresse, sagte zum Schluss: »Rufen Sie mich baldmöglichst zurück.«
    »Ich rufe Sie morgen früh gleich an. Bis dahin haben unsere Psychiater sicher auch was zu den Zeichnungen zu sagen.«
    Später an diesem Abend gingen Weather und Lucas ins »Eau du Chien«, ein neues französisches Restaurant in der Nähe der Ford Bridge in St. Paul. Eine Kellnerin zündete die weißen Kerzen auf ihrem Tisch an, und sie bestellten Chardonnay, schauten dann in die Speisekarten. Und Weather fragte, ohne den Blick von der Karte zu nehmen: »Was ist eigentlich mit deinem Verlobungsring passiert?«
    »Den habe ich weggegeben«, antwortete Lucas abwesend, hob seinerseits nicht den Blick von der Karte.
    Jetzt sah Weather hoch, und eine kleine Zornesfalte zeigte sich auf ihrer Stirn. »Weggegeben?«
    »Für Wohltätigkeitszwecke. Irgendwelche Leute machten eine Auktion. Ich habe eine Spendenbescheinigung für die Steuer bekommen.«
    Sie sagte: »Lucas, ich meine es ernst. Du nimmst mich auf den Arm.«
    »Er liegt in der Kommode, zweite Schublade von oben, in seinem Etui, unter meinen Socken.«
    Sie beschäftigten sich wieder für einen Moment mit der Auswahl ihrer Speisen, dann sagte Weather, den Blick über den Rand der Karte auf ihn gerichtet: »Wenn ich mir das durch den Kopf gehen lasse, komme ich zu der Überzeugung, dass wir ein wenig zu informell an diese ganze Sache rangehen.«
    »Du machst mir Angst«, sagte er.
    »Ich will dir keine Angst machen. Ich meine einfach nur, wir sollten miteinander
REDEN

    »O Gott, nur das nicht!«
    »Was?« Die Falte auf der Stirn war wieder da.
    »Reden. Ich will nicht mit dir
REDEN –
groß geschrieben. Ich will heiraten und ein paar Kinder haben und sie auf Konfessionsschulen schicken oder was immer du für das Beste hältst, aber ich will nicht im Voraus jede kleinste Einzelheit im Gespräch mit dir verhackstücken.«
    »Ich will auch nicht im Voraus jede Einzelheit mit dir besprechen«, sagte sie. »Ich möchte nur eine rationale, offene Diskussion mit dir führen. Ich meine, wir haben ja bisher nicht einmal formell beschlossen, die Ehe miteinander einzugehen.«
    »Weather, willst du mich heiraten?«
    »Das ist nicht gerade die Form des Um-meine-Hand-Anhaltens, die ich mir vorgestellt habe.«
    »Na ja, trotzdem – willst du mich heiraten?«
    »Na ja –
ja
«, sagte sie und hielt noch immer die Speisekarte vor sich wie ein Buch.
    »Sehr gut. Das wäre also erledigt. Steck den Ring an. Und jetzt sagst du mir mal, was sich hinter Nummer 5 versteckt – das ist doch nicht irgendwas mit Schnecken oder Muscheln? Oder was von diesen zwangsernährten kranken Gänsen?«
    »Lucas …«
    »Weather, ich bitte dich … Nicht jetzt und hier. Nicht im Eau du Chien. Wir könnten nach Hause gehen, ein Bier trinken, es uns bequem machen …«
    »Du wirst mit den Armen rumfuchteln und wirres Zeug reden«, sagte sie.
    »Nein, mach ich nicht.«
    »Vielleicht nicht – wenn wir hier und jetzt
REDEN
«, sagte sie.
    »Verdammt, Weather …«
    Die Kellnerin war überzeugt, die beiden hätten einen Streit.

8
    Lucas kam um neun Uhr ins Büro, recht übermüdet nach einer langen, intensiven Nacht. Marcy schrie gerade jemanden am Telefon an. Ein rundköpfiger Mann saß auf dem Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch und sah ihr beim Schreien zu. Als Lucas hereinkam, schrie Marcy »Ende!« ins Telefon, legte auf und fragte: »Wo hast du dich rumgetrieben?«
    »Musste Weather am frühen Morgen nach Hause bringen, habe dann dort noch ein paar Stunden geschlafen. Was ist los?«
    »Wir haben doch diesen Mann mit dem Bürstenhaarschnitt und dem langen schwarzen Mantel, der Aronson aus

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