Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
speziellen Fleischsoße – gehackte Elch-Lende in vegetarischer Fertigsoße –, dazu einen Salat aus Äpfeln und Partyzwiebeln; als Getränk stellte er Chianti bereit. Alles war fertig, als Weather ankam. Sie schleppte sich müde in die Küche, ließ die Aktentasche dicht vor der Wand auf den Boden fallen, schnüffelte, fragte: »Elch?«
    »Diesmal auf andere Art zubereitet«, sagte er. »Ich habe das Gericht perfektioniert.«
    »Ich nehme an, die Perfektionierung besteht darin, dass du das ganze Glas der Spaghetti-Soße benutzt hast.«
    »Nein. Ich wusste, dass dir das nicht gefallen würde, und habe was von der Soße übrig gelassen. Du kannst die Elchsoße ja mal probieren, und wenn du sie nicht magst, mache ich dir eine normale Fertigsoße in der Mikrowelle heiß.« Er sah jetzt, wie erschöpft sie wirkte. »Was ist los mit dir?«
    »Ich hatte einen schlimmen Tag. Wirklich schlimm.«
    »Ich dachte, du hättest heute deinen Bürotag«, sagte Lucas. »Papierkram.«
    »Ja, aber auch ein paar ambulante Patienten … Habe ich dir mal von Harvey Simson erzählt? Dem Mann, der dieses Schneemobil- und Geländefahrzeug-Geschäft besitzt?«
    »Nein.«
    »Vor einem Monat oder so reinigte er einen Vergaser mit irgendeiner feuergefährlichen Spray-Lösung, und es kam zu einer Explosion. Er erlitt Verbrennungen dritten Grades an beiden Unterarmen, und als man die Wunden gereinigt hatte, war klar, dass Hauttransplantationen erforderlich waren. Ich hatte Dienst, entnahm ein paar Hautstreifen von seinen Oberschenkeln und verpflanzte sie auf die Arme. Kein Problem. Ich sah ihn noch ein paarmal bei den Nachuntersuchungen und lernte seine Frau kennen – eine dieser hübschen rundlichen Frauen, die sich nichts daraus machen, ein paar Pfunde mehr als andere zu haben. Die beiden sind glücklich miteinander und haben eine kleine Tochter, und das zweite Kind ist unterwegs. Er ist ungefähr dreißig, und sein Geschäft läuft inzwischen recht gut. Sie verdienen endlich ein bisschen Geld, aber sie haben keine Krankenversicherung. Nun ergibt sich das Problem, wie sie die recht hohe Rechnung für die Behandlung der Brandwunden bezahlen sollen. Sie sind nicht arm genug, um Unterstützung vom Sozialamt zu kriegen, aber auch nicht reich genug, um einfach einen Scheck ausstellen zu können. Harvey sagt, wir sollen uns keine Gedanken machen, er würde die Rechnung umgehend begleichen. Er geht zu seiner Bank, und man kennt ihn dort gut genug, um ihm ein weiteres Darlehen zu bewilligen, und er bezahlt prompt die Rechnung.«
    Weather senkte den Kopf und schnüffelte und schluchzte ein paarmal, etwas, das Lucas noch nicht oft bei ihr gesehen hatte, wenn sie von den Problemen ihrer Patienten sprach. »Heh, mein Gott, was …«
    »Heute kam er zur letzten Nachuntersuchung zu mir, und ich fragte ihn nach seinem Ergehen. Alles ist bestens, und er hofft auf einen frühen Frühling, damit das Geschäft mit den Geländefahrzeugen anlaufen kann und so weiter, und dann erwähnt er, er habe so was wie einen schwammigen Leberfleck auf dem Rücken, den er nicht los werde und der stark jucke. Und ich sage natürlich, lassen Sie mich das mal ansehen …«
    »O gottverdammte Scheiße«, sagte Lucas.
    Sie senkte wieder den Kopf. »Ja. Ein großes feistes Melanom. Er hat es seit Wochen, vielleicht sogar schon seit drei oder vier Monaten. Und Gott weiß, wie lange vorher es sich schon ausgebildet hat. Ich habe ihn gleich rüber zu Sharp geschickt, aber … Er wird sterben. Er hat das Melanom schon zu lange.«
    »O Gott …« Lucas strich ihr über den Rücken.
    »Ja. Ich kann so was gut verkraften, wenn es um Patienten geht, denen man noch helfen kann. Aber wenn es so plötzlich kommt, bei einem Mann, der jünger als man selbst ist, der absolut gesund aussieht, dem man aber nicht mehr helfen kann, der in einem Jahr tot sein wird … Mein Gott. Ich frage mich, ob ich überhaupt noch ein Kind haben will.«
    »Hey … Wenn jede Mutter sich darum sorgen würde, was mit ihren Kindern geschieht, wenn sie stirbt, bekäme kaum mehr eine ein Kind. Man muss solche Gedanken unterdrücken.«
    »Ja …«
    »Weißt du, was noch schlimmer wäre? Wenn man ein Kind hat und das dann stirbt. Das wäre schrecklich.«
    »Das ist wahr.« Sie seufzte. »Also Elch, hmmm?«
    Marcy hatte die Fotos der Versicherungsgesellschaften – sowohl von Aronsons als auch von Neumanns Schmuckstücken –, als Lucas am nächsten Morgen ins Büro kam.
    »Aronsons Eltern waren ganz früh schon hier«,

Weitere Kostenlose Bücher