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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Umgebung aufgewachsen wär’.«
    »Aber er war tatsächlich ein Weißer?«
    »Ja«, bestätigte Stans.
    »Hat er ausgesehen, als ob er schon ein paar Schlägereien hinter sich hätte? Vernarbte Augenbrauen, Boxernase?«
    Stans dachte einen Moment nach. »Ja, stimmt … So sah er aus«, sagte er dann. »Kennen Sie den Typ? Was ist mit ihm passiert?«
    »
Ich
bin ihm passiert«, sagte Lucas.
    »Okay, vergessen wir den Deputy-Schwachkopf«, sagte Stans und grinste. »Bleiben
Sie
mir vom Leib.«
    Als Lucas wieder in den Tahoe gestiegen war, sah Del ihn erwartungsvoll an und fragte: »Was wollte er noch?«
    »Es ist dieser verdammte Randy Withcomb«, sagte Lucas. »Randy, der Zuhälter.«
    »Sie kennen ihn?«, fragte Marshall aufgeregt.
    Lucas nickte, sagte: »Ja … Wissen Sie, die Stadt ist nicht so groß, wie man immer denkt. Wenn man lange genug hier rumhängt, lernt man eine Menge Typen kennen.«
    »Meinen Sie, er könnte …«
    Lucas zuckte die Achseln. »Randy könnte fast alles anstellen. Er ist ein gottverdammter Zuhälter, und wir wissen, dass er manchmal seine Mädchen wüst verprügelt. Ein paar von ihnen hat er schon mit dem Messer bearbeitet. Und vermutlich hat er darüber hinaus auch den einen oder anderen Mord begangen.«
    »Ein irrer Dreckskerl«, stimmte Del vom Rücksitz aus zu. »Aber …«
    »Ja, das wäre nicht sein Stil«, sagte Lucas. »Der Killer, den wir suchen, ist ein Irrer, aber er hat sich unter Kontrolle, geht überlegt vor. Randy hingegen handelt oft völlig unkontrolliert. Außerdem war er noch zu jung, als Ihre Nichte umgebracht wurde. Randy ist Anfang zwanzig. Zweiundzwanzig, vielleicht dreiundzwanzig.«
    »Wahrscheinlich war er also nur ein Zwischenhändler für den Schmuck«, stellte Marshall fest.
    »Wenn er nur dreihundert Bucks dafür bekommen hat, für die Perlenkette und den Ring, könnte es sein, dass er ganz billig rangekommen ist, vielleicht sogar ohne Bezahlung. Randy ist nicht der Killer, aber derjenige, von dem er den Schmuck hat, weiß wahrscheinlich, wer der Mörder ist.«
    »Na, dann brauchen wir diesem Randy ja nur einen Besuch zu machen«, sagte Marshall zufrieden. »Und dann sind wir am Ziel.«
    »Das Problem ist nur, dass man munkelt, Randy habe sich nach L. A. abgesetzt«, sagte Del. »Vermutlich kommt er erst in ein paar Monaten wieder zurück.«
    »Wir müssen ihn auftreiben«, sagte Lucas. »Er ist der Schlüssel zum Erfolg unserer Ermittlungen.«
    »
Jemand
muss ihn auftreiben«, sagte Del. »Besser nicht du.«
    Lucas nickte. »Okay.«
    Marshall erkannte, dass diesem Wortwechsel irgendetwas zugrunde liegen musste. »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Ich habe Randy mal ein wenig zu enthusiastisch festgenommen«, sagte Lucas. »Es entstand eine schwierige Situation.«
    Del schnaubte heftig. »Beschissener Quatsch. Dein Arsch stand kurz davor, gefeuert zu werden,
so
war das … Randy sah aus wie ein Teppich, den man mit einer Axt bearbeitet hat.«
    »Aber Sie sind ja offensichtlich nicht gefeuert worden«, stellte Marshall fest.
    »Das hat er nur dem Eingreifen des lieben Gottes höchstpersönlich zu verdanken«, sagte Del. Und zu Lucas: »Ich werde ihn auftreiben, verlass dich drauf. Ich rede heute Abend mal mit ein paar von seinen Kumpeln.«
    »Ich komme mit«, sagte Marshall.
    »Sie haben hier bei uns doch keinerlei Befugnisse«, sagte Del.
    »Darauf scheiß ich«, sagte Marshall. »Ich komme mit.«
    Del nickte. »Okay. Sie können ja mal zusehen, wie man einen Zuhälter in der Großstadt auftreibt.«

14
    Randy Withcomb erinnerte, wenn man sich die moderne Kleidung wegdachte, an das Bild eines Soldaten im amerikanischen Bürgerkrieg: bleich, knochig, verunstalteter Kopf – nicht regelrecht entstellt, einfach nur aus der Fassung geraten –, schmale, ein- oder zweimal gebrochene Nase, schmale Lippen, schiefe Zähne, das Gesicht voller Narben, die von einer frühen Begegnung mit Akne zurückgeblieben waren.
    Er sah aus wie ein hundsgemeiner weißer Hinterwäldler. Was ihn nicht daran hinderte, einen protzigen Lebensstil zu pflegen.
    Randy Withcomb war in dieser Hinsicht ein Zuhälter par excellence. Er gefiel sich darin, mit einem Schlehdorn-Spazierstock samt Goldknauf herumzustolzieren, große breitrandige Lamafellhüte und rote Sportmäntel mit schwarzem, von Goldfäden durchzogenem Kragen zu tragen und sich mit Goldkettchen zu schmücken; hohe Stiefel aus Alligatorleder mit acht Zentimeter hohen Absätzen; Moleskinhosen. Und er fuhr keine Autos,

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