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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Sehen Sie sich also die Fotos noch mal an. Denn Sie würden ernsthafte Probleme kriegen, wenn Sie sich nicht erinnern und wir später rausfinden, dass Sie uns angelogen haben.«
    Stans und Marshall starrten sich in die Augen, und keiner wich dem Blick des anderen aus. Del sagte schnell: »Für den Deputy hier ist das besonders wichtig, da ein Mitglied seiner Familie von dem Mann getötet wurde, der diesen Schmuck geraubt hat.«
    »Sagten Sie
Deputy-Schwachkopf
?«, fragte Stans und sah Del an.
    »Ich …«, begann Del, aber Marshall unterbrach ihn, richtete seine Worte an Del, starrte aber weiterhin Stans an:
    »Der Kerl kann mich nicht ärgern. Ich habe dauernd mit Gesindel wie ihm zu tun. Früher oder später passieren schlimme Sachen mit solchen Leuten.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, fragte Stans, plötzlich mit unstetem Blick.
    »Nein, ich drohe keinem meiner Mitmenschen. Ich weiß aber, dass Gott Mörderkomplizen nicht mag. Er taucht eines Tages auf, vielleicht hinter einem Bartresen, und schickt solche Leute zum Teufel.«
    Stans sah jetzt Lucas an. »Hören Sie sich diesen Scheißdreck an. Hören Sie sich …«
    Lucas hob die Hand, brachte Stans zum Schweigen, sagte dann zu Marshall: »Halten Sie die Klappe.«
    Marshall nickte. Lucas sagte zu Stans: »Werfen Sie also einen zweiten Blick auf die Fotos und prüfen Sie, ob sich nicht doch irgendwelche Erinnerungen einstellen.«
    Stans starrte wieder Marshall an, schien in dessen Blick etwas zu entdecken, das ihm nicht gefiel. Er sah hinunter auf die Fotos, sagte schließlich: »Ja. Ich habe den Schmuck von einem Weißen bekommen. Hatte ihn nie vorher gesehen. Er sagte, jemand hätte ihm meinen Namen genannt, hätte gesagt, ich würd’ Schmuck aus Erbschaften aufkaufen.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Lucas.
    Stans hob die Schultern. »Ich weiß nicht … Wie ein Weißer eben. Blasses Gesicht, ziemlich dünn, um die ein Meter achtzig groß. Braunes Haar. Vielleicht auch blondes. Kein Bart oder so was.«
    »War er nervös?«
    »Nein.« Er sah Marshall wieder an, dann aber schnell zur Seite. »Ein Drogenabhängiger. Ich konnt’s ihm ansehen, dass er auf Crack stand. Er brauchte das Geld, und zwar sofort.«
    »Was sonst noch?«
    »Sonst nichts. Ich hatte dreihundert Dollar dabei, und die habe ich ihm gegeben. Ich habe zu ihm gesagt, nimm die oder lass es, und er hat sie genommen.«
    »Würden Sie ihn wieder erkennen, wenn er Ihnen noch mal begegnet?«
    Stans nickte. »Wahrscheinlich. Wenn man uns miteinander bekannt machen würde, würde ich mich erinnern.«
    Sie hakten noch ein wenig nach, aber Stans bestand darauf, es habe sich um eine schnelle, routinehafte Transaktion gehandelt; es sei nichts Außergewöhnliches dabei vorgefallen, und der Verkäufer sei auch nicht noch für einen Drink oder einen Blick auf die Stripperinnen dageblieben. Lucas dankte Stans, und sie verließen das Lokal.
    Draußen sagte Lucas mit leichtem Zorn in der Stimme zu Marshall: »Das war nicht sehr clever, wie Sie sich da eingemischt haben.«
    »Ich bin halt manchmal ein Arschloch«, sagte Marshall mit sanfter Stimme. »Ich habe mir nichts dabei gedacht – und wir haben letztlich ja auch rausbekommen, was wir wissen wollten.«
    »Sie klangen aber, als ob Sie die Drohungen todernst meinten«, sagte Lucas.
    »Darin bin ich gut«, meinte Marshall.
    Sehr gut sogar, dachte Lucas.
    Sie saßen schon im Tahoe, als Stans unter der Tür des Lokals auftauchte und Lucas ein Zeichen gab. Lucas ließ das Fenster runter und fragte: »Was gibt’s noch?«
    »Ich möchte noch mal mit Ihnen reden. Aber mit Ihnen allein.«
    Lucas wandte sich an Del, sagte: »Halt die Stellung hier«, stieg aus und ging zu Stans, der ihm die Tür aufhielt. Wieder in der Bar, fragte Stans: »Werden Sie mir den Deputy-Schwachkopf vom Hals halten?«
    »Er hat nur den harten Cop gespielt und mir die Rolle des netten Cops überlassen«, sagte Lucas. »Sie wissen doch, wie so was abläuft.«
    »Halten Sie ihn mir trotzdem vom Leib«, sagte Stans. »Mir ist noch was anderes zu diesem Weißen eingefallen.«
    »Aha …«
    »Er redete, als wär’ er ein schwarzer Bruder. Ich meine, man stößt immer wieder mal auf Weiße, die sich Mühe geben, wie Schwarze daherzureden, sobald sie’s mit einem Schwarzen zu tun haben, aber das ist nichts als dämliche Scheiße. Beschissene heuchlerische Arschlöcher.
Der
Mann aber redete
echt
wie ein Bruder, so, als ob das für ihn ganz normal wär’. Klang so, als ob er in ’ner schwarzen

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