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Toedlicher Gesang

Toedlicher Gesang

Titel: Toedlicher Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Planitz
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warf sie hinein. „Gehen wir Kira suchen“, sagte sie dann und die
beiden verließen ihr Zimmer.
    Es wurde zwar bereits
dunkel, aber das Tor des Internats war noch nicht abgeschlossen. Also konnten
die beiden sogar mal durch den Haupteingang gehen, statt durch das
Kellerfenster zu müssen. Keine Menschenseele war zu sehen. Es begegnete ihnen
auch niemand auf dem Weg zum Strand. Scheinbar hatte sich die Geschichte von
dem komischen Viech schnell verbreitet und keiner traute sich mehr zum Strand
hinunter. Den Mädchen sollte es recht sein, so waren sie wenigstens ungestört.
Außerdem war eine kleine Gruppe, die auf etwas vorbereitet war, berechenbarer
als eine große unorganisierte Gruppe. Wie erwartet saß Kira im Rumpf des Wracks
mit angezogenen Beinen in einer Ecke. „Oh, ihr beide“, stellte sie nüchtern
fest, als Dascha und Emily eintraten. „Hey Kira, wie geht es dir?“, fragte
Emily vorsichtig. Kira stand auf und fing an zu weinen. „Wie es mir geht? Wie
würde es euch gehen? Meine Freundin hat völlig den Verstand verloren und
jemanden fast umgebracht! Und dann haben sie sie betäubt und weggebracht, ich
weiß nicht einmal wohin!“, sagte sie wütend und traurig zugleich. „Sie haben
sie ins Krankenhaus auf die Psychiatrie gebracht ...“, klärte Emily sie
betroffen auf. Kira ließ sich wieder in ihre Ecke sinken. „Was ist denn nur passiert?“,fragte
sie mit brüchiger Stimme und starrte auf den Boden. Emily erklärte ihr kurz,
was vorgefallen war. In der Zwischenzeit hatte Dascha ihren Laptop gestartet, einen
Block neben sich gelegt und sich gesetzt. Emily und Kira schauten sie fragend
an. „Ich schlage vor, wir sammeln alle Informationen, die wir haben, und
schauen mal, ob wir was herausfinden können. Wenn uns keiner hilft, müssen wir‘s
ja alleine versuchen“, erklärte sie. „Auf jeden Fall habe ich jetzt das Drama,
das ich wollte ... aber dass ich eine der Hauptfiguren bin, war nicht geplant“,
seufzte Kira. „Also was haben wir? Verschwundene Jungen, ein Wesen mit Flügeln,
das singt und Jungen scheinbar tötet. Es hält sich nachts am Strand auf, lässt
aber Mädchen in Ruhe. Und offenbar frisst es seine Opfer, anders kann ich mir
den Knochen nicht erklären“, fasste Emily zusammen. Dascha notierte die Sachen
auf ihrem Block. Es war eine Angewohnheit von ihr, sich Notizen selbst dann auf
einen Block zu schreiben, wenn ihr Laptop direkt neben ihr stand. „Also bei
singenden Wesen, die Männer essen, fällt mir etwas ein“, meldete sich Kira
zögernd zu Wort. „Na dann sag´s schon“, forderte Emily sie auf. „Naja, aber das
ist, glaube ich, nicht das Richtige ... ich dachte an Sirenen“, stotterte sie.
„Sirenen? Diese komischen halb Mensch, halb Fisch Biester, die singen und
dadurch Seefahrer an die Klippen lenken und sie anschließend ... fressen? ... Aber
die haben doch gar keine Flügel, oder? Außerdem sind das doch nur Fabelwesen!“,
erwiderte Emily. Dascha nahm ihren Laptop und tippte eine Weile herum. „Doch,
laut Legende haben Sirenen Flügel“, verkündete sie dann. Die Mädchen hielten
kurz inne und schauten sich an. „Ihr ... glaubt doch nicht wirklich, dass wir
es hier mit einer echten Sirene zu tun haben? Wir sind hier im
einundzwanzigsten Jahrhundert Leute, glaubt ihr nicht, wenn es Sirenen wirklich
geben würde, wären sie schon längst entdeckt worden?“, fragte Dascha dann.
„Naja, jede Sage oder Legende hat irgendwo ihren wahren Kern“, sagte Emily
dann. „Hast du nicht gerade eben noch selbst gesagt, dass es nur Fabelwesen sind?“,
fragte Kira nach. Emily schaute auf den Laptop. „Hast du eine andere Erklärung?
Passen würde es“, erwiderte sie. Dascha tippte weiter herum. „Auf jeden Fall
gibt es bis heute Sichtungen von sogenannten Meerjungfrauen, gerade hier in der
Gegend. Vielleicht spinnen die Leute gar nicht, sondern es ist wahr?“ Wieder
schweigen. Dann entfuhr Dascha nach weiterem rumgetippe ein lautes „WOW!“ Emily
und Kira schauten verwirrt. „Ratet, wie eine der Sirenen aus der Sage des
Odysseus heißt“, forderte sie die beiden auf. Schweigen. „Ligeia“, sagte Dascha
ernst und drehte den beiden ihren Laptop hin. Erstaunt starrten die Mädchen auf
den Bildschirm, wo es tatsächlich stand. Sogar die Beschreibung passte, ein
blasses Wesen mit grünlichen Haaren. Nicht zu vergessen, dass Sirenen sich
durch ihren hypnotisierenden Gesang auszeichneten. Dascha stand auf und begann
unruhig hin und her zu laufen. „Das erklärt,

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