Toedlicher Hinterhalt
noch nie ein Glas Wein und eine Rückenmassage bekommen, ohne dass es auf Sex hinausgelaufen wäre.«
Sie war sehr müde und mitgenommen. Tom fühlte sich schuldig. Auf ein bisschen Wein und eine kurze wohltuende Massage folgte meistens eine kleine lustvolle Annehmlichkeit mit vollem Körperkontakt. Und zugegeben, seine Absichten waren nicht die reinsten gewesen. Aber das ließ sich ändern. »Es gibt für alles ein erstes Mal. Ich kann dir sagen, dass ich noch nie Sex mit einer Frau hatte, die das nicht auch wirklich wollte, also …«
»Und ich zweifle nicht daran, dass ich nach einer deiner Rückenmassagen auch zur Liste all jener Frauen gehören werde, die du damit herumgekriegt hast«, erwiderte sie scharf. »Aber heute Abend ist mir verdammt noch mal nicht danach, okay?«
Whow … Sie war tatsächlich stocksauer. »Kelly –«
Ihre Stimme bebte. »Ich weiß, dass ich gerade scheußlich zu dir bin. Tom, mir hat der Nachmittag mit dir wirklich sehr gefallen. Aber ich möchte nicht, dass du fälschlicherweise annimmst, ich wäre im Moment noch zu etwas anderem bereit, als unglücklich in mein Bett zu krabbeln und mich schlafen zu legen. Also solltest du vielleicht einfach gehen.«
Tom stand auf. Er bemühte sich redlich, verständnisvoll zu sein, denn sie hatte offenbar einen harten Abend mit dem kranken kleinen Mädchen gehabt, aber so langsam fiel es ihm schwer, nicht laut zu werden. »Willst du damit etwa sagen, dass ich nur Sex von dir will – dass ich keine Zeit mit dir verbringen möchte, wenn wir es nicht miteinander treiben?«
So war es. Oh Mann, genau davon ging sie aus. Sie brauchte es nicht einmal auszusprechen, er konnte es ihr von den Augen ablesen.
»Wenn du in dein Zimmer kommst, nachdem du geweint hast« – nun wurde er definitiv lauter – »glaubst du nicht, dass ich dich vielleicht in den Arm nehmen, mit dir reden und eine Weile bei dir bleiben möchte, um herauszufinden, was zum Teufel dich so mitnimmt?«
»Und du glaubst, wenn du deine Arme um mich legst, werden wir es nicht nach wenigen Minuten miteinander treiben, wie du es so schön ausgedrückt hast?«
»Nur, wenn du magst«, antwortete er bestimmt.
Nun geriet sie außer sich. »Das meine ich ja gerade. Ich will nicht mögen , aber wir beide wissen, dass es mir doch so gehen wird, wenn du mich berührst.« Fast hätte sie die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. »Weißt du, das ist alles wirklich neu für mich. Ich hatte noch nie eine rein sexuelle Beziehung, und ehrlich gesagt, brauche ich dich nur anzusehen, und ein Teil von mir vergisst, dass ich heute Nacht keinen Sex haben möchte. Ich weiß, dass das mein Problem ist, aber bitte gib mir eine Pause, Tom. Geh einfach.«
Tom starrte sie an. Eine rein sexuelle Beziehung … Aha. Hatte er hier etwas nicht mitgekriegt? Sah sie die Sache wirklich so? Er lachte ungläubig auf. Sie hatte verdammt noch einmal keinen blassen Schimmer. Wenn sie eine rein sexuelle Beziehung führen würden, hätten sie nicht stundenlang miteinander geredet und sich dafür interessiert, was der andere sagte, dachte, fühlte und …
Das war alles andere als eine bloße Fick-mich-heute-Nacht-Sexgeschichte, bei der sie bloß den Namen des anderen kannten und nicht mehr als ein paar Sätze Small Talk austauschten. »Ich bin in Albuquerque aufgewachsen.« – »Echt? Ich habe einen Freund, dessen Schwester dort lebt. Lass uns ficken.«
Die Sache mit Kelly war eine Liebesbeziehung. Zumindest dachte er so darüber. Aber offenbar hatte Tom sich da getäuscht. Er führte eine einseitige Liebesbeziehung mit einer redseligen Frau, die nur mit ihm vögeln wollte. Wenn er so darüber nachdachte, hatte sie es von Anfang an so beschrieben.
Er bekam ein flaues Gefühl im Magen, und ihm schnürte sich die Kehle zu. »Schön«, sagte er. »Toll. Warum rufst du mich nicht einfach an, wenn du wieder Sex haben möchtest? Ich werde mich dann einfach bereithalten, weißt du.«
Ohne sich noch einmal umzudrehen, trat er durch die Fenstertüren hinaus auf den Balkon und kletterte an der Seite hinunter.
16
»Tom!«
Er war bereits den halben Weg die Auffahrt entlang auf Joes Cottage zugelaufen und wurde auch jetzt nicht langsamer.
»Tom, warte !«
Nachdem er angehalten hatte, drehte er sich langsam um. Seine Körperhaltung spiegelte sowohl Wut als auch Ungeduld wider.
»Es tut mir leid«, rief Kelly ihm zu. »Ich hab alles falsch gemacht und …«
Im Dämmerlicht jenseits des Lichtkreises, den der Fluter auf der
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