Toedlicher Hinterhalt
Garage warf, war sein Gesicht kaum zu erkennen. Er ließ sich Zeit und kam ganz bewusst langsam näher und näher, bis er direkt unterhalb ihres Balkons stand. »Bei dem, was wir hier laufen haben«, sagte er, »geht es also nur um Sex?«
»Etwa nicht? Ich meine, du gehst in ein paar Wochen wieder weg, ich dachte …«
Er sah hinüber zu Joes Rosen. »Hattest du schon einmal eine Beziehung, bei der es nur um das eine ging? Und zwar allein darum?« Als er wieder zu ihr hochschaute, fehlte seinem Blick jene Wärme, die sie so liebte. Er war wirklich richtig, richtig wütend. Das ergab doch alles keinen Sinn.
Stumm schüttelte sie den Kopf.
»Dann gewinne ich wohl den Hauptpreis. Warum ist das so, Kelly? Warum bin ich der Typ, der den bedingungslosen Sex bekommt, hm?«
Er wusste es. Während sie dastand und zu ihm hinuntersah, war ihr klar, dass er es wusste. Sie brachte kein Wort heraus.
»Du sollst mich so sehen, wie ich wirklich bin.« Es war ein bisschen grausam, wie er sie nachahmte. »Du hast verdammt noch mal dasselbe getan, was du mir vorgeworfen hast. Du möchtest die nächsten paar Wochen nicht mit mir verbringen, sondern mit diesem wilden Rabauken-Jungen Tom Paoletti – dem, der immer Ärger gemacht hat. Dem Teufelskerl. Dem mit dem Ruf, Mädchen in Schwierigkeiten zu bringen. Willst du das, Kelly? Willst du Schwierigkeiten? Da kann ich für sorgen.«
Als er begann, das Rankgitter seitlich vom Balkon hochzuklettern, trat sie mit klopfendem Herzen zurück. »Nicht.«
Er ließ sich schwer auf den Boden fallen. »Toll. Toll! Jetzt hast du Angst vor mir. Das ist absolut perfekt.« Er drehte sich so, dass er zu ihr hochschauen konnte. Ihm wurde übel, doch er biss die Zähne zusammen. Es schmerzte ihn in der Brust. »Ich bin seit vierzehn Jahren bei den SEAL s. Seit vierzehn Jahren respektieren und bewundern mich die Leute. Ich bin der kommandierende Offizier des verdammt besten Elite- SEAL -Teams der US Navy. Aber du guckst mich an – du , die mich immer anständig behandelt hat, wie einen normalen Menschen – und siehst nur irgendeinen gottverdammten Unruhestifter. Und wahrscheinlich hast du sogar noch nie etwas anderes in mir gesehen.«
»Das ist nicht wahr!« Sie zögerte. »Na ja, nicht ganz. Ich dachte …«
Er stand schweigend da und wartete darauf, dass sie weitersprach, ob sie überhaupt versuchen würde, irgendetwas zu klären.
»Ich wollte mich nicht gefühlsmäßig binden«, flüsterte sie. »Ich wollte nichts anfangen, das dann schwer zu beenden sein würde. Ich habe ehrlich gedacht, dass du froh darüber wärst, den Sommer über solch eine unverbindliche Beziehung laufen zu haben.« Sie beugte sich über die Balustrade. »Tom, du hast mir selbst gesagt, mit Liebe habest du nichts am Hut …«
»Stimmt«, bestätigte er. »Da hast du absolut recht.« Er hatte mit Liebe nichts am Hut. Herrgott, er wusste nicht, was zur Hölle er sich dabei gedacht hatte.
»Es tut mir leid. Ich habe keine Angst vor dir. Denk das bitte niemals. Sieh mal, ich habe eher Angst vor mir . Wenn du mir zu nahekommst …«
Er lachte, seine Stimme klang rau. »Ja, genau, ich bin ja so unwiderstehlich.«
»Genau das bist du«, gestand sie ihm und strich sich über das Gesicht, als würden ihr die Tränen kommen. Herrje, er spürte einen Stich im Herzen. Er wollte nicht, dass sie weinte. »Fühlst du es nicht? Selbst jetzt, da ich hier oben stehe und du da unten …?«
»Doch, ich fühle es«, sagte er, während er wegging. Er spürte es ganz sicher. Das Lustige war nur, dass er seine Gefühle für etwas ganz anderes gehalten hatte.
11. August
Als Kelly in die Einfahrt einbog, stand neben Joes Kombi ein Auto, das sie nicht kannte. Es musste eben erst gekommen sein, denn die Insassen stiegen gerade aus.
Bei dem Fahrer handelte es sich um einen imposanten Afroamerikaner, der zwar nicht der größte Mann war, den sie je gesehen hatte, aber zumindest der breiteste. Erstaunlich, dass er mit diesen Schultern überhaupt in den kleinen Wagen passte.
Auf der Beifahrerseite stieg eine schlanke, sehr athletisch wirkende Frau aus, und vom Rücksitz schälte sich ein langhaariger Mann Mitte zwanzig, der sich über der Oberlippe und am Kinn einen Bart hatte stehen lassen sowie eine verspiegelte Sonnenbrille und Stiefel mit Ketten daran trug. Er streckte sich erst einmal und gähnte ausgiebig.
Einen Moment lang zögerte Kelly, denn sie wusste nicht, wer diese Leute sein könnten. Am Morgen hatte sie die
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