Toedlicher Hinterhalt
Pflegeschwestern-Vereinigung angerufen, um eine geeignete Kandidatin zu finden, die nach ihrem Vater sehen würde. Sie suchte nach jemand Starkem mit einem guten Sinn für Humor. Die drei Besucher wirkten zwar äußerst kräftig, sahen jedoch eher wie Wrestler als wie Krankenpfleger aus.
Dann fiel es ihr wieder ein. Toms Arbeitskollegen. Seine Freunde. Er hatte ihr ja erzählt, dass sie diesen Nachmittag in Baldwin’s Bridge ankommen würden.
Gott, sie war so erschöpft. Kein Wunder, dass ihr Erinnerungsvermögen nicht mehr mitspielte. Sie hatte in der vergangenen Nacht schlecht geschlafen und sich die ganze Zeit über nur herumgewälzt – kein Wunder. Bevor sie am Morgen nach Boston gefahren war, hatte sie schließlich nach Tom gesucht, ihn jedoch nirgendwo finden können.
Auch das war keine allzu große Überraschung.
Dabei wusste sie immer noch nicht, was sie ihm eigentlich sagen sollte, abgesehen davon natürlich, dass es ihr schrecklich leidtat. Aber das durfte eindeutig nicht alles sein.
Während sie den Wagen parkte und die Verpackung von dem Sandwich einsammelte, das sie auf dem Heimweg gegessen hatte, bog Tom um die Ecke des Haupthauses, so, als wäre er auf der Veranda gewesen und hätte gehört, wie Autotüren zugeschlagen wurden.
Er blickte nur einmal kurz in ihre Richtung. Sein Begrüßungslächeln galt eindeutig nur seinen Freunden. »Hey.«
Kelly sah zu, wie Tom erst dem Schwarzen, dann dem jüngeren Mann und schließlich der Frau die Hand gab.
Eine Frau … Selbst ihr müder Geist registrierte, dass das äußerst ungewöhnlich war. Soweit sie wusste, handelte es sich bei den SEAL s immer noch um eine reine Männerorganisation. Keine Frauen, Ausnahmen gab es bisher nicht.
Während Kelly aus dem Auto stieg, schüttelte Tom die Hand der Frau viel länger, als er es bei seinen männlichen Freunden getan hatte. Kelly entging natürlich nicht, dass sie einfach umwerfend aussah. Ihre Haut hatte einen mokkafarbenen Ton, ihre Haare waren rot gesträhnt und ihre Augen leuchtend grün. Zu ihrem absolut perfekten Gesicht kam noch ein schlanker, trainierter Körper. Sie besaß zwar keine großen Brüste, war jedoch perfekt proportioniert und wohldefiniert. Und erst diese bemerkenswerte Körperhaltung … Sie wirkte im positiven Sinne majestätisch.
»Vielen Dank, dass ihr gekommen seid«, sagte Tom zu ihr und dem jüngeren Mann. Dann schaute er hoch zu dem Afroamerikaner. »Ich nehme an, dass euch Jazz einen kompletten Lagebericht gegeben hat. Ihr wisst, es kann gut sein, dass ihr vollkommen umsonst angereist seid?«
Die Frau sprach mit einer tiefen, melodiösen Stimme, die genauso schön war wie ihre gesamte Erscheinung. »Sir, wie ich Lieutenant Jacquette bereits mitgeteilt habe, wäre ich auch bereit, unbezahlten Urlaub zu nehmen, um Sie zu unterstützen, und wenn es nur darum ginge, Sie vor Ihren eigenen Schatten zu beschützen.«
Tom setzte ein schiefes Lächeln auf. »Gut möglich, dass es auch so ist. Und können wir bitte die Formalitäten weglassen? Darf ich Sie Alyssa nennen?«
Kelly stutzte. War ihm bewusst, dass er seinen Charme versprühte, dass er vor Charisma nur so strotzte und selbstsicher diese starke Sinnlichkeit ausstrahlte, die sie schon seit zwei Jahrzehnten derart verrückt machte?
Alyssa schenkte Tom ein tolles Lächeln und offenbarte dabei unglaublich weiße Zähne. »Sie können mich nennen, wie Sie wollen, L. T., obwohl mir Locke lieber ist.«
Kelly schaute zu Tom und wartete darauf, dass er sie endlich ansehen und seinen Kameraden vorstellen würde und dass er Alyssa Lockes Hand losließe.
Tatsächlich löste er sich nun von der Frau, doch er blickte nicht zu Kelly herüber. »Dann Locke. Aber ab jetzt, Locke, ist das Jazz und nicht etwa Lieutenant Jacquette. Und wenn Ihnen einfällt, wie man diesen langhaarigen Faulpelz hier nennen könnte –«, dabei klopfte Tom dem jüngeren Mann auf den Rücken, »– lassen Sie es mich wissen, ja? Er heißt Roger Starrett, aber ich habe noch nie gehört, dass ihn jemand so nennt. Er ist entweder Houston, Ringo oder Sam. Ab und zu auch mal Bob. Er schwört, hinter diesen ganzen Spitznamen stecke eine gewisse Logik, aber ich kann sie mir nicht merken.«
»Sam ist genau richtig, Miz Locke.« Er sprach mit einem breiten texanischen Akzent. Is’ genau richtich. Das konnte doch nie im Leben echt sein, oder?
Die Frau straffte sich noch mehr. Kelly hätte es nicht für möglich gehalten, dass das noch ging. »Einfach nur Locke«,
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