Toedlicher Hinterhalt
falls er falschlag, wäre es möglich, dass er eine Freundin verlor.
Und das könnte er nicht ertragen.
»Brandon ist spät dran«, sagte er durch die staubtrockene Wüste, die einmal sein Mund gewesen war.
Mallory lehnte sich zurück. »Soll ich mich umziehen? Muss ich das überhaupt? Ich meine, es ist ja nur ein Kuss, den wir auch angezogen nachstellen können – ohne das ganze Öl und den Bikini.«
»Oh«, machte David. »Ja, also, ich wollte eigentlich nicht bloß eine Nahaufnahme machen. Ich meine, ein paar davon brauche ich schon, aber auch noch einige Ganzkörperfotos, vom Rumpf, den Beinen und den Händen. Die Hände sind so schwer hinzubekommen. Ich wollte gucken, wie sie ganz natürlich gehalten werden, weißt du? Macht dir das etwas aus? Ich weiß, dass das Babyöl echt eklig ist.«
Doch sie war bereits zu der Kiste mit den Kostümen gegangen und suchte nach dem Bikini, den sie beim letzten Mal getragen hatte. »Das Babyöl ist nicht mal halb so eklig wie die Vorstellung, dieses Arschloch noch mal küssen müssen.«
»Du musst das nicht tun«, sagte er. »Ich möchte wirklich nicht, dass du es machst, wenn du –«
»Bleib mal locker.« Sie fand den Bikini und drehte sich zu ihm um. »Es geht um Schauspielerei. Und wenn man es nur spielt, hat es nichts zu bedeuten, stimmt’s? Sollte er allerdings wieder versuchen, mich zu begrapschen … Also, dann werden wir eine kleine Pause einlegen müssen, damit er sich wieder erholen kann. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Mallory ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich, machte sie dann aber gleich wieder auf. »Ich werde Hilfe mit dem Babyöl benötigen«, teilte sie ihm mit. »Würdest du mir den Gefallen tun und mir helfen, es aufzutragen? Ich meine, dann kann Bran mich nicht wieder überall betatschen.«
»Ja«, antwortete David. »Na klar. Ist mir ein Vergnügen.« Einen Moment zu spät wurde ihm klar, was er da gerade gesagt hatte und wie unpassend es gewesen war – obwohl es absolut der Wahrheit entsprach.
Also setzte er an, um irgendeine Entschuldigung zu stammeln, doch Mallory lächelte ihn freundlich an. »Mir auch«, entgegnete sie und schloss dann wieder die Tür.
David blieb verblüfft zurück, machte große Augen und spürte, wie sein Körper in eine leichte Schockstarre verfiel.
Das hatte er sich jetzt nicht eingebildet. Diesmal nicht.
»Joe, kannst du mir bitte einen Gefallen tun?«, fragte Tom. »Ich muss in fünfzehn Minuten am Bahnhof sein.«
Kelly wusste ganz genau, wann er bemerkt hatte, dass sie bei Charles und Joe auf der Veranda saß und zusah, wie die untergehende Sonne das Meer und den Himmel in unterschiedliche Rottöne tauchte. Es war genau bei dem Wort Bahnhof gewesen, da sich sein Tonfall kaum merklich verändert hatte.
Sie schwenkte die Eiswürfel in ihrem Glas Limonade herum, bevor sie zu ihm hochsah.
Tom schaute Joe an. Die Art, wie er seine Schultern hielt, und das Zucken seiner Kiefermuskeln verrieten ihr, dass er angespannt war. Er trug nun Jeans und ein T-Shirt, dazu Sneakers und ein Baseballcap.
»Ich muss einen Lieferwagen mit getönten Scheiben mieten – Jazz wird ihn mit einer Überwachungsausrüstung ausstatten«, erklärte er. »Ich habe endlich ein passendes Modell in Swampscott gefunden, aber man kann den Wagen nicht reservieren lassen, und sie haben nur bis zwanzig Uhr geöffnet. Der nächste Zug fährt in zweiundzwanzig Minuten.«
»Bist du sicher, dass du fahren solltest?«, fragte Kelly. »Den ganzen Weg allein von Swampscott zurück?«
Er sah sie an, musterte ihr Sommerkleid – dasselbe vom Nachmittag, und bemerkte, dass sie ihr Haar aufgemacht hatte. Besser gesagt war er das gewesen. Im Kleiderschrank. Nach ihrem kleinen Tête-à-Tête hatte sie sich gekämmt, Sandalen und vor allem Unterwäsche angezogen sowie ihr Make-up aufgefrischt, nachdem es beim Weinen verlaufen war.
Sie fragte sich, ob er überhaupt wusste, was er in ihr ausgelöst hatte, als er einfach so gegangen war. So kaltherzig. Und so abrupt. Als ob … Sie räusperte sich. »Was, wenn dir wieder schwindlig wird?«, fragte sie.
»Das wird nicht passieren«, antwortete er knapp.
Joe hatte bereits aufstehen wollen, doch nun dachte er auch noch einmal über die ganze Aktion nach. »Bist du sicher, dass du dich fit genug dafür fühlst?«
Tom reagierte genervt. »Es geht mir gut. Ich habe zwar Kopfschmerzen, aber ich habe auch gerade drei Stunden damit zugebracht, nach genau so einem Lieferwagen zu suchen. Es
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