Toedlicher Hinterhalt
Jahren jede Nacht machten.
Doch durch die Wälder außerhalb des Orts zu schleichen war kaum besser. Immer noch zu Fuß, bewegten sie sich schnell nach Süden, in Richtung eines nahe gelegenen Dorfs, das an der Zugstrecke lag. Die Schienen wurden bewacht – die Deutschen rechneten also mit Saboteuren.
Cybele hatte aber vorgeschlagen, den Sprengstoff an einem Gleisabschnitt anzubringen, der bedenklich nahe an den Kasernen der Deutschen lag, beim Bahnhof, gleich am Ortsrand. Es war zwar schwierig, dort hinzugelangen, doch tatsächlich fanden sie den gesamten Bereich unbewacht vor.
Henri platzierte sein Dynamit an einer Schlüsselstelle an den Gleisen, während Luc Un seine Ladung unter einem Güterwagen anbrachte, der dunkel und verlassen in der Nähe stand. Der Waggon war offen und leer, doch immerhin befand er sich noch an diesem Ort. Wenn sie ihn sprengten, konnten die Deutschen ihn nicht mehr dazu verwenden, Wasser und Nahrungsmittel zu ihren Soldaten an die Front zu transportieren.
Während die beiden Männer arbeiteten, hielten Joe, Cybele und Charles Wache.
Charles hatte panische Angst gehabt. Nicht um sich selbst. Um Cybele. Dabei wollte er sich nicht um sie sorgen, wollte sie nicht lieben.
Alles, was er sich je gewünscht hatte, war, nach Hause zurückzukehren …
Er starrte gedankenverloren aus dem Fenster, als Joe vor das Bahnhofsgebäude in Baldwin’s Bridge fuhr und anhielt.
»Danke fürs Bringen«, sagte Tom.
Joe nickte.
Dann öffnete der SEAL die Beifahrertür und stieg aus.
Charles ließ sein Fenster herunter. »Übrigens, ich habe vorhin vergessen, etwas zu erwähnen. Wenn du Kelly wehtust, bring ich dich um. Ganz langsam und schmerzvoll.«
Ja, Kelly hatte ihm zwar gesagt, sie wolle Tom nicht heiraten, aber für Charles’ Geschmack sträubte sie sich einfach zu sehr dagegen. Auch wenn er selbst nicht so recht wusste, ob er sich wünschen sollte, dass sie versuchten, ein gemeinsames Leben zu führen, oder dass sie sich einfach voneinander fernhielten.
Tom besaß immerhin den Anstand, ihm nicht ins Gesicht zu lachen. »Mr Ashton, ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht die Absicht habe –«
»Deine Absichten interessieren mich nicht. Ich weiß, dass du nicht beabsichtigst , ihr wehzutun. Deshalb sage ich dir bloß, tu’s nicht .« Charles drückte auf den Knopf, und das Fenster fuhr wieder nach oben.
Für einen Moment glaubte er, der junge Mann würde gegen die Scheibe klopfen und verlangen, diese Unterhaltung fortzusetzen. Doch da der Zug in den Bahnhof einfuhr, eilte Tom zum Bahnsteig.
Joe saß einen Augenblick lang da und sah ihm nach. »Er ist ein guter Kerl«, sagte er dann. »Und er liebt sie. Da bin ich mir sicher. Keine Ahnung, worum es da vorhin auf der Veranda ging, aber ich glaube, dass sie ihn auch sehr mag – obwohl ich bezweifle, dass wir einen von beiden dazu bringen könnten, es auch wirklich zuzugeben.«
Für Charles waren das keine guten Neuigkeiten. Für ihn war Liebe keine Antwort.
»Na, großartig«, grummelte er. »Das heißt, Tom hat die Macht, ihr wirklich wehzutun.«
Wer waren noch diese blöden Musiker, die vor einigen Jahren dieses Lied geschrieben hatten? Diesen Song mit dem Refrain »All you need is love«?
Hah! Was verstanden die denn schon von der Liebe? Als er seine endlich gefunden hatte, war sie auf jeden Fall nicht das Einzige gewesen, was er gebraucht hatte, sondern eher ein Fluch. Sie verursachte bei allen Beteiligten nur Leid.
Zuneigung zu vermeiden und eine Barriere in Form der Tageszeitung zwischen sich und seine blauäugige Tochter zu bringen war deshalb wichtig für ihn gewesen. Denn ihr sein Herz zu öffnen, hätte eben genau das bedeutet – es zu öffnen . Und nur Gott wusste, was womöglich passiert wäre, wenn er alles, was er so lange darin verschlossen hatte, herausgelassen hätte.
Vielleicht würden Kelly und Tom Glück haben und eine zwanglose Beziehung führen, ein Gelegenheitsliebespaar werden, das Gelegenheitssex hatte. Ohne Liebe.
Ohne Schwierigkeiten.
Ohne Herzschmerz.
Ohne ein endlos langes Leben voller Was-wenns und Es-hätte-
dochs.
Mallory schloss die Augen, als David mit den Händen über ihre nackten Schultern und ihren Rücken strich.
Er sagte nichts. Im ganzen Raum war es still, sodass sie seine leisen Atemzüge hören konnte, während er noch mehr Öl auf seine Hände gab und es sanft, fast schon ehrfürchtig auf ihren Lendenbereich auftrug.
Und dann war er schließlich fertig und trat einen Schritt
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