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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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ein Versprechen dar – nur den leisen Hauch eines Versprechens, ja, aber ganz bestimmt ein Versprechen auf das Paradies.
    Dieser kleine Kuss war ihm stunden-, sogar tagelang nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Charles verbrachte mehr Zeit damit, davon zu träumen, als er es bei irgendeinem anderen Erlebnis dieser Art in seinem Leben getan hatte.
    Und wenn er nicht an den Kuss dachte, dann an Cybeles Augen, in denen sich ein Mann für immer verlieren konnte. Sie hatte so viel gesehen, sie wusste so viel. Sie besaß so unglaublich schöne Augen.
    Und ihr Mund erst. Elegant geschwungene Lippen, voll und feucht. Charmant die leicht schiefen Zähne, die sie nicht zu verstecken versuchte, wenn sie lächelte.
    Und ja, er hatte auch oft ihren Körper vor Augen gehabt. Die sanfte Kurve ihrer Hüfte, die sich unter dem Rock abzeichnete, die übergroßen Kleider, die ihren ganz und gar nicht üppigen Busen zugleich verdeckten und doch betonten. Verglichen mit Jenny besaß sie den Körper eines Knaben. Oder zumindest stellte er ihn sich so vor. Er hatte verdammt viel Zeit damit verbracht, sich alles auszumalen. Gott helfe ihm, aber er wollte sie. Er spürte ein schmerzliches Verlangen nach ihr, war für sie entflammt – zum Teufel mit Jenny und Joe.
    »Guiseppe!« Dominique kam zur Küchentür hereingestürmt, stürzte auf den Mann zu, der Charles gegenüber am Tisch saß, ließ sich vor ihm auf die Knie fallen und stieß einen geflüsterten Schwall unverständlicher französischer Wörter hervor.
    Jedenfalls waren sie für ihn unverständlich. Joe schien hingegen zu verstehen, was sie sagte, denn seine Miene versteinerte sich auf einmal, und in seinen Augen lag plötzlich ein unnachgiebiger Ausdruck.
    Er stand auf und gab eine Salve von Befehlen. Charles gelang es, nur wenige der Wörter aufzuschnappen. Der Korb für den Markt. Eiergeld …
    Luc Un war der einzige weitere Mann, der sich derzeit im Haus aufhielt. Die anderen hatten sich in der Nacht zuvor wohl zu weit weg begeben und es nicht vor Sonnenaufgang zurückgeschafft. Er eilte nun in die eine Richtung und Dominique in die andere davon, um den Marktkorb und das sorgsam gehortete Eiergeld zu holen, das Cybele in ihren hölzernen Gartenschuhen versteckte.
    Joe schnappte sich seinen Hut und lief zielstrebig auf die Tür zu.
    Charles erhob sich schwerfällig. »Was ist los?«
    »Die Deutschen haben Andre Lague erschossen und durchsuchen sein Haus. Dominique befürchtet nun, dass Cybele dort ist und festgenommen werden könnte oder –« Er öffnete die Tür. »Ich gehe los, um sie zu suchen und sie zu warnen.«
    Los. In die Stadt. Am helllichten Tag.
    War er verrückt geworden?
    Charles griff sich den Stock, den Cybele ihm gegeben hatte, und humpelte hinter Joe her. »Wir sind zu viert. Jeder von uns kann in eine andere Richtung loslaufen.«
    Joe wandte sich um und schaute ihn ungläubig an. »Du verlässt das Haus nicht. Was, wenn sie dich anhalten? Du hast keine Papiere.«
    »Du auch nicht.« Charles wusste von Cybele, dass Joe noch keinen neuen Pass besaß. Der Urkundenfälscher, der ihnen sonst immer geholfen hatte, war verhaftet worden. Und nun versuchte Cybele, das nötige Zubehör aufzutreiben, damit sie selbst die Papiere herstellen konnte.
    »Wenn sie bei Lague war, könnte sie durchaus bereits tot sein«, sagte Joe barsch.
    »Und falls nicht, ist es möglich, dass sie jeden Moment dort auftaucht«, konterte Charles, »und sich selbst verrät. Ich kann bei der Suche nach ihr behilflich sein.« Er schob sich an Joe vorbei durch die Tür und stand zum ersten Mal seit Wochen im hellen Sonnenschein.
    Der Himmel war strahlend blau, absolut perfekt. Cybele konnte nicht gestorben sein. Nicht an einem Tag wie diesem. Gott würde unmöglich so grausam handeln.
    Doch Cybele hatte ihm zugeraunt, dass der Himmel an jenem Tag, als ihr Mann und ihr Sohn ums Leben kamen, wunderbar blau gewesen war …
    Joe nahm seinen verbeulten Hut ab und drückte ihn Charles auf den Kopf, um so viel wie möglich von seinem blonden Haar zu bedecken. »Wenn sie dich gefangen nehmen, wird sie mir das niemals verzeihen.« Dann gab er Dominique und Luc rasch einige Anweisungen, die daraufhin loseilten. »Ich gehe zu Lagues Haus. Du solltest für den Fall, dass sie zurückkommt, hierbleiben.«
    »Ihre Freundin.« Charles humpelte ihm hinterher. Er senkte die Stimme, da ihm plötzlich bewusste wurde, dass er ja Englisch sprach – amerikanisches Englisch. Und das auf den Straßen des von den Nazis

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