Toedlicher Hinterhalt
schon vorsichtig mit seinem Mund über ihre Lippen. Es war das herrlichste Gefühl, das sie je empfunden hatte.
»Aber ich muss dich jetzt wirklich nach Hause bringen«, erklärte er ihr leise.
»Es ist noch nicht so spät«, wagte sie zu widersprechen. »Wir könnten zum Strand runterfahren.«
Dort parkten die ganzen Highschoolpärchen und brachten die Scheiben der Autos zum Beschlagen. Die Mutigeren von ihnen schnappten sich sogar eine Decke und fuhren mit einem Schlauchboot vorbei an Sandy Hook raus nach Fayne’s Island.
Sie war noch nie dort gewesen.
»Möchtest du das wirklich?« Er klang seltsam angespannt.
»Ja.« Sie traute sich, ihn anzusehen.
Sein Kiefermuskel zuckte. Zögerlich streckte sie eine Hand aus und legte sie auf sein Knie.
»Gott steh mir bei«, entgegnete er. »Rette mich doch jemand.« Dann fing er an zu lachen.
Über sie . Kelly zog beschämt ihre Hand weg.
Doch er erriet ihren Gedanken und zeigte sich sofort ganz zerknirscht. »Kel, nein – ich mache mich nicht … Ich lache über mich .«
Sie verstand ihn nicht.
»So sehr ich es auch möchte, ich kann dich nicht runter zum Strand bringen«, erklärte er. »Du hast keine Ahnung, was da unten abgeht.«
»Doch, das habe ich.« Er wollte es. Von seinen Worten ermutigt küsste sie ihn so zärtlich, wie er es bei ihr getan hatte. »Und das, was ich nicht weiß, könntest du mir doch beibringen.«
Tom stöhnte erneut.
Unvermittelt schob er sie zurück auf den Beifahrersitz, ließ ihren Gurt einrasten und startete den Wagen. Für einige Sekunden, in denen ihr fast das Herz stehen blieb, fühlte sie Panik und freudige Erregung zugleich in sich aufsteigen.
Doch statt in die Straße zum Strand einzubiegen, fuhr er den Hügel hinauf. Heimwärts.
»Tom –«
»Nicht«, unterbrach er sie mit rauer Stimme, als er in ihre Straße einbog. »Sag bitte nichts mehr.«
»Aber –«
» Bitte «, flehte er sie an.
Ich liebe dich. Kelly biss fest die Zähne zusammen, um die Worte nicht auszusprechen.
Genau in dem Moment, als Tom in die Einfahrt einbog, kam Joe aus dem Cottage.
Und auch ihre Mutter trat aus dem Haupthaus und schaute misstrauisch zwischen Tom und ihr hin und her. »Wo wart ihr? Ist euch klar, dass es fast Mitternacht ist?«
»Komm später zu mir«, flüsterte Kelly Tom zu, »ins Baumhaus.«
Ihre Mutter hatte sie hinter sich her nach drinnen gezerrt, doch bevor die Tür zuschlug, war es Kelly noch einmal gelungen, zu Tom zurückzuschauen. Er hatte gerade ihr Fahrrad aus dem Kofferraum des Kombis gehievt, in diesem Moment jedoch aufgeblickt und sie angesehen. Es war dieser leidenschaftliche Ausdruck in seinen Augen gewesen, der ihr verraten hatte, dass er kommen würde – ganz sicher .
Erst gegen zwei Uhr morgens glaubte sie die Nachricht langsam, die er ihr geschrieben hatte. »Es tut mir leid. Ich kann das nicht.«
Dennoch siegte die Hoffnung über ihre Zweifel, und sie ging in dem Glauben schlafen, dass er sie nicht so geküsst hätte, wenn er sie nicht auch lieben würde.
Doch am nächsten Tag war Tom für immer fortgegangen. Zu Kellys großem Entsetzen hatte er sich die Haare raspelkurz schneiden lassen. Er war in die Navy eingetreten und verzog sich einfach. Sie hatte noch nicht einmal mehr die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, ohne dass Joe oder ihre Eltern zuhörten.
»Es tut mir leid«, sagte er leise zu ihr, als er ihre Hand schüttelte – ihr die Hand schüttelte –, und sie wusste, dass es stimmte. Es tat ihm leid. Er liebte sie nicht.
Wie dumm sie gewesen war, zu glauben, es könnte anders sein.
In seinem ersten Jahr beim Militär hatte sie die paar Male, wenn er auf Urlaub nach Hause gekommen war, Abstand zu ihm gehalten und so getan, als bekäme sie nicht einmal mit, dass er sich in der Stadt aufhielt, während es gleichzeitig ihr verzweifelter Wunsch gewesen war, er möge auf sie zugehen. Doch das hatte er nie getan. Und dann, wenige Wochen vor ihrem siebzehnten Geburtstag, waren ihre Eltern auf einmal getrennte Wege gegangen und sie und ihre Mutter aus Baldwin’s Bridge weggezogen.
Kellys Besuche bei ihrem Vater hatten sich fortan nie mit Toms Heimaturlauben überschnitten.
Bis jetzt.
Morgen Abend würde sie mit ihm essen gehen.
Mit dem »wilden Tom Paoletti«.
Und sie spielte nach seinen Regeln mit.
Charles driftete langsam weg und träumte von Eis.
Genau genommen von Frozen Daiquiris in großen, weitmundigen Gläsern voll zerstoßenem Eises. Jenny und er hatten die Flitterwochen in Kuba
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