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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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über diese Zusammenhänge völlig im Klaren«, sagte Donald Craig, »und deshalb…«
    »Ich weiß, deshalb fürchten Sie, dass es Hester war, die den Streit mit anhörte, die leidenschaftlich auf Clarks Seite stand, die seit langem gegen die Übermacht ihrer Mutter rebellierte, die in das Zimmer ging, den Feuerhaken ergriff und Mrs Jackson erschlug. Das fürchten Sie, nicht wahr?«
    Der junge Mann nickte verzweifelt.
    »Ich glaube es zwar nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es unter gewissen Umständen so gewesen sein kön n te. Hester ist jung, unreif, aufbrausend. Ich würde es keinem der Familienmitglieder zutrauen. Aber dann – dann werde ich wieder unsicher, sehr unsicher. Wie dem auch sei, ich mache ihr keine Vorwürfe. Ich glaube, das arme Kind wusste nicht, was es tat. Es war ein Akt der Auflehnung, das Gefühl, nicht frei leben zu können, solange ihre Mutter am Leben war.«
    »Das ist durchaus möglich«, bestätigte MacMaster. »Jedenfalls wäre es ein denkbares Motiv, wenn auch ein sehr sonderbares. Der Wunsch, sich von einer stärkeren Persönlichkeit zu befreien! Aber da keines der Kinder durch ihren Tod finanzielle Vorteile zu erwarten hatte, würde das Gericht dieses Motiv nicht anerkennen. Ich glaube allerdings, dass Mrs Jackson die für ihre Kinder bestimmten Gelder mehr oder weniger kontrollierte, da sie ihren Einfluss auf die von ihr eingesetzten Vermögensverwalter jederzeit geltend machen konnte. Ja, ihr Tod brachte allen die erwünschte Freiheit – nicht nur Hester. Leo wurde frei und kann nun das Mädchen seiner Liebe heiraten, Mary wurde unabhängig und kann nun mit ihrem Mann leben, wo und wie es ihr gefällt. Auch Micky und die kleine, dunkelhäutige Tina wurden in gewisser Beziehung viel selbständiger.«
    »Ich bin zu Ihnen gekommen, um zu hören, was Sie denken – ob Sie es für möglich halten«, sagte Donald.
    »Sie meinen – Hester?«
    »Ja.«
    »Ich halte es nicht für unmöglich – aber keineswegs für sicher.«
    Der junge Mann seufzte schwer.
    »Ich muss die Wahrheit erfahren, unbedingt! Wenn Hester mir alles gesteht, ist es in Ordnung. Dann werden wir so bald wie möglich heiraten, und ich werde dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht.«
    »Ein Glück, dass Superintendent Huish Sie nicht hören kann«, bemerkte MacMaster trocken.
    »Ich bin im Allgemeinen ein guter Bürger«, sagte Donald, »aber Sie wissen selbst, wie psychologische Gesichtspunkte vor Gericht bewertet werden. Meiner Ansicht nach war es kein kaltblütiger Mord, sondern ein bedauerlicher Unfall.«
    »Sie lieben das Mädchen.«
    »Ich bitte Sie, das alles streng vertraulich zu behandeln.«
    »Das versteht sich von selbst«, versicherte MacMaster.
    »Ich möchte nur noch einmal betonen, dass alles beim Alten bleibt, falls Hester mir die Wahrheit sagt, aber ich kann auf keinen Fall mit ihr leben, wenn ich nicht weiß, woran ich bin.«
    »Sie wollen also nicht heiraten, wenn dieser Schatten weiter über Ihnen schwebt?«
    »Würden Sie an meiner Stelle nicht ebenso handeln?«
    »Das weiß ich nicht. Wenn ich in meiner Jugend in ein Mädchen verliebt gewesen wäre, wäre ich wahrscheinlich in jedem Fall von ihrer Unschuld überzeugt gewesen.«
    »Es handelt sich nicht so sehr um Schuld oder Unschuld, ich muss nur Bescheid wissen!«
    »Und wenn sie ihre Mutter ermordet haben sollte, wären Sie bereit, sie zu heiraten und glücklich und zufrieden mit ihr zu leben – bis dass der Tod euch scheidet?«
    »Ja.«
    »Machen Sie sich nichts vor, mein Lieber! Sie würden sich fragen, ob der bittere Geschmack im Kaffee wirklich nur von der speziellen Kaffeesorte kommt, und Sie würden den Feuerhaken, der am Kamin hängt, für übertrieben groß und schwer halten. Und Hester würde Ihre Gedanken erraten. Nein, so geht es nicht…«

10
     
    » S ie werden verstehen, warum ich Sie zu uns bat«, sagte Leo Jackson.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Rechtsanwalt Marshall. »Wenn Sie mich nicht hergebeten hätten, hätte ich selbst diese Zusammenkunft vorgeschlagen, Mr Jackson. Die Morgenzeitungen berichten heute bereits über die neuen Entwicklungen. Leider ist das Interesse der Öffentlichkeit wieder auf den Fall gelenkt.«
    »Einige Journalisten haben bereits angerufen und um Interviews gebeten«, meinte Mary Durrant bitter.
    »Das war zu erwarten. Ich würde Ihnen dringend raten, es liebenswürdig abzulehnen, in irgendeiner Weise Stellung zu nehmen.«
    »Superintendent Huish, der seinerzeit den Fall bearbeitete, hat

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