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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die andere nicht verstehen.«
    »Das haben wir damals bei dem armen Clark auch gesagt«, stellte Hester fest.
    »Clark steht jetzt nicht zur Diskussion. Ich denke einzig und allein an dich. Ich liebe dich, Hester, und deshalb muss ich die Wahrheit erfahren.«
    »Die Wahrheit?« sagte Hester mit einem spöttischen Lächeln.
    »Ja, die Wahrheit.«
    Hester wandte den Kopf und blickte in den Himmel.
    »Hester!«
    »Würdest du mir glauben, wenn ich dir versicherte, dass ich sie nicht getötet habe?«
    »Natürlich würde ich… ja, ich würde dir glauben.«
    »Davon bin ich leider nicht überzeugt«, erwiderte Hester.
    Sie drehte sich unvermittelt um und lief zum Haus hinauf.

15
     
    » I ch habe noch keine Lust, wieder nach Hause zu fahren«, sagte Philip Durrant störrisch.
    »Das verstehe ich nicht, Philip. Wir haben die Unterredung mit Mr Marshall und das Polizeiverhör abgewartet, und nun besteht wirklich kein Grund mehr, hier zu bleiben.«
    »Ich glaube, dein Vater würde sich freuen, wenn wir noch einige Zeit im Sonneneck blieben – vor allem weil er gern einen Schachpartner im Haus hat.«
    »Er wird einen anderen finden«, erklärte Mary kurz. »Morgen kommt Mrs Cardew zum Silberputzen, schon deshalb möchte ich unbedingt zu Hause sein.«
    »Polly, die perfekte Hausfrau«, meinte Philip lächelnd. »Wetten, dass Mrs Cardew auch ohne dich mit dem Silber fertig wird? Oder vielleicht könntest du das Ganze um eine Woche verschieben?«
    »Du weißt nicht, wie schwierig es heutzutage ist, eine gute Putzfrau zu bekommen; ich kann ihr nicht so einfach absagen.«
    »Dir wird schon etwas einfallen, Mary. Ich bleibe jedenfalls hier!«
    »Ich bin so schrecklich ungern hier«, erwiderte Mary gereizt. »Ich hasse diese düstere Stimmung, ich hasse es, im Schatten des Mordes zu leben.«
    »Erzähl mir doch nicht, dass du Nerven hast, Polly! Du kannst Mord und Verbrechen ertragen, ohne mit der Wimper zu zucken. Du willst ganz einfach in deinem Haus nach dem Rechten sehen, du willst putzen und aufräumen und dich vergewissern, dass sich keine Motten an deinen Pelzmantel gewagt haben – «
    »Im Winter kümmern sich die Motten nicht um Pelzmäntel«, unterbrach Mary ihn.
    »Schon gut, du weißt genau, was ich meine, Polly. Aber Haushalt hin, Haushalt her – kannst du mir zuliebe nicht noch etwas warten? Ich finde es hier im Sonneneck nun mal viel interessanter.«
    »Interessanter als bei uns zu Hause? In deinem eigenen Heim?«
    Mary wirkte geschockt und verletzt zugleich.
    Philip warf ihr einen schnellen Blick zu.
    »Tut mir Leid, Liebes. Ich habe mich wohl ungeschickt ausgedrückt. Natürlich bin ich am liebsten zu Hause – so schön wie du immer alles herrichtest. Bequem, sauber, elegant. Und alles wäre in Ordnung, wenn – wenn ich in Ordnung wäre. Man käme nach Hause, würde über dies und jenes sprechen, was sich am Tag ereignet hat… Aber, verstehst du, das ist jetzt anders…«
    »Oh, glaub nicht, dass ich das nicht wüsste«, beeilte sich Mary zu versichern. »Ich vergesse das nie, ich denke sogar ständig daran.«
    »Ja«, presste Philip zwischen seinen Zähnen hervor, »du denkst sogar viel zu viel daran, Mary. Manchmal so sehr, dass auch ich an nichts anderes mehr denken kann. Dabei ist alles, was ich brauche, ein wenig Ablenkung und – nein«, er hob die Hand, »erzähl mir jetzt nichts von Puzzles, Kreuzworträtseln und dergleichen albernen Beschäftigungstherapien oder von Leuten, die mich besuchen kommen. Auch lesen kann man schließlich nicht immer.
    Ich sehne mich einfach danach, wirklich gefordert zu werden! Und hier, in diesem Haus, da ist ein Problem, dessen Lösung eine echte Herausforderung darstellt.«
    »Philip«, Mary hielt den Atem an, »willst du etwa noch immer Detektiv spielen?«
    »Warum nicht?« erwiderte Philip. »Es ist ein Spiel – Mörderjagd. Wer war der Täter? Ja, Polly, nichts interessiert mich mehr, als herauszubekommen, wer es getan hat.«
    »Aber warum? Und wie willst du das anstellen? Wenn irgendjemand eingebrochen ist oder die Tür offen vorgefunden hat…«
    »Reitest du immer noch auf der Theorie vom großen Unbekannten, vom Außenstehenden herum?«, fragte Philip. »Sie greift nicht. Verlass dich drauf. Der alte Marshall hat zwar so getan, als ob er daran glauben würde – aber nur, um uns zu helfen, das Gesicht zu wahren. Keiner glaubt wirklich daran.«
    »Aber dann, dann…«, begann Mary stockend, »muss es einer von uns gewesen sein – dann – will ich es erst recht

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