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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bringt – oder nicht auf die richtige Weise. Ich hoffe, es herauszukriegen.«
    »Philip!«
    »Schon gut, Polly. Ich habe mir diese Aufgabe gestellt. Ich habe mich selbst davon überzeugt, dass die Lösung dieses Falles im öffentlichen Interesse liegt. Die Frage ist nur: Wo soll ich anfangen? Ich denke, ich beginne mit Kirsty. In mancher Hinsicht ist sie ein schlichtes Gemüt.«
    »Ich wünschte – oh, ich wünschte so sehr«, sagte Mary flehentlich, »du würdest dir diese verrückte Idee aus dem Kopf schlagen und mit mir nach Hause fahren. Wir waren so glücklich. Alles lief so gut – «
    Ihr versagte die Stimme, und sie wendete sich ab.
    »Polly!«
    Philip war bestürzt.
    »Hast du Angst? Davon habe ich ja gar nichts gemerkt.«
    Mary wandte ihm wieder das Gesicht zu, einen hoffnungsvollen Blick in den Augen.
    »Dann kommst du doch mit nach Hause und – vergisst alles möglichst rasch?«
    »Ich kann das hier nicht so einfach vergessen.«
    Philip schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Ich muss mich einfach damit beschäftigen – nachdenken, verwerfen, neu zusammensetzen. Lass uns bis zum Ende der Woche hier bleiben, Mary, dann wollen wir weitersehen.«

16
     
    » H ast du etwas dagegen, wenn ich noch etwas länger hier bleibe, Vater?«, fragte Micky.
    »Im Gegenteil, ich freue mich sehr, falls dein Chef einverstanden ist.«
    »Er war sehr nett«, erwiderte Micky. »Ich hab ihn angerufen, und er sagte, ich brauche nicht vor Montag da zu sein. Tina bleibt auch bis Sonntagabend hier«, fügte er hinzu.
    Er ging, die Hände in den Taschen, unruhig im Zimmer auf und ab.
    Schließlich sagte er mit rauer, ein wenig unsicherer Stimme:
    »Ich weiß, wie viel du für mich getan hast, Vater; erst in der letzten Zeit habe ich das alles begriffen und eingesehen, wie undankbar ich bisher gewesen bin.«
    »Du hast keinen Grund zur Dankbarkeit, Micky. Du bist mein Sohn, und ich habe dich immer wie meinen Sohn behandelt.«
    »Du bist nie ein strenger Vater gewesen«, meinte Micky.
    Leo Jackson lächelte.
    »Glaubst du wirklich, dass ein Vater unbedingt streng sein muss?«
    »Nein, natürlich nicht, aber ich hätte etwas mehr Strenge verdient. Ich war ein Narr, ein aufsässiger, halsstarriger Narr! Weißt du, was ich im Augenblick erwäge? Es ist ein sonderbarer Zufall – ich denke daran, eine Stellung bei einer Ölgesellschaft am Persischen Golf anzunehmen. Erinnerst du dich, dass Mutter vorhatte, mich bei einer Ölfirma unterzubringen? Aber damals wollte ich nichts davon wissen, ich wollte mir unbedingt selbst eine Stellung suchen!«
    »Du warst sehr jung, und du wolltest dir keine Vorschriften machen lassen. Du warst schon als Kind eigenwillig; wenn wir dir einen roten Pullover kaufen wollten, bestandest du auf einem blauen, selbst wenn du im Grunde genommen gern einen roten gehabt hättest.«
    »Stimmt!«, gab Micky mit einem kurzen Lachen zu.
    »Du hast, wie viele junge Menschen, gegen das Bestehende rebelliert. So geht es uns allen, aber eines Tages müssen wir lernen, uns einzufügen und nachzugeben. Ich freue mich jedenfalls, dass du diese Stellung in Betracht ziehst, denn als Autoverkäufer kann man es nicht sehr weit bringen.«
    »Ich liebe Autos, und ich bin kein schlechter Verkäufer; ich kann gut mit Leuten umgehen und sie zum Kauf überreden – aber Spaß macht mir dieses Leben nicht. Die neue Stellung wäre ganz etwas anderes, ich würde für Instandhaltung und Reparaturen der Lastwagen zu sorgen haben – ein verantwortungsvoller Posten.«
    »Ich möchte dir noch einmal sagen, dass ich auch jederzeit bereit bin, dir ein eigenes Geschäft zu finanzieren, vorausgesetzt, es handelt sich um ein solides Projekt.«
    »Vielen Dank, aber ich möchte dich nicht ausnutzen, Vater.«
    »Von Ausnutzen kann gar keine Rede sein. Es ist dein Geld, Micky, das, wie du weißt, von Mutter schon vor Jahren für jedes der Kinder festgelegt worden ist. Ich habe lediglich das Recht und die Pflicht, größere Barauszahlungen zu gestatten oder zu verweigern, da ich einer der Vermögensverwalter bin. Es ist dein Geld!«
    »Eigentlich ist es Mutters Geld«, stellte Micky fest. »Ich kann und will es nicht anrühren, unter den augenblicklichen Umständen wäre mir das einfach unmöglich!«
    Er errötete unter dem fragenden Blick seines Vaters, dann fuhr er unsicher fort: »Ich habe mich wohl irgendwie schief ausgedrückt.«
    »Warum kannst du es nicht anrühren?«, fragte Leo. »Als wir dich adoptierten, übernahmen wir in jeder

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