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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Beschäftigung. Sie war gerade im Begriff, einen Stoß Wäsche in eine Schublade zu legen.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich den Fall noch einmal mit Ihnen durchsprechen«, erklärte Philip.
    »Meiner Ansicht nach wird viel zu viel darüber geredet«, erwiderte Kirsten.
    »Ich halte es trotzdem für notwendig, dass wir uns über gewisse Dinge klar werden, denn es lässt sich ja kaum bestreiten, dass nicht alles so ist, wie es sein sollte.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Kirsten ihm zu. »Glauben Sie, dass Mr Jackson und Gwenda nun noch heiraten werden?«
    »Warum nicht?«
    »Aus verschiedenen Gründen«, erklärte Philip. »Erstens, weil Leo Jackson sehr wohl weiß, dass er der Polizei keinen größeren Gefallen tun könnte, als Gwenda zu heiraten, denn damit würde er ihr ein ausgezeichnetes Motiv für den Mord an seiner Frau sozusagen auf dem silbernen Tablett servieren.
    Zweitens wäre es möglich, dass Leo Gwenda für die Mörderin hält. Selbstverständlich würde er sie unter diesen Umständen nicht heiraten wollen. Was meinen Sie dazu?«
    »Gar nichts. Ich ziehe es vor, keine Meinung zu haben«, erwiderte Kirsten.
    »Was soll das heißen? Wen nehmen Sie in Schutz?«
    »Ich? Ich nehme niemanden in Schutz. Ich finde nur, dass zu viel geredet wird und dass verschiedene Leute das Sonneneck verlassen sollten, weil es nicht gut ist für sie hier zu bleiben – das bezieht sich auch auf Sie und Ihre Frau!«
    »Warum gerade auf uns, Kirsty?«
    »Weil Sie zu viele Fragen stellen«, erwiderte Kirsten. »Sie versuchen, gewisse Dinge zu ergründen, aber Ihre Frau ist dagegen, weil sie klüger ist als Sie. Sie könnten bestimmte Entdeckungen machen, und das könnte unangenehm werden für Sie… Sie sollten so bald wie möglich nach Hause gehen.«
    »Ich will aber nicht nach Hause«, nörgelte Philip wie ein ungezogener kleiner Junge.
    »Sie benehmen sich wie ein Kind, Sie sagen ›ich will dies nicht‹ und ›ich will jenes nicht‹, anstatt sich auf Menschen zu verlassen, die mehr Lebenserfahrung haben als Sie.«
    Sie seufzte.
    »Ich würde auch Micky raten, das Sonneneck zu verlassen, Tina arbeitet ja ebenfalls wieder in der Bibliothek. Ich bin sehr froh, dass Hester fort ist. Sie könnte es nicht ertragen, dauernd in dieser Umgebung zu sein und täglich an Dinge erinnert zu werden, die sie lieber vergessen sollte.«
    »Was Hester anbetrifft, gebe ich Ihnen Recht. Und Sie, Kirsty, sollten Sie nicht auch besser fortgehen?«
    »Vielleicht ja«, erwiderte Kirsten nachdenklich.
    »Warum tun Sie es dann nicht?«
    »Das lässt sich nicht so leicht erklären – für mich ist es zu spät.«
    Philip sah sie nachdenklich an und sagte: »Es gibt so viele Variationen über ein einziges Thema. Leo glaubt, Gwenda habe es getan. Gwenda meint, dass es Leo war. Tina weiß irgendetwas und hat jemanden im Verdacht. Und Micky weiß, wer es war, aber es ist ihm egal. Mary ist der Ansicht, dass es Hester war.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Aber wie gesagt, das sind nur Variationen über ein Thema; wir beide wissen ganz genau, wer es getan hat, nicht wahr?«
    Sie sah ihn entsetzt an.
    »Ich hatte also Recht!«, bemerkte Philip.
    »Was meinen Sie, was wollen Sie damit sagen?«, fragte Kirsten.
    »Ich weiß nicht recht«, erwiderte Philip. »Aber Sie wissen es! Sie glauben es nicht nur zu wissen, sondern Sie wissen es wirklich. Stimmt’s?«
    Kirsten ging mit festen Schritten auf die Tür zu.
    Dort drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Nehmen Sie es mir nicht übel, Philip, aber Sie sind ein Narr! Begreifen Sie nicht, dass Sie in großer Gefahr schweben, falls es Ihnen gelingt, die Wahrheit zu ergründen?«
    »Und Sie, Kirsty? Sind Sie nicht auch in Gefahr, wenn Ihnen die Wahrheit bekannt ist?«
    »Um mich brauchen Sie sich keine Sorge zu machen«, antwortete Kirsten grimmig, »aber Sie sind hilflos, vergessen Sie das nicht.«
    Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Ich selbst mache den Mund nicht unnötig auf; ich halte es für besser, an bestimmte Dinge nicht zu rühren, weil ich davon überzeugt bin, dass das für alle Beteiligten gesünder ist. Nur wenn man mich fragt, bleibe ich bei meiner offiziellen Ansicht – ich bleibe dabei, dass es Clark war.«
    »Clark?« fragte Philip überrascht.
    »Warum nicht? Clark war schon als Kind äußerst gerissen, es wäre ihm nicht schwer gefallen, ein Alibi zu fälschen.«
    »Dieses Alibi konnte er nicht fälschen. Dr. Calgary…«
    »Dr. Calgary, Dr. Calgary«,

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