Tödlicher Irrtum
da unten in der neuen Straße gespielt.«
»Ich möchte nur wissen, was ihr in der neuen Straße zu suchen hattet«, warf seine Mutter ein.
»Lassen Sie man gut sein, Mrs Green, Kinder wollen sich austoben«, meinte der junge Polizist Good begütigend.
»Und wie wir so in der neuen Straße Räuber und Gendarm spielen, da seh ich doch plötzlich dies komische rote Auto stehen. ›Guck mal, was ist denn das?‹ sagte ich zu Brian.«
»Weißt du, wie viel Uhr es war?«, fragte Huish geduldig.
»Ich hab doch gesagt, dass ich vorher schon Tee getrunken hatte. Warten Sie mal, jetzt fällt mir was ein, es war sieben, denn ich hab die Uhr schlagen hören. Na, und da bekam ich auf einmal einen furchtbaren Schreck, weil ich wusste, dass meine Mutter schon zu Hause ist, und weil sie sich immer so furchtbar anstellt, wenn ich aus bin und sie nicht weiß, wo. Da bin ich schnell nach Hause gerannt und hab zu ihr gesagt: ›Weißt du, was ich gesehen hab, Muttchen, einen russischen Sputnik. Er war rot und hatte so ‘ne komische Form…‹ Jetzt weiß ich natürlich, dass es keiner war, aber damals war ich ja noch klein.«
Superintendent Huish nickte freundlich und stellte noch einige Fragen, bevor er Mrs Green und ihren Sprössling mit Dank entließ. Polizist Good blieb zufrieden zurück; er war mit Recht stolz darauf, den kleinen Cyril Green aufgetrieben und, wie er hoffte, auf diese Weise etwas zur Aufklärung eines Verbrechens beigetragen zu haben.
»Als ich im Dorf das Gerede über den russischen Sputnik hörte, dessen Pilot Mrs Jackson angeblich umgebracht haben sollte, sagte ich mir plötzlich: Man kann nie wissen, vielleicht hat es doch irgendeine Bedeutung.«
»Es hat bestimmt eine Bedeutung«, erklärte Superintendent Huish mit Nachdruck. »Miss Tina Jackson besitzt nämlich einen roten Kabinenroller, und ich glaube fast, dass wir sie noch einmal verhören müssen.«
»Waren Sie an diesem Abend dort, Miss Jackson?«
Tina blickte zu dem Superintendenten auf. Ihre Hände lagen entspannt im Schoß, ihre dunklen, ruhigen Augen verrieten nichts. »Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern, es ist schon so lange her«, sagte sie.
»Ihr Auto wurde in der Nähe des Hauses gesehen, Miss Jackson.«
»Wirklich?«
»Ich muss doch sehr bitten, Miss Jackson… Als wir Sie seinerzeit verhörten, gaben Sie an, an jenem Abend zu Hause gewesen zu sein, sich Abendbrot gemacht und Musik gehört zu haben. Jetzt stellt es sich heraus, dass diese Angaben unwahr waren. Ihr Auto wurde kurz vor sieben in einer Straße in unmittelbarer Nähe des Sonnenecks gesehen. Was taten Sie dort?«
Sie antwortete nicht.
Huish wartete einen Augenblick, dann fragte er: »Haben Sie das Haus betreten, Miss Jackson?«
»Nein«, erwiderte Tina.
»Aber Sie waren dort?«
»Sie behaupten, dass ich dort war.«
»Meine Behauptung stützt sich auf Beweise.«
Tina seufzte.
»Ja, ich bin an diesem Abend ausgefahren.«
»Bleiben Sie nach wie vor dabei, dass Sie das Haus nicht betreten haben?«
»Ich habe das Haus nicht betreten.«
»Was haben Sie getan?«
»Ich bin nach Redmyn zurückgefahren, dann habe ich mir Abendbrot gemacht und Musik gehört.«
»Warum sind Sie in die unmittelbare Nähe des Sonnenecks gefahren, wenn Sie nicht die Absicht hatten, Ihre Familie zu besuchen?«
»Ich habe es mir im letzten Augenblick anders überlegt«, erwiderte Tina.
»Aus irgendeinem besonderen Grund? Haben Sie etwas Bestimmtes gesehen oder gehört?«
Sie antwortete nicht.
»So kommen wir nicht weiter, Miss Jackson. Ihre Mutter ist an jenem Abend zwischen sieben und halb acht ermordet worden. Ihr Fahrzeug wurde kurz vor sieben in der Nähe des Hauses gesehen; wie lange es dort stand, wissen wir nicht, möglicherweise ziemlich lange, und es mag sein, dass Sie das Haus betraten… Wenn ich mich nicht irre, besitzen Sie einen Hausschlüssel…«
»Ja, ich habe einen Schlüssel«, bestätigte Tina.
»Vielleicht sind Sie im Haus gewesen, vielleicht sogar im Wohnzimmer Ihrer Mutter… vielleicht haben Sie die Leiche entdeckt…«
Tina hob den Kopf.
»Oder vielleicht habe ich sie ermordet? Wollten Sie das andeuten, Superintendent?«
»Ich gebe zu, dass die Möglichkeit besteht, aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass ein anderer den Mord beging. Allerdings habe ich den starken Verdacht, dass Sie wissen, wer der Mörder ist.«
»Ich bin nicht ins Haus gegangen«, wiederholte Tina.
»Zumindest müssen Sie etwas gehört oder gesehen haben, vielleicht
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