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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte seinen Schatten über das Sunny Day geworfen, und Catherine wusste, jetzt kam eine Menge Arbeit auf sie zu.

3
     
    Der Sarg war auf drei Böcken in der Garage des CSI aufgebahrt worden. Wie bei einem bizarren Begräbnisritual beugte sich Nick über den Sarg und stierte auf die Frau herab, die friedlich in seinem Innern ruhte.
    Diese jugendliche Leiche hatte unmöglich mit der über fünfzigjährigen Rita Bennett verwechselt werden können. Nick war Rita Bennett nie begegnet, aber er hatte – wie die meisten Bewohner von Las Vegas – oft gesehen, wie sie ihre Fahrzeuge in Werbefilmchen angepriesen hatte. Mit ihrem verblassenden Showgirlglamour hatte Rita zur örtlichen Prominenz gezählt und sogar eine Spur von Ruhm genossen, wenn man bedachte, wie viele Leute Vegas besuchten und irgendwann den Fernseher einschalteten.
    Diese Frau jedoch – dieses Mädchen, um genau zu sein – war gerade Anfang zwanzig, wenn überhaupt. Selbst nach drei Monaten im Sarg waren ihre hübschen Züge unverkennbar. Der luftdichte Betonkasten hatte dafür gesorgt, dass sich selbst dort, wo die Haut entblößt war, sich nur eine minimale Patina aus weißen Schimmelspuren abgesetzt hatte. Für einen Moment hatte Nick ein seltsames, unheimliches Gefühl – es war, als sähe er die Züge der Frau in einem Traum durch einen halb durchsichtigen Schleier.
    Auch wenn menschliche Überreste in der Wüstenluft nicht so schnell zerfielen wie in einem eher feuchten Klima, reichte manchmal auch die Feuchtigkeit aus, die aus dem Leichnam selbst aufstieg, um die Verstorbenen mit diesem charakteristischen weißen Schleier zu überziehen. Die Frau, schlank, mit kastanienbraunem Haar, wies keine sichtbaren Verletzungen auf. Bis jetzt deutete nur das kleine Rinnsal aus Blutstropfen auf einen Gewaltakt hin.
    Jane Doe – so wurden die noch nicht identifizierten weiblichen Leichen genannt – hatte eine gerade, wohlgeformte Nase und einen Pony, der beinahe ihre geschlossenen Augen über den hohen Wangen bedeckte. Grunzend setzte Nick ein eisiges Lächeln auf. Die Klimabedingungen der Wüste hatten noch nicht einmal angefangen, die Leiche zu mumifizieren, wie es im Südwesten so häufig der Fall war.
    Nick griff zu seiner 35mm Kamera und hielt Sarg und Leiche aus den verschiedensten Winkeln so detailliert fest, wie es nur noch ein Modefotograf der Vogue getan hätte. Als er fertig war, trat Sara näher, um die lackierten Fingernägel der Frau auf Spuren zu untersuchen, die vielleicht von einem möglichen Angreifer stammen konnten.
    Als sie fertig war, zuckte sie mit den Schultern. »Nichts«, stellte sie fest.
    »Fingerabdrücke als Nächstes?«
    »Fingerabdrücke als Nächstes.«
    Während Sara die Finger der rechten Hand mit Tinte bearbeitete, untersuchte Nick mit seiner Maglite sorgsam den Bereich um den Kopf herum. Die Blutstropfen waren klein, gleichmäßig und von dunkler, bräunlicher Farbe.
    »Sieht aus, als hätte sie getropft«, kommentierte Nick, »als der Mörder sie in den Sarg gelegt hat.«
    »Bisher wissen wir nicht, ob es einen Mörder gibt«, ermahnte ihn Sara, auch wenn ihr Ton nicht sonderlich überzeugt klang. »Ist etwas unter dem Kopf?«
    »Kann ich nicht sicher sagen … sieht aber nicht so aus.«
    »Sonst noch was auf dem Kissen?«
    Nick beschrieb einen Bogen mit der Lampe. »Nein … nein … doch! Ja, genau hier, ein kurzes schwarzes Haar.« Er schoss ein Foto von dem Haar, ehe er es mit einer Pinzette von dem Kissen nahm.
    »Unserem Opfer gehört es nicht«, stellte Sara fest.
    »Hoffen wir, dass es vom Mörder stammt.«
    »Falls es einen Mörder gibt.«
    »Falls es einen Mörder gibt. Du hast auch so ein Gefühl, was?« Sara runzelte die Stirn. »Was für ein Gefühl?« Nick grinste. »Dass Grissom dir über die Schulter guckt.« Spöttisch verzog sie die Lippen. »Falls es einen Mörder gibt, könnte das Haar immer noch einer anderen Person gehören.«
    »Möglich. Und ich weiß nicht genug über Beerdigungsinstitute, um einzuschätzen, wie viele Leute mit so einem Sarg zu tun haben.«
    Sara legte die Hand der Leiche vorsichtig zurück in den Sarg, nachdem sie die Fingerspitzen sorgfältig von der Tinte gereinigt hatte. »Ich sollte diese Abdrücke mit denen der AFIS Datenbank überprüfen.«
    »Mach nur – ich habe noch zu tun, und wenn du zurück bist, werde ich so weit sein, dass wir sie rausnehmen können.«
    Sara nickte. »Ich bin gleich zurück. Lauft nicht weg, ihr zwei.« Nick bedachte sie mit einem schiefen

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