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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lächeln. »Wir werden auf dich warten.«
     
    Während Brass am Steuer des Taurus auf dem Weg zum Friedhof war, saß der Leiter der Nachtschicht, Gil Grissom, schweigend auf dem Beifahrersitz, konzentriert auf seine eigenen Gedanken. Seine Sonnenbrille hielt weit mehr fern als nur das gleißende Licht der Morgensonne.
    Abgesehen von der Möglichkeit, dass sie schlicht die falsche Leiche exhumiert hatten, konnte die Leiche in diesem Sarg nur an einer sehr begrenzten Anzahl von Orten ausgetauscht worden sein: im Leichenwagen, während des Transports, was vermutlich die beste Gelegenheit war, im Beerdigungsinstitut oder auf dem Friedhof.
    »Aaaalso«, sagte Brass mit etwas zu lauter Stimme, »verstehe ich richtig, dass Sie glauben, der Austausch hat im Beerdigungsinstitut stattgefunden?«
    »Wie?«, fragte Grissom und blinzelte Brass an, der ihn mit einem langen Blick maß, den Kopf schüttelte und sich wieder auf die Straße konzentrierte.
    »Ich habe gefragt«, sagte er, »ob Sie glauben, dass die Leichen auf dem Friedhof ausgetauscht worden sind. Als Sie nicht geantwortet haben, habe ich angenommen …«
    »Tut mir Leid, Jim. Ich habe nachgedacht.«
    »Und welche brillanten Einsichten können Sie mir liefern?«
    Nun schüttelte Grissom den Kopf. »Keine. Zu früh.«
    Der angespannte Zug um Brass’ Augen verriet, dass er ähnlichen Überlegungen gefolgt war. »Wäre es nicht ziemlich schwer, die Leichen auf dem Friedhof auszutauschen? Während der Beerdigung?«
    »Die Gräber werden erst aufgefüllt, wenn die Trauergäste längst gegangen sind.«
    Brass dachte darüber nach. »Aber der Sarg liegt dann schon in der Erde.«
    »Was hineingeht«, murmelte Grissom, »kann auch wieder hinaus geholt werden.«
    Der Detective steuerte den Taurus durch das Tor und bog gleich rechts auf den mit Kies ausgelegten Parkplatz vor dem kleinen Büro des Desert Palm Memorial Cemetery ab. Es sah aus wie ein in Heimarbeit gefertigtes Landhaus, das zufällig von einem Gräberfeld umgeben war. Brass stellte den Wagen ab und stieg zusammen mit Grissom aus dem Fahrzeug. Kaum draußen waren sie auch schon der Wirkung der heißen Luft ausgesetzt. Als Brass die Tür öffnete, ertönte ein leises Klingeln.
    Der Raum war klein und quadratisch, hatte ein Fenster gleich neben der Tür und ein zweites in der gegenüberliegenden Wand. Durch beide war der Friedhof zu sehen. Ein sehr alter Schreibtisch – man könnte sagen antik – stand zur Rechten, und dahinter saß eine Frau von etwa sechzig Jahren in einem kurzärmeligen, rostroten Kleid mit weißem Blümchendruck.
    Aufgrund der beengten Verhältnisse stand der Schreibtisch nah an der Wand, und die Frau schien, obwohl nicht besonders groß, hinter ihm eingequetscht zu sein. Ein Telefon, ein großer Terminkalender und ein Walkie-Talkie lagen auf der Schreibtischplatte, aber nirgends waren persönliche Gegenstände zu sehen. In einem Ständer am vorderen Ende des Schreibtischs sammelten sich einige kostenlose eselsohrige Pamphlete – Trauer ist Gottes Art, Abschied zu nehmen; Ewige Ruhe für Ihre Angehörigen. Gleich daneben befand sich ein Namensschild aus Messing mit der Aufschrift: »Glenda Nelson – Trauerberaterin«. Zwischen ihr und einem weiteren, derzeit unbesetzten Schreibtisch standen Aktenschränke. Der Rest des Raumes diente als Verkaufsraum, in dem Trauergäste noch im letzten Moment ein paar Kunstblumen erwerben konnten.
    »Willkommen bei Desert Palm Memorial, meine Herren«, sagte die Frau in einem milden Tonfall mit geübtem Lächeln und vollends unberührten Augen. »Ich bin Glenda. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Brass ließ seine Marke aufblitzen. »Das ist Doktor Grissom von der kriminalistischen Abteilung, ich bin Captain Brass. Wir waren heute Morgen schon einmal hier. Wegen dieser Exhumierung.«
    »Ja, natürlich! Mr Crosby hat mir davon erzählt.«
    »Das ist genau der, den wir suchen – Mr Crosby. Ist er so früh schon hier?«
    Ihr Lächeln verschwand, dafür kehrte Leben in ihre Augen ein. »Es tut mir Leid, Captain, aber er hat heute keinen Dienst.«
    Hatte sich Crosby freigenommen, überlegte Grissom, weil der Friedhofsmanager gewusst hatte, dass sie zurückkommen würden?
    »Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?«, fragte die Frau.
    »Es geht um die Exhumierung. Es gibt da ein Problem.«
    Sie runzelte die Stirn und kam Grissom recht aufgeschreckt vor. Probleme dürften an diesem Ort recht selten auftreten – es war unwahrscheinlich, dass sich die Kunden hier

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