Toedlicher Irrtum
allzu häufig beklagten.
»Na ja, Joe und Bob haben nichts von irgendwelchen Schwierigkeiten gesagt …«, begann die Frau.
»Das Problem … Mrs Nelson, richtig?«
Grissom war überzeugt, dass Brass’ Vermutung auf Beweisen beruhte. Die Frau trug einen Hochzeitsring mit einem Diamanten.
»Ja, Mrs Nelson ist richtig. Aber Glenda ist auch in Ordnung.«
»Mrs Nelson, wir haben den Sarg im Hauptquartier geöffnet und darin die falsche Leiche gefunden.«
Die Frau blinzelte, dachte über seine Worte nach und blinzelte noch einmal. »Wie in Gottes Namen ist das möglich?«
»Genau das ist auch unsere Frage«, sagte Grissom.
Der Blick der Frau wanderte zu dem Telefon auf ihrem Schreibtisch, und Grissom sah ihr an, dass sie nach dem Hörer greifen wollte, vermutlich um Crosby anzurufen, aber sie tat es nicht. Sie war die verantwortliche Person, und sie würde ihrer Verantwortung gerecht werden.
Endlich meldete Glenda sich wieder: »Sie müssen entschuldigen, ich war zu dem Zeitpunkt nicht hier. Können Sie mir den Namen der Person nennen, die Sie exhumieren wollten?«
»Rita Bennett«, sagte Brass.
»Oh, ja. Die aus dem Fernsehen.« Glenda erhob sich und ging zu dem Aktenschrank neben dem Schreibtisch. Computer waren noch nicht bis zum Desert Palm vorgedrungen, was für Einrichtungen dieser Art nicht unüblich war.
»Rita Bennett«, wiederholte sie leise, zog die zweite Schublade von oben auf und blätterte in den wenigen Aktendeckeln, bis sie die richtige Akte gefunden hatte. »Sektion B, Reihe 3, Grabstelle 117.«
Grissom unterdrückte ein Lächeln. Unter dem Grün rundherum, unter den Grabsteinen, den ewigen Lichtern und den Blumengestecken ruhten geliebte Verstorbene in feierlicher Würde, aber hier im Büro reichte ein Aktenordner als letzte Ruhestätte.
Brass warf einen Blick auf seine Notizen. »Das ist die Position, die auch Crosby mir angegeben hat – Sektion B, Reihe 3, Grabstelle 117. Mrs Nelson, würde es Ihnen etwas ausmachen, mich dorthin zu führen?«
Glenda runzelte die Stirn. »Ich kann meinen Posten nicht verlassen«, sagte sie, als wäre ihr Schreibtisch ein Schlachtschiff. »Was passiert, wenn jemand hereinkommt?«
Grissom und Brass wechselten einen raschen Blick. Beide hegten den gleichen Gedanken: Im LVPD war kein Fall eines Gauners bekannt, der dazu neigte, Kunstblumen aus Friedhofsbüros zu entwenden.
»Ich sage Ihnen was«, verkündete sie, »ich könnte Bob über das Walkie-Talkie rufen und ihn bitten, Sie hinzuführen.«
»Nur zu«, sagte Brass geduldig.
Und Glenda rief Bob.
Während sie auf Bob warteten, stellte Brass noch einige weitere Fragen, angefangen mit: »Mrs Nelson, ist es irgendwie möglich, dass die Leiche gegen eine … andere … ausgetauscht worden ist?«
Glenda starrte Brass an, als hätte er gerade einen ganzen Haufen übelster Beschimpfungen ausgestoßen. »Captain Brass! Das hier ist kein Gebrauchtwarenhandel. In den modernen Mythen über Organdiebe werden immer solche kleinen Details wie die Einbalsamierung übersehen.«
»Ich hatte nicht die Absicht, anzudeuten …«
»Wir nehmen unsere Aufgabe sehr ernst!«
Grissom bedachte sie mit einem charmanten Lächeln, als er sagte: »Das verstehen wir natürlich, Mrs Nelson – aber unmöglich ist das doch nicht, oder?«
Grissoms milder Tonfall besänftigte sie, und sie dachte endlich über die Frage nach. »Wir würden die Bodenveränderung bemerken. Mit unserer Landschaftsgärtnerei nehmen wir es sehr genau. Wir sind stolz auf den Service, den wir bieten können.«
»Das sollten Sie auch«, entgegnete Grissom und nickte ihr lächelnd zu.
»Aber was wäre«, wandte Brass ein, »wenn das Grab noch gar nicht aufgefüllt gewesen wäre?«
Glenda schüttelte den Kopf. »Zum einen sind die Särge geschlossen. Zum anderen ist unser Personal vor Ort …«
»Immer?«
»Normalerweise schon. Außerdem ist der Versenkkasten versiegelt, und danach mit Erde zugeschüttet. Die einzigen Leute, die Gelegenheit hätten, so etwas zu tun, sind Bob und Joe, und die sind beide gute Männer.«
»Können Sie uns ihre vollen Namen geben?«
»Roberto Dean und Joseph Fenway«, sagte sie. »Aber Sie täuschen sich.«
Wieder lächelte Grissom. »Wir haben uns gar keine Meinung über sie gebildet, Mrs Nelson.«
Brass schrieb gerade die Namen in sein Notizblock, als Bob mit einem fahrbaren Rasenmäher erschien. Sie dankten Mrs Nelson noch einmal, und sie nickte ein wenig unterkühlt. Dann gingen sie hinaus zu ihrem alten Freund
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