Toedlicher Irrtum
sich die Kamera und schoss vier Fotos von dem kleinen Loch. »Keine Austrittswunde?«
»Sieht nicht so aus.«
Sie zog eine Braue hoch. »Ziemlich kleines Kaliber, was?«
Ihr Kollege nickte. »Zweiundzwanziger, vielleicht.«
»Oder eine Fünfundzwanziger? Keine Anzeichen von Gegenwehr.«
Nick verzog das Gesicht. »Sie hat nicht damit gerechnet.«
»Das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Der Mörder – wir gehen doch jetzt von einem Mörder aus, richtig?«
»Wir gehen von einem Mörder aus, richtig.«
»Er oder sie hat sich einen Haufen Mühe gemacht, um die Leiche loszuwerden. Das war kein Zufall.«
»Kaum.« Nick richtete die angespannten Augen auf Sara. »Sollte der Mörder sie nicht gekannt haben, dann ging es ihm um den Kick, jemanden umzubringen oder so … aber warum lässt er sie dann nicht an Ort und Stelle liegen?«
Sara legte die Kamera ab. »Gute Frage. Der Mörder muss sie gekannt haben.«
»Klingt logisch, aber Grissom wird das nicht reichen.«
»Damit ist er nicht allein.«
»So?«
Sara deutete mit einem Nicken auf das tote Mädchen. »Ihr würde das auch nicht reichen.«
Die beiden hoben das Mädchen aus dem Sarg und legten sie vorsichtig auf die Bahre. Die junge Frau fühlte sich nach Nicks Eindruck federleicht an. Es hieß, wenn ein Mensch stirbt, würde sein Körpergewicht um einundzwanzig Gramm abnehmen; aber dieses Opfer schien deutlich mehr Gewicht verloren zu haben.
Sara löste die Bremse und machte sich bereit, die Leiche zu Doc Robbins zu bringen, damit der Pathologe eine Autopsie durchführen konnte. »Kommst du, Nick?«, fragte sie.
»Noch nicht. Ich möchte mir erst noch den Sarg ansehen.«
»Gute Idee. Soll ich zurückkommen und dir helfen?«
»Nein, nicht nötig. Ich komme schon klar. Außerdem ist hier für zwei Leute sowieso nicht genug Platz. Finde heraus, was die Autopsie verrät. Ich stoße dann später zu dir.«
»Alles klar«, sagte sie. Dann schob sie die Bahre durch die Garage und die Tür in einen Korridor.
Allein mit Sarg und Versenkkasten, machte sich Nick an die Arbeit. Mit dem Sarg fing er an. Sie hatten sorgsam darauf geachtet, ihn während ihrer Arbeit nicht unnötig zu berühren, und folglich nahm er als Erstes die Fingerabdrücke. Ihre eigenen Abdrücke würden sich sowohl auf dem Kasten als auch auf dem Sarg befinden, aber damit musste er leben. Sie hatten erst nachdem sie die andere Frau in Rita Bennetts Sarg entdeckt hatten, ihre stets griffbereiten Latexhandschuhe übergestreift.
Er verteilte den Puder über den ganzen Rand des Sargdeckels, über die Handgriffe und die Schlösser. Normalerweise müsste er lediglich seine und Saras Abdrücke finden, aber angesichts des versiegelten Betongehäuses, das auch die Fingerabdrücke vor der trockenen Wüstenluft geschützt haben musste, hoffte er, Glück zu haben und mehr zu entdecken. Die Arbeit war zeitaufwändig. Wann immer er etwas fand, übertrug er es auf die Folie und suchte weiter. Am Ende hatte er mehr als zwei Dutzend Abdrücke gesammelt. Wie viele davon zu ihm oder Sara gehörten, würde er noch herausfinden.
Als er mit der Außenseite des Sargs fertig war, widmete sich Nick dem Inneren. Mit seiner Maglite suchte er das Satinfutter nach Hinweisen ab, die ihn zur Identität des Opfers oder des Mörders führen konnten. Nachdem das Kopfende des Sarges – noch während die Leiche darin gelegen hatte – bereits sorgfältig untersucht worden war, fing er nun am Fußende an. Mehrere Fragmente einer schwarzen Substanz – Schmutz, wie er feststellte – waren dort vorhanden, vermutlich von den Schuhsohlen des Mädchens. Aber der Schmutz konnte natürlich auch von Rita Bennetts Schuhen stammen. Doch es war anzunehmen, dass die Bennett mit sauberen, wenn nicht gar neuen Schuhen in den Sarg gelegt worden war, wohingegen das ermordete Mädchen bestimmt nicht für die Beerdigung vorbereitet worden war. Wie dem auch sei, er fotografierte den Schmutz und tütete ihn ein.
Dann untersuchte Nick weiter in Richtung Kniehöhe und Hüfte, bis er am Rücken hinauf wieder am Kissen angelangt war. Als er ein letztes Mal um den Sarg herumging, sah er eine Faser, die sich in einer kleinen schadhaften Stelle im Holz verfangen hatte. Mit der Pinzette ergriff er die Faser und registrierte sie sorgfältig – weiß, keine zweieinhalb Zentimeter lang. In Nicks Augen sah sie aus wie ein gewöhnlicher, altmodischer weißer Faden, aber er wusste, dass David Hodges, der Spurenexperte des CSI, daraus genug Informationen
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