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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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ziehen konnte, um eine Website für altmodische weiße Fäden zusammenzustellen. Er tütete den Faden ein und überprüfte den Sarg noch einmal, dieses Mal mit einer anderen Lichtquelle.
    Das Blut war unter dem UV-Licht gut zu sehen, aber darüber hinaus fand er nichts. Auch Luminol auf dem Kissen brachte ihn nicht weiter: das Blut, das er gesehen hatte – die Tropfen und der kleine Fleck unter dem Kopf der Frau – war alles, was es dort zu entdecken gab.
    Als er endlich mit dem Sarg fertig war, starrte Nick den leeren Kasten an, als wartete er darauf, dass sich ihm etwas offenbarte. So unwahrscheinlich der Gedanke war, er hätte zweifellos ein bisschen Hilfe brauchen können.
    Nick hatte reichlich wenig, mit dem er arbeiten konnte, also wandte er sich dem Betonkasten zu, doch der hatte noch weniger zu bieten. Der Kasten dürfte auf dem Friedhof bereitgestanden haben. Erst dort war vermutlich der Sarg hineingestellt und versiegelt worden. Gewiss war es möglich, dass der Austausch der Leiche direkt vor der Versiegelung des Sargs stattgefunden hatte. Die Betonhülle war dem Wüstenklima viel stärker ausgesetzt gewesen als der geschützte Sarg in ihrem Innern, und Nick war nicht überzeugt, dass er hier noch irgendwelche Spuren finden würde.
    Trotzdem untersuchte er den Kasten Zentimeter für Zentimeter. Mit Puder suchte er nach Fingerabdrücken. Er kontrollierte die Außenseite, speziell die Ecken, auf Blutspuren und überprüfte das Innere sowohl mit der Maglite als auch mit der UV-Lampe.
    Und fand nichts.
    Er räumte auf, verstaute die Beweise und machte sich auf den Weg zu Sara in den Autopsiesaal. Trotz der Klimaanlage in der Garage war Nick bei der Arbeit ins Schwitzen geraten, und als er nun den Autopsiesaal betrat, jagte ihm die Kälte des Raums einen Schauer über den Rücken.
    Sara stand Dr. Al Robbins gegenüber, die Leiche lag auf dem Stahltisch zwischen ihnen. Das unbekannte Mädchen war jetzt nackt, ihre Kleider lagen sicher verstaut in Beweismittelbeuteln auf einem Arbeitstisch, auf dem Sara sie abgelegt hatte.
    Sara hatte einen hellblauen Laborkittel und Latexhandschuhe angezogen, um Robbins bei seinen Bemühungen zu assistieren. Nick folgte ihrem Beispiel, nahm einen blauen Laborkittel vom Haken und schlüpfte hinein. Als er zum Tisch ging, streifte er auch ein frisches Paar Latexhandschuhe über.
    Robbins, recht groß, beginnende Glatze, schwarz-grauer Bart, fehlten keine zwölf Monate mehr bis zu seinem zehnjährigen Jubiläum im Dienst des LVPD. Ein Mann, der zu gleichen Teilen aus kühler Professionalität und mitfühlender Wärme zu bestehen schien, und der sich beim Gehen stets auf einen stählernen Krückstock abstützte, den er während seiner Arbeit in der Nähe des Tisches bereithielt. Der Arzt war ein hingebungsvoller Familienvater, der drei Kinder hatte, unter anderem eine Tochter, die in etwa so alt sein mochte wie das namenlose Opfer vor ihm auf dem Tisch.
    Nick stellte sich neben Sara.
    »Was gefunden?«, fragte diese.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ein paar Nadeln im Heuhaufen. Wir werden sehen.« Als sein Blick auf die Leiche fiel, erkannte Nick, dass das Opfer nicht nur entkleidet, sondern auch gesäubert worden war. Sie war noch hübscher, als er ursprünglich gedacht hatte. »Wie sieht es bei dir aus, Sara?«
    »Ich sehe mir nachher ihre Kleider genauer an«, sagte Sara.
    Nick sah Robbins an. »Wie steht es mit Ihnen, Doc? Hat sie Ihnen schon irgendwas Interessantes erzählt?«
    Robbins blickte zu Nick auf, ehe er sich wieder auf die Frau auf dem Tisch konzentrierte. »Todesursache ist eine einzelne Schusswunde im Hinterkopf. Kleines Kaliber, vermutlich ein Zweiundzwanziger. Aber das wissen Sie ja bereits.
    Jetzt kommt etwas, das Sie noch nicht wissen«, fuhr Robbins fort. »Die junge Frau hier ist … war … schwanger.«
    Nicks Augen weiteten sich, und er presste ein einziges Wort zwischen den Zähnen hervor: »Wirklich?«
    Der Leichenbeschauer nickte. »Etwa in der neunten Woche.«
    »Dann könnten wir es hier also mit einem Vater zu tun haben«, überlegte Nick laut, »der kein Vater sein wollte.«
    »Wir könnten es hier mit einer Schwangerschaftsunterbrechung zu tun haben«, konstatierte Sara.
     
    Das Desert Haven Mortuary lag am Valle Verde Drive in Henderson und damit so weit vom Desert Palm Memorial Cemetery entfernt, wie es innerhalb der Stadtgrenzen möglich war. Im Stoßverkehr der Mittagszeit hatten Grissom und Brass beinahe eine Stunde gebraucht, um den Weg quer

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