Toedlicher Irrtum
herauszufinden?«
Warrick lieferte David die Antwort, die der stellvertretende Leichenbeschauer erhofft hatte: »Doch.«
Sie bewegten die Leiche und machten weitere Röntgenaufnahmen. Sie arbeiteten eine Weile schweigend weiter, bis sie kurze Zeit später damit fertig waren.
Das letzte noch nicht entwickelte Röntgenbild in den Händen fragte Warrick: »Ist das die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob sie durch eine Luftinjektion ermordet worden ist?«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, entgegnete David mit einem angedeuteten Schulterzucken. »Aber ich weiß nicht, ob Doktor Robbins darauf steht.«
»Versuchen Sie es mit mir.«
David riss die Augen weit auf. »Naja, man bricht den Brustkorb auf und füllt den Hohlraum mit Wasser. Wenn eine durch Luft verursachte Embolie vorliegt, wird die Luft austreten und durch Blasen im Wasser sichtbar werden.«
»Ist ja widerlich.«
»Mord doch auch.«
»Gutes Argument.«
»Ich habe von dieser Vorgehensweise gehört, aber noch nie gesehen, dass jemand tatsächlich so verfahren ist. Die Röntgenaufnahmen sind immer noch die beste Lösung.«
»Tja«, sagte Warrick, »dann sollten wir unsere Urlaubsfotos in ein Labor mit Schnell-Dienst bringen und sehen, ob wir den Mörder auf unserer nächsten Reise zu fassen kriegen.«
Catherine streckte die Arme weit aus und gähnte herzhaft. Das fensterlose Büro war stockdunkel, das einzige Licht drang durch den Spalt unter der Tür herein. Sie warf einen Blick auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr und erkannte, dass sie fünf Minuten mehr als die geplanten zwanzig verschlafen hatte. Ausgestattet mit einer inneren Uhr, brauchte Catherine selten einen Wecker, und die Armbanduhr diente nur als Bestätigung dessen, was ihr Körper ihr bereits mitgeteilt hatte.
Sie streckte die Hand nach dem Schalter der Tischlampe aus. Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, fiel ihr Blick auf das gerahmte Foto ihrer Tochter Lindsey. Das blonde Mädchen mit den blauen Augen lächelte sie an, und Catherine lächelte zurück. Es war noch nicht lange her, da hätte sie sich schuldig gefühlt, das Kind so viele Stunden allein zu lassen.
Aber inzwischen hatte sie sich mit ihrem Status als Alleinerziehende arrangiert, und ihre Arbeit war etwas, auf das sie stolz war und nicht etwas, für das sie sich schämen wollte. Catherines Nachtarbeit ermöglichte es ihr, mehr Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen als die meisten anderen berufstätigen Mütter … auch wenn ein Doppelschicht-Marathon wie dieser eine solche Behauptung auf eine schwere Probe stellte.
Wahllos griff Catherine nach einem der braunen Beweismittelbeutel aus Vivian Elliots Zimmer. Nachdem das Siegel entfernt war, erkannte sie, dass sie den Beutel mit den Laken erwischt hatte, und legte ihn wieder hin, um ihn später im Besprechungsraum zu untersuchen, wo mehr Platz zur Verfügung stand. Stattdessen wählte sie den Beutel mit Vivian Elliots persönlicher Habe, in dem sich auch ein kleinerer Beutel mit Wertsachen befand. Diese hatte sie sich im Büro des Sunny Day aushändigen lassen.
Vorsichtig leerte sie den Inhalt des kleineren Beutels auf der Arbeitsfläche aus: drei Ringe, eine Uhr, eine goldene Kette mit einem Kreuz, eine Brieftasche und ein Mobiltelefon. Vor ein paar Jahren hätte sie das Mobiltelefon im Besitz einer Frau in Vivians Alter in Erstaunen versetzt; aber heute schien die ganze Welt eins zu haben, und viele Senioren trugen Mobiltelefone bei sich, um, sollten sie stürzen und nicht wieder aufstehen können, den Notruf anwählen zu können.
Bei den Ringen handelte es sich um einen goldenen Ehering, der mit einem diamantbesetzten Verlobungsring verbunden war, vermutlich ein Karat und ein recht schönes Stück mit einer Rubinrose, in deren Mitte ein Diamant prangte. Die Ringe waren gewiss nicht billig, aber sie waren wohl auch nicht bei Tiffany’s gekauft worden.
Auch Vivians Goldkette war ein hübsches Stück aus dem mittleren Preissegment, das aussah, als wäre es zwar schon eine ganze Weile in ihrem Besitz gewesen, aber sorgsam gepflegt worden, genau wie die Ringe. Bei der Uhr handelte es sich um eine Bulova, die dem Aussehen nach etwa zehn Jahre alt war. Sie machte einen ebenso gepflegten Eindruck wie die anderen Stücke. Das Armband war erst vor kurzer Zeit ausgetauscht worden.
Nichts wirklich Auffälliges – eine Frau mit genug Geld, um sich nette, wenngleich nicht gerade fürstliche Dinge leisten zu können, die sie pflegte und lange
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