Toedlicher Irrtum
behielt.
Das Mobiltelefon war der Gegenstand, der Catherine vorwiegend interessierte – Mobiltelefone waren oft eine stark sprudelnde Informationenquelle.
Sie notierte die Nummern der Schnellwahltasten – es waren nur drei, aber eine könnte der mysteriösen Frau gehören, die Vivian direkt vor deren Tod besucht hatte. Danach überprüfte Catherine die Anruflisten, in denen sie die letzten zehn Nummern fand, die Vivian gewählt hatte, die letzten zehn, von denen sie angerufen worden war und die Anrufe, die sie verpasst hatte. Dann rief sie den Befehl für die eingegangenen Kurznachrichten auf, doch da war nichts gespeichert. Einige Nummern wiederholten sich, vermutlich die von Vivians engsten Freunden. Im Telefonieren standen Frauen in Vivians Alter den jungen Mädchen oft in nichts nach.
Tatsächlich tauchte eine der Nummern von den Schnellwahltasten auch bei den verpassten Anrufen, den entgegengenommenen Anrufen (dreimal) und den gewählten Nummern (viermal) auf. Mit dieser Nummer wollte Catherine beginnen. Sie vermutete, dass diese Nummer Vivians bester Freundin gehörte.
Catherine war noch mit den Ruflisten des Mobiltelefons beschäftigt, als ihr auffiel, dass weder sie noch Warrick sich ein Anrufprotokoll der Gespräche besorgt hatten, die von oder zu Vivians Krankenzimmer im Sunny Day geführt worden waren. Sie nahm sich vor, Warrick darauf anzusprechen, ehe sie ihr eigenes Mobiltelefon zur Hand nahm und Vega anrief.
»Catherine hier, Sam – haben Sie Zeit für eine Frage?«
»Für Sie immer.«
»Haben Sie und Doktor Whiting über das Telefon in Mrs Elliots Zimmer gesprochen?«
Sie konnte Vega förmlich lächeln hören, als er entgegnete: »Ich hatte mich schon gefragt, wann die gewissenhafteste Kriminalistin in Vegas mir diese Frage stellen würde.«
Selbst mit einem Lächeln auf dem Gesicht entgegnete Catherine: »Oh-kay, Sie kluger Junge, keine Häme. Irgendwann müssen auch Sie eine Doppelschicht durchstehen.«
»Das war erst letzte Woche! Wie auch immer, auf der Liste stehen nur zwei Nummern, aber ich hatte bisher offen gesagt keine Zeit, sie zu überprüfen.«
»Haben Sie einen Stift?«
»Schießen Sie los.«
Catherine gab ihm die Nummer, von der sie annahm, dass sie Vivians bester Freundin gehörte.
»Können Sie hellsehen? Das ist eine der beiden Nummern.«
»Die Nummer taucht immer wieder im Datenspeicher ihres Mobiltelefons auf. Würden Sie mir die andere Nummer geben, Sam?«
Er tat ihr den Gefallen und sagte: »Sollten wir auf eine beste Freundin stoßen, dann haben wir vielleicht auch die mysteriöse Besucherin gefunden.«
»Hat sich diese geheimnisvolle Dame eingetragen? Beim Wachmann am Tor?«
Als Vega antwortete, klang seine Stimme leicht verlegen. »Als ich hingegangen bin, um das zu überprüfen, hatte die Schicht schon gewechselt. Ich muss noch mal hin und mit dem Wachmann reden, der zu der Zeit Dienst hatte, tut mir Leid.«
»Hey, auch der gewissenhafteste Detective ist mal überarbeitet und müde …«
Vega lachte. »Okay, Cath. Wir sind quitt.«
Und damit beendeten sie das Gespräch.
Catherine legte die Liste der Telefonnummern zur Seite. Sie würde das später weiter untersuchen. Es hatte keinen Sinn, zu tief in eine Sache vorzudringen, solange sie nicht wusste, worum es ging, falls es um etwas ging – und das würde sie erst erfahren, wenn die Autopsie abgeschlossen war.
Der letzte Gegenstand auf dem Tisch war Vivians Geldbörse.
Die Börse war aus Nylon, dreifach gefaltet und hatte eine kleine, mit einem Reißverschluss versehene Tasche an der Außenseite. Catherine öffnete sie, fand aber nichts. Dann klappte sie die Geldbörse auf und legte sie auf den Tisch. Catherine fand ein Münzfach mit einem Ersatzschlüssel und eineinhalb Dollar Wechselgeld darin. Die Vorderseite des Münzfachs bestand aus einem viergeteilten Kreditkartenfach, das eine Rabattkarte aus Pappe enthielt, die eine Buchhandelskette für Kunden aus pädagogischen Berufen ausstellte, eine Versicherungskarte, eine Visakarte und die Rabattkarte eines Supermarkts.
Keine große Hilfe.
Dann fand sich noch Vivians Führerschein und ein durch sichtiges Plastikkreditkartenetui mit vier weiteren Kreditkarten – je eine von einem Warenhaus, einem Gartencenter, einem Damenbekleidungsgeschäft und eine Mastercard. Hinter den Fächern befand sich ein weiteres, das zweiundsiebzig Dollar Bargeld enthielt. Geistesabwesend überlegte Catherine, wo Vivian Elliots Scheckbuch sein mochte. Davon abgesehen
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