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Toedlicher Irrtum

Toedlicher Irrtum

Titel: Toedlicher Irrtum Kostenlos Bücher Online Lesen
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hätte, aber sicher nicht in die Wüste von Clark County. An einem Mast im Vorgarten, ganz in der Nähe der Dreifachgarage, flatterte die amerikanische Flagge. Auf einem kleinen, rotweiß-blauen Schild nahe dem Pfosten stand zu lesen: »Wir befürworten das Treuegelöbnis«. Unter einem Vordach, das von vier weißen Säulen getragen wurde, lud eine weiße Vordertür die Besucher ein näher zu treten.
    »Ein ganz typischer amerikanischer Bungalow«, kommentierte Brass.
    Grissom zuckte mit den Schultern. »Bestatter sind genauso wie wir, Jim.«
    »So?«
    »Solange Menschen sterben, sind wir im Geschäft.«
    »Und Sie behaupten, ich wäre zynisch.«
    Grissom schenkte ihm ein Lächeln. »Das sind Sie, Jim. Ich gebe nur die Fakten wieder.«
    Der Weg schlängelte sich über einen grünen Rasen, der aussah, als hätte ihn jemand mit der Nagelschere geschnitten. Zwei perfekt gestutzte Büsche bewachten den Eingang. Auch die anderen Häuser in diesem Viertel waren von gesunden Rasenflächen und Sträuchern umgeben. Vielleicht hatten die Leute in dieser Gegend noch gar nicht erfahren, dass in Clark County derzeit eine schlimme Dürre herrschte.
    Brass betätigte den großen Türklopfer aus Messing, der in der Mitte der weißen Tür hing. Ungefähr dreißig Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und eine große brünette Frau blickte ihnen anklagend entgegen.
    Die würdevolle Schönheit trug hochhackige schwarze Schuhe, eine braune Hose und eine ärmellose schwarze Bluse mit einem V-Ausschnitt. Ihre allzu großen braunen Augen hätten an eine Comicfigur erinnern können, hätten sie nicht dieses intelligente Funkeln besessen. Ihr lockiges Haar fiel wie eine Welle über ihre Schultern. Die angedeutete Hakennase deutete eine unbesonnene plastische Operation an, und ihre collagenvollen Lippen schimmerten in tiefem Rot.
    An dieser Dame in den Vierzigern war mehr Arbeit verrichtet worden als an einer durchschnittlichen Leiche ihres Mannes. Nichtsdestotrotz war das Ergebnis beeindruckend, und sie sah, wie Brass dachte, vermutlich recht hübsch aus – in gedämpftem Licht.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie mit ihrer vollen Altstimme.
    Brass zeigte ihr seine Marke. »Mrs Black?«
    »Ja.«
    »Ich bin Captain Brass und das ist Gil Grissom vom CSI. Dürfen wir einen Augenblick Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?«
    »Momentan bin ich sehr beschäftigt. Aber wenn es wichtig ist, kann ich sicher ein paar Minuten für Sie erübrigen.«
    »Wäre es nicht wichtig, Ma’am, dann wären wir nicht hier.«
    Besorgt legte sie die Stirn in Falten. »Worum geht es?«
    »Wir untersuchen den Mord an Kathy Dean.«
    Ihre Hand fuhr an ihre Lippen. Die übergroßen Augen wurden noch größer. »Sie haben das arme Mädchen gefunden? Sie wurde … ermordet?«
    »Ich fürchte, so ist es, Mrs Black.«
    »Wenn so ein hübsches Mädchen verschwindet, muss man mit dem Schlimmsten rechnen. In dieser Welt gibt es so viele böse Menschen. Das ist nun einmal so.«
    »Das ist wahr. Können wir reinkommen?«
    »Wo wurde sie gefunden?«
    »Auf dem Desert Palm Cemetery.«
    »Oh mein Gott …«
    Sie öffnete die Tür etwas weiter und ging ein Stück beiseite, sodass die beiden Ermittler eintreten konnten.
    In Grissoms Augen sah das Wohnzimmer eher aus wie ein Bild aus einer Zeitschrift für Innenarchitektur und weniger wie ein Raum, in dem tatsächlich Menschen lebten. Alles war perfekt, Magazine lagen aufgefächert auf einem Kaffeetisch und die Möbel dienten offenbar mehr der Ästhetik als der Bequemlichkeit. Nur Mrs Blacks braunes Jackett auf der Sofalehne und die schwarze Handtasche gleich daneben passten nicht zu dem Farbschema, das sich auf Dunkelgrün und Beige beschränkte … Farben, die ein Dekorateur der gehobenen Klasse als »Tanne« und »Champagne« bezeichnet hätte, wie Grissom im Stillen vermutete.
    »Sie sagen, das arme Ding wurde auf dem Friedhof gefunden?«, fragte Mrs Black und bat sie, auf den Sesseln Platz zu nehmen, die weit bequemer aussahen als sie tatsächlich waren. Sie selbst setzte sich auf die Sofakante, als fürchtete sie, das Material übermäßig zu beanspruchen, würde sie sich weiter zurücksetzen.
    »Ja, und zwar unter recht bizarren Umständen«, erklärte Brass. »Sie lag in einem Sarg, den wir vor einigen Tagen exhumiert haben.«
    »Sie war begraben?«, fragte Mrs Black sichtlich verwirrt. »In einem Sarg?«
    »Ja, in dem Sarg einer anderen Person. Rita Bennetts Sarg, um genau zu sein.«
    Wieder sauste die Hand an Mrs Blacks

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