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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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so prompt, dass klar war, dass er mit der Frage gerechnet hatte.
    »Wenn du eine Frau willst, die die Klappe hält und dir allzeit bereit zur Verfügung steht, wenn es juckt, solltest du dir eine chinesische Puppe bestellen«, explodierte ich.
    »Frage ich dich etwa, wen du alles vor mir gevögelt hast?«
    »Ich kann dir jedenfalls versichern, dass ich mir keine kleinen Jungs gekauft habe!«
    Danner trat die Bremse voll durch, die Reifen quietschten, mit einem Schlenker brachte er den Spitfire vorm Hauptbahnhof zum Stehen. Seine Hände bebten vor Zorn, als er sich an die Glatze griff.
    Hinter uns ertönte ein Hupkonzert.
    Ich sprang aus dem Wagen und knallte die Tür zu. Sie sprang wieder auf.
    Egal.
    Vor mir ging es in die Innenstadt. Fußgängerzone. Dorthin konnte mir der Mistkerl mit dem Wagen kaum folgen.
    Bevor Danner den Motor wieder gestartet hatte, war ich in den schützenden Häuserschluchten verschwunden.
    9.
    Sonntagvormittag nach dem verpatzten Aufstieg herrschte Katerstimmung in der Innenstadt. Ein paar verheulte Fans schlichen nach Hause, ansonsten war kaum jemand unterwegs.
    Meine Emotionen fuhren Karussell.
    Mein gewalttätiger Vater und die regelmäßige Lektüre radikaler Frauenzeitschriften hatten meine ziemlich eindeutige Meinung zum Thema Prostitution vermutlich entscheidend beeinflusst. Kerle, die Frauen kauften wie eine Pornozeitschrift, um deren Körper als Wichsvorlage zu benutzen, waren widerwärtig. Abartig. Zum Kotzen. Ging gar nicht.
    Scheiße.
    Ich lief schnell, die Fußgängerzone entlang.
    Erst als ich auf dem Husemannplatz ankam, blieb ich stehen. Auf der anderen Seite des Platzes entdeckte ich unseren Oldtimer. Er stand schräg auf der Viktoriastraße, ein Stadtbus manövrierte gerade hupend drum herum.
    Danner wartete mit verschränkten Armen und ausgestreckten Beinen auf der sitzbankartigen Metallplatte des Kortumbrunnens in der Mitte des Platzes, angelehnt an das Bein einer der lebensgroßen Bronzefiguren.
    »Können wir drüber reden?«
    Die Häuserwände, die uns wie eine Festung umgaben, warfen das Echo seiner Stimme zurück. Eine Oma, die sich mit einem Rollator hoppelnd über das Kopfsteinpflaster quälte, sah sich erstaunt um.
    »Reden?«, erkundigte ich mich böse. »Ist doch nicht dein Ding. Bist du sicher, dass du nicht ›ficken‹ sagen wolltest?«
    Die Oma hob ihren Rollator hoch und trippelte überraschend schnell davon.
    Danner schwieg.
    Ich kratzte mir unentschlossen den Nacken. Schließlich näherte ich mich doch und setzte mich ans andere Ende der Bronzefläche. Die Kälte des Metalls durchdrang meine Hose.
    Danner strich sich über seine Glatze. Zwei Mal. Er war nervös. Mit gutem Grund.
    »Versuch, überzeugend zu lügen«, bat ich sarkastisch. »Erzählst du mir, du wolltest in dem Laden nur was trinken, bist gestolpert und – hoppla, da ist dein Schwanz ganz unabsichtlich in der Frau gelandet, dann sorge ich dafür, dass dir das Ding so schnell keinen Ärger mehr machen kann.«
    »Mit siebzehn«, knurrte Danner. »Zehnte Klasse. Zwei Kumpel und ich.«
    Zumindest nicht letzte Woche. Ich schloss die Augen. Ein bisschen Erleichterung konnte ich nicht leugnen.
    »Wir fanden es lustig. Es war eine Mutprobe und ich hab nicht nachgedacht.«
    »Hoppla«, sagte ich.
    Danner ließ den Kopf in den Nacken kippen und betrachtete die vorüberziehenden, grauen Wolken. »Also schön, ich fand es normal. Mein Alter hat laufend Sprüche geklopft, auch wenn meine Mutter dabei war. Eine Frau hat zur Verfügung zu stehen, wenn es den Kerl juckt. Ein echter Mann hat nun mal einen Trieb. Und wenn die Alte nicht will, nimmt Mann sich eben eine Nutte, dafür gibt es die ja.«
    Ich dachte an den gelähmten, alten Mann, der in diesen Augenblicken im Krankenhaus mit dem Tod rang. Hätte Gerhard Danner sich nicht in die Senilität verabschiedet, hätte ich sicher viel Freude an ihm gehabt.
    »Wir sind also in den Puff und haben uns wie Helden gefühlt. Ich hab erst hinterher gecheckt, dass das Mädchen das nicht freiwillig gemacht hat. Sie ist heulend liegen geblieben und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Dann erst sind mir ihre zerstochenen Armvenen aufgefallen und ich habe geschnallt, dass sie die Kohle für den nächsten Schuss brauchte.«
    Oh.
    »Ich hab ihr mein ganzes Geld gegeben und bin abgehauen.«
    Ich ließ die Arme sinken.
    Danner räusperte sich. »Seitdem schlafe ich nur noch mit Frauen, bei denen ich sicher sein kann, dass sie Nein sagen, wenn sie

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