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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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wechseln wollte. Als sie dann auch noch mich blöde anmachten, bin ich gegangen. Oran hat mich noch zum Wagen gebracht, wollte aber nicht mit nach Hause.«
    Staschek drehte sich samt Chefsessel zu uns um, als ich die gläserne Tür zu seinem Büro öffnete. Danner zupfte seine VfL -Mütze von Curlys verräterischer Lockenpracht und Staschek erhob sich aus seinem Stuhl.
    Sekunden später stürzte sich Schnabelnase Wegner auf Curly und ließ unsere neue Klientin in einem Befragungszimmer verschwinden.
    11.
    »Wenn wir Curly glauben, dass sie ihren Freund nicht getötet hat – wovon wir überzeugt sein sollten, weil wir den Fall ja übernommen haben –, wer kommt dann als Täter infrage?«, überlegte Danner laut.
    Ich nahm einen Stift, zog ein leeres Blatt aus dem Papierfach des Druckers und kritzelte meine bis dahin nur imaginäre Verdächtigenliste darauf.
    1     Ein rechtsradikaler Fan
    2     Curlys Vater
    3     Esmeralda
    Nach kurzem Überlegen ergänzte ich:
    4     Mongabadhis Mannschaftskollegen Tilmann und Gutschenk
    »Abzüglich des Schalker Fanblocks macht das etwa zwanzigtausend Verdächtige«, grinste Danner. »Und du hast sogar noch welche vergessen.«
    Tatsächlich?
    »Könntest du deinem begriffsstutzigen Lehrling freundlicherweise auf die Sprünge helfen, Meister?«, säuselte ich zähneknirschend.
    »Was ist mit Detektivregel Nummer 1?«, erkundigte sich Danner liebenswürdig.
    Ach ja.
    Danners erste Regel zur Vorgehensweise bei privaten Ermittlungen lautete: Alle Alibis werden überprüft, aber die der Familie zuerst.
    Damit hatten wir auch dieses Mal einen Ausgangspunkt für unsere Ermittlungen. Allerdings entpuppte sich dieses Vorgehen als nicht ganz einfach, denn der Name Mongabadhi war in Bochum häufiger vertreten, als ich erwartet hätte.
    Sechsundvierzig Einträge fand ich im Telefonbuch. Als von den ersten zehn nur zwei Angerufene überhaupt meine Frage verstanden, gab ich auf.
    In zahlreichen Zeitungsartikeln der Boulevardblätter fand ich jede Menge Kommentare zu Oran Mongabadhis Beziehung zu Curly:
    Als Profi verfügt ›Curly‹ über ein großes Repertoire an Techniken, mit denen sie ihren Freund verwöhnen kann – »Andere Mädchen in dem Alter sind mir zu unerfahren«, sagt Oran Mongabadhi – Berufserfahrung in der Sexarbeit scheint für moderne, junge Menschen kein Makel mehr zu sein.
    Und so weiter.
    Auf Oran Mongabadhis Familie hingegen gaben selbst die Privatsphärenvernichtungsmaschinen Google und Facebook keinerlei Hinweise. Entweder hatte seine Herkunft neben all dem Sex schlicht und einfach niemanden interessiert oder Oran Mongabadhi hatte der Öffentlichkeit einige Informationen bewusst vorenthalten. Auch wenn mir dieser Gedanke bei all den intimen Schlagzeilen, an denen er selbst nicht unbeteiligt zu sein schien, irgendwie absurd vorkam.
    »Hier steht, dass er als Jugendlicher beim Ballsportverein Hiltrop gespielt hat«, las ich Danner aus einem älteren Artikel vor.
    »Ein echter Bochumer Junge, hm?« Danner trat hinter mich und sah über meine Schulter hinweg auf den Monitor des PCs.
    Ein Foto zeigte Ali Baba zusammen mit dem Anführer der vierzig Räuber: einem Riesen mit farbloser Fusselfrisur, platt geklopfter Boxernase und einem dunkel verfärbten Schneidezahn.
    Dietmar Wöhler, Trainer der Hiltroper A-Jugend und Vorsitzender des
VfL-Fanclubs Blue Hope,
hat früh erkannt, dass Oran Mongabadhi das Zeug zum Bundesligaspieler hat, stand unter dem Bild.
    »Planänderung«, erklärte Danner nach kurzem Nachdenken. »Wir fangen bei den Fußballfans an.«
    Wer erste Liga spielt, ist nur zu feige für den Aufstiegskampf!
    Staunend las ich die Aufschrift der schwarzen Trauerflagge, die am Fahnenmast im Biergarten der Fankneipe wehte.
    Neben der Aufschrift war ein weißer Stinkefinger zu sehen.
    Offenbar hatten leidgeprüfte Fans bereits für den Fall des verpatzten Aufstiegs mit der passenden Flagge vorgesorgt. Oder einfach die Flagge vom letzten Jahr wieder hervorgekramt.
    »Dat kommt davon, wenn man et zu weit treibt.«
    »Ach, halt die Klappe! Ohne die neumodische, elektronische Pille wär’s gar nicht so weit gekommen.«
    An zwei Bierzeltgarnituren hatten sich schon wieder die hartgesottensten Fans versammelt. Oder sie waren gar nicht erst nach Hause gegangen.
    Am Tisch, der uns am nächsten war, herrschte betroffenes Schweigen. Die blau gekleideten Männer und Frauen starrten trübsinnig in ihre Pappbecher.
    Am zweiten Tisch hingegen wurde hitzig

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