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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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nicht wollen.«
    Sein Beuteschema war Resultat einer bewussten Überlegung? Ernsthaft?
    Während er gesprochen hatte, war Danner geschickt näher an mich herangerückt.
    »Von der Seite aus betrachtet, ist es sogar ganz praktisch, dass ich keinen teuren Schlitten und kein dickes Bankkonto habe. So brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass du wegen meiner Kohle mit mir schläfst«, fügte er achselzuckend hinzu.
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Zu spät, er hatte mich zum Schmunzeln gebracht.
    Er nutzte die Gelegenheit und griff nach meiner Hand. Seine Berührung löste das bekannte warme Kribbeln auf meiner Haut aus, das sich wie ein Flächenbrand meinen Arm hinauffraß. Er verschränkte seine kräftigen Finger in meinen dünneren, längeren.
    Nachdenklich betrachtete ich unsere Hände.
    »Apropos reden: Was ist mit deinem Vater?«, testete ich an, wie ernst er es wirklich meinte. »Warum willst du ihn unbedingt am Leben halten?«
    Danner zuckte zusammen. Ich spürte, dass sich sein Griff lockerte. Rasch hielt ich seine Finger fester.
    »Nervensäge«, knurrte er.
    Doch nach kurzem Überlegen antwortete er tatsächlich: »Ich würde mich mein Leben lang fragen, ob ich ihn absichtlich umgebracht habe, um nicht mehr für ihn zahlen zu müssen.«
    Das war ehrlich.
    »Tief im Westen« , unterbrach Grönemeyer unser Schweigen.
    »Unbekannte Nummer«, stellte Danner beim Blick auf sein Handydisplay fest, bevor er den Anruf entgegennahm. »Ja, bitte?«
    Im nächsten Moment hob er einen Daumen.
    10.
    »Na bitte.« Danner deutete mit dem Kopf auf Curlys schwarzen Haarbusch, der am Straßenrand auf uns wartete. Genauso gut hätte sie sich neben einen dieser Lkw mit den blinkenden Pfeilen auf der Rückfront stellen können, die auf Autobahnen auf eine gesperrte Fahrspur aufmerksam machten. Wäre ich auf der Flucht vor der Polizei, hätte ich längst zur Schere gegriffen. Oder zumindest zum Glätteisen.
    Danner schepperte den Oldtimer quer zum Bordstein in eine schmale Garagenausfahrt, in der ein Warnschild mit dem Abschlepper drohte.
    Wir näherten uns unserer Möchtegernklientin zu Fuß. Curlys Blick war suchend auf den Verkehr gerichtet. Sie hatte also nach wie vor Kontakt zu ihrer Exkollegin im Bordell. Und sie war bereit, zu ›Erwin‹ ins Auto zu steigen und sich Wer-weiß-wohin bringen zu lassen, um Wer-weiß-was mit ihm zu machen.
    Da gab es Gesprächsbedarf, wenn wir diesen Fall wirklich übernehmen sollten.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Frau Schmidtmüller.« Danner zupfte sich seine graue Glück-auf -Mütze von der Glatze.
    Curly wich vor ihm zurück und prallte gegen mich.
    »Sie machen es uns nicht gerade einfach«, stellte ich fest.
    Danner stülpte ihr seine Mütze über den Kopf und ließ ihre signalartige Frisur darunter verschwinden. Na bitte. Harry Potters magischer Umhang hätte Curly nicht schneller unsichtbar machen können.
    »Herr Danner, Frau Ziegler – ich kann das erklären.«
    »Sie haben sich gedacht, Sie verdienen sich schnell noch die fünfhundert Mücken?«, fragte ich provozierend.
    Curly zuckte ihre Schultern: »Esmeralda hat mich angerufen. Ich schulde ihr noch einiges an Miete.«
    »Esmeralda?«
    »Sie leitet das – Geschäft.«
    »Sie werden von der Polizei gesucht und gehen wieder anschaffen?« Danners Stimme hatte einen brutalen Unterton bekommen. »Wollen Sie uns verarschen?«
    Er hielt ihr den Zettel unter die Nase, auf dem sie uns mit ihrer Mädchenschrift um Hilfe bat. Wie passten ihre sorgfältig gemalten Buchstaben zu einer Professionellen, die, ohne zu zögern, zu ›Erwin‹ ins Auto gestiegen wäre?
    »Wir fahren Sie jetzt zur Polizei und Sie machen Ihre Aussage«, erklärte ihr Danner bestimmt.
    Curlys Augen wurden erschrocken groß: »Die stecken mich ins Gefängnis!«
    »Nur bis Frau Ziegler und ich Sie wieder rausholen«, beruhigte Danner sie.
    Curly stemmte skeptisch die Hände in die Seiten. Dann zerrte sie erneut die zerknüllten Geldscheine aus der Hosentasche und legte sie auf die Motorhaube. Ihre Finger verschwanden in den langen, feuchten Ärmeln ihres Kapuzenshirts. Sie hatte das Blut notdürftig ausgewaschen.
    »Haben Sie Oran Mongabadhi eigentlich beklaut?«, erkundigte ich mich.
    »Wie bitte?«
    »Ich würde es nur gern wissen, bevor die Polizei es uns erzählt«, versuchte ich es mit den Worten, die Danner bereits benutzt hatte.
    Curly schwieg trotzig.
    Bevor sie sich versah, hatte Danner sie am Handgelenk gepackt und schob den schlabberigen Ärmel ihres

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