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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Pullovers hoch.
    Wütend riss Curly ihm ihren Arm weg: »Seit ich bei Oran war, hab ich nichts mehr genommen, das hab ich doch gesagt, Mann! Und dass ich ab und zu an seinem Portemonnaie war, hat ihn nicht gestört«, erklärte sie mir bissig.
    So unschuldig, wie sie aussah, war unsere Klientin nicht.
    Curly holte tief Luft: »Also helfen Sie mir jetzt, wenn ich zur Polizei gehe?«
    Ich nickte. Danner sammelte die Geldscheine von der Motorhaube und steckte sie in die Tasche.
    »Wie sind Sie denn an den Traumjob im Esmeralda gekommen?«, erkundigte sich Danner, während er unseren Spitfire auf dem Ring in Richtung Polizeipräsidium lenkte. »Es wäre hilfreich, wenn die Polizei nicht mehr über Sie erfährt als wir.«
    Curly nickte mit der Miene eines Rinds auf dem Weg zur Roulade. Dann berichtete so nüchtern, als würde sie von einem Bürojob beim Steuerberater sprechen. Von ihrem Realschulabschluss, bei dem schon ein halbes Jahr vorher abzusehen gewesen war, dass sie ihn nicht schaffen würde. Von ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihrer jüngeren Halbschwester, die eine Eins in Mathe hatte und Klavier spielen konnte. Von Esmeralda, die sie am Bahnhof angesprochen hatte, als sie mal wieder die Schule schwänzte. Esmeraldas Andeutungen, dass Curly mit ihrem Aussehen viel Geld verdienen könne. Dass Esmeralda selbst in einer Model-WG lebe, in der sie Events und Partys für gut betuchte Gäste organisiere. Und dass rein zufällig gerade ein Zimmer frei gewesen sei.
    »Als sie gesagt hat, dass sie von vielen interessanten und erfolgreichen Männern gebucht werden würden, hab ich schon geahnt, um was es ging«, gab Curly zu. »Ich bin ja nicht mehr zwölf. Aber so, wie sie es beschrieb, klang es richtig lässig: eine Dreihundert-Quadratmeter-Luxus-WG mit coolen Mädchen, eine Sauna, ein Whirlpool und ein ständig mit Champagner gefüllter Kühlschrank. Die Location würde oft für Firmenfeiern oder von Geschäftsreisenden gebucht, die den besonderen Service schätzten. Das klang sehr lässig und elegant.«
    Danner nickte. Er hatte das Etablissement ja bereits besichtigt.
    Und tatsächlich hatte Esmeralda offenbar nicht zu viel versprochen: Eine Anwaltskanzlei für Wirtschaftsrecht buchte für Treffen mit Klienten aus Japan, bei denen der Rund-um-sorglos-Service hübscher Mädchen offenbar zum guten Ton gehörte. Eine Bochumer Sportklinik verhandelte gern in stilvollem Ambiente mit dem Betriebsrat. Einige Mitglieder des örtlichen Herrenklubs kehrten regelmäßig nach Wohltätigkeitsveranstaltungen ein und eine Studentenvereinigung feierte seit Jahren Junggesellenabschiede im Esmeralda. Und natürlich schauten ein paar Fußballspieler vorbei.
    »Mit Oran hab ich mich sofort verstanden. Wir haben Champagner getrunken und stundenlang gequatscht.« Curlys raue Stimme brach.
    Es klang für mich, als würde sein Tod sie wirklich erschüttern.
    »Ein paar Tage später hat er mich für einen Hausbesuch bestellt und mich einfach nicht mehr zurückgebracht.«
    Hm. Ein bisschen viel Pretty-Woman- Kitsch für meinen Geschmack. So etwas passierte im echten Leben einfach nicht.
    »Und Esmeralda hat Ihnen beiden zum Abschied alles Gute gewünscht?«, hakte auch Danner skeptisch nach.
    »Na ja, Esmeralda war natürlich stinksauer«, gab Curly zu. »Sie hat nicht damit gerechnet, dass ich abhaue. Bis dahin war ich ihr bestes Mädchen, hat sie immer gesagt. Und die Mietschulden kleben mir bis heute am Hintern, ich habe drei Monate Kündigungsfrist in der Wohnung.«
    Ich notierte Esmeraldas Namen auf meiner imaginären Verdächtigenliste.
    Danner parkte den Wagen vor dem Polizeipräsidium und stellte den Motor aus.
    »Gestern war ich beim Spiel und danach mit der Mannschaft im Stadioncenter essen«, kam Curly mit ihrer Schilderung beim Tod des Fußballers an.
    Danner drehte sich auf dem Fahrersitz um, sodass er Curly beobachten konnte, während sie sprach.
    »Als einige der Jungs angefangen haben, sich zu besaufen, bin ich abgehauen. Ich hab das Auto genommen, Oran hatte sein Motorrad da. Den Rest kennen Sie: Als er heute Morgen gegen vier immer noch nicht zu Hause war, hab ich mir Sorgen gemacht. Eine Party gab es nach der Niederlage ja nicht. Ich bin zum Stadion gefahren, um nach ihm zu sehen.«
    »Moment«, bremste ich. »Ist Ihnen am Abend irgendwas aufgefallen? Gab es Streit mit irgendwem?«
    Curly dachte kurz nach.
    »Tilmann und Gutschenk haben ’nen Lauten gemacht, die fingen plötzlich wieder damit an, dass Oran zu Schalke

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