Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
Vom Netzwerk:
diskutiert.
    »Ich hab gleich gesagt, lass die neumodische Scheiße sein. Sollen die Bayern sich mit dem Hightech rumschlagen. Wir spielen hier echten Fußball.«
    Man prostete sich zustimmend zu.
    Danner klopfte mit den Knöcheln auf den ersten, den schweigenden Tisch.
    »Tach, Mädels und Jungs. Ich wollt mal hören, ob man bei euch mitmachen kann. Unserer Mannschaft kann Unterstützung in der nächsten Saison doch nicht schaden, oder?«
    Die Runde musterte uns. Doch Danners Glück-auf -Mütze und mein Fanschal lösten zufriedene Grunzlaute aus.
    »Kannste laut sagen, Mann!« Einige Becher erhoben sich zwischen den Fankäppis.
    Ein Trikotträger mit rotem Gesicht und fusseligem, graublondem Haar erhob sich.
    Und erhob sich.
    Und erhob sich.
    Wow, der Typ war mindestens zwei Meter groß. Als er Danner einen Arm auf die Schultern legte, sah der aus, als wäre er in die Fänge eines riesigen Schlumpfes geraten.
    »Dietmar Wöhler, erster Vorsitzender.«
    Sein linker, oberer Schneidezahn war dunkel verfärbt. Ich erkannte Ali Babas vierzigsten Räuber – der Mann war auf dem Foto in der Zeitung gemeinsam mit Oran Mongabadhi abgebildet gewesen.
    Volltreffer.
    »Verrat mir deinen Namen und du kannst gleich unterschreiben. Die Aufnahmeanträge hab ich drinnen.« Wöhler deutete geschäftstüchtig auf die Kneipe.
    »Ben Danner. Hast du denn auch einen Antrag für meine Süße, Dietmar?« Danner zog mich an sich.
    »Schöne Frauen sind bei uns immer willkommen.« Ich schätzte Wöhler auf Anfang vierzig. Seine Nase war schief und sein Lächeln erreichte seine Augen nicht.
    »Solange sie nicht vom andern Ufer sind«, ergänzte eine nicht mehr ganz nüchterne Stimme vom zweiten Tisch.
    »Halt zur Abwechslung einfach mal das Maul, Günni!«, winkte Wöhler genervt ab. »Das Thema ist durch.«
    »Du und deine Weiber, Diet! Ich kann ja wohl meine Meinung sagen«, pöbelte der Angetrunkene hinter uns unbeeindruckt weiter. »Dat kommt noch mal auffe Tagesordnung. Und diesmal hilft dir dein kleiner Kumpel nicht mit ’ner dicken Schlagzeile aus der Patsche.«
    »Wovon redet der denn?«, erkundigte ich mich mit himmelblauem Augenaufschlag.
    Wöhler winkte ab. »Eine Vereinskameradin hat neulich nach ihrer Scheidung eine neue Partnerin mitgebracht.«
    Er sprach lauter in Richtung Tisch 2.
    »Einige von uns mussten sich erst dran gewöhnen, aber die Sache ist vom Tisch.«
    »Träum weiter, Diet.«
    Eine Holzbank rumpelte und ein Bauch in einem straff gespannten Trikot erhob sich. Der Mann hatte die sechzig schon länger hinter sich gelassen und er trug seinen bürstenartigen, grauen Schnauzbart verdächtig schmal gestutzt.
    Ein Gesinnungsgenosse meines rechtsorientierten Sitznachbarn aus dem Stadion, unterstellte ich, sonst hätte er die Adolf-Erinnerungs-Popelbremse doch wegrasiert.
    »Als Nächstes reservierste noch Extraplätze für Schwule, oder wat?«, pöbelte der Dicke Wöhler weiter an. »Wir sind doch hier nicht auf Sankt Pauli.«
    Wöhler verdrehte die Augen und schob Danner und mich in die Fankneipe.
    Auf einer rustikalen Theke glänzte eine messingfarbene Zapfanlage, eine junge Aushilfe mit blonden Zöpfen spülte Biergläser ab. Die Wände schmückten Schwarz-Weiß-Fotografien aus hundert Jahren VfL Bochum. An der Garderobe bückte Wöhler sich nach einer speckigen Sporttasche.
    »Für die Älteren ist es nicht so leicht zu akzeptieren, dass der Sport moderner wird«, zeigte Wöhler gutmütig Verständnis für seinen Kameraden. »Aber sie werden sich schon dran gewöhnen.« Er wühlte einen zerknickten Zettel aus der Sporttasche. Seit er das Ding geöffnet hatte, roch es in dem Raum nach getragenem Turnschuh. »Die Heidi ist schon ewig Mitglied bei uns. Ich schmeiße sie bestimmt nicht raus, nur weil sie jetzt eine Freundin mitbringt. Da kann Günni von mir aus vor Wut seinen Schal fressen.« Wöhler legte den Zettel und einen blauen Kugelschreiber auf den Tresen. »Hier. Tragt mal eure Namen, Adressen und Kontonummern ein. Der Beitrag wird abgebucht.«
    In dem Moment verdunkelte sich die Kneipe. Das lag daran, dass Günnis runde Silhouette die offen stehende Tür zum Biergarten ausfüllte. Der Betrunkene lehnte sich kurz am Rahmen an, bevor er auf Wöhler zustolperte.
    »Wir waren noch nicht fertig, Alter!«, polterte er. »Ich bin nicht der Einzige, der die Lesben nicht will! Die anderen kriegen nur die Schnauze nicht auf!«
    Der Vereinsvorsitzende hob beschwichtigend die Hände: »Lass uns morgen in Ruhe drüber

Weitere Kostenlose Bücher