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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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verzweifelter Teenager, nach denen Esmeralda Ausschau hielt. Keine Familie, keine Freunde, keiner, dem auffiel, wenn ich verschwand. Und ich hatte ja praktisch vor ihrer Haustür auf sie gewartet.
    Merkwürdigerweise hatte ich nicht mal lügen müssen …
    »Wenn du die Wohnung gesehen hast, willst du garantiert nicht mehr weg.« Esmeralda zog mich dichter an sich heran. »Und bei uns lernst du so viele geile Typen kennen, dass du morgen gar nicht mehr weißt, wie dein Ex ausgesehen hat. Bei deinem Aussehen werden die Kerle bei dir Schlange stehen.«
    Ich hob zweifelnd die Brauen.
    »Versprochen!«, versicherte Esmeralda.
    Warum sollte ich mich eigentlich nicht in der fröhlichen Frauen-WG umsehen? Danner war doch auch einfach reingelatscht und Esmeralda war schließlich kein Hells Angel.
    Vielleicht gab es sie ja zehn Jahre nach Legalisierung des ältesten Gewerbes der Welt wirklich, die selbstbestimmte Nutten-GmbH?
    Das hier war jedenfalls eindeutig meine Gelegenheit, es herauszufinden. Vielleicht kam ich sogar allein in unserem Fall voran. Ein paar Fakten über Curlys Arbeitsplatz zu ermitteln, war jedenfalls allemal würdevoller, als zum ersten Mal in meinem Leben eine verzweifelte SMS an eine Freundin zu schicken.
    Kurz entschlossen löschte ich die Nachricht an Franzi und ließ mein Mobiltelefon in meiner Jackentasche verschwinden.
    Der Hausflur war unauffällig und nicht sonderlich sauber, ein gefliestes Treppenhaus ohne Fahrstuhl mit einem unempfindlichen, olivgrünen Sockel führte uns nach oben. Im ersten Stock kamen wir an einigen Wohnungstüren vorbei. Willkommen, las ich auf einer Fußmatte. Es schien wirklich ein stinknormales Wohnhaus zu sein.
    Im zweiten Stock gab es nur eine Tür, sie war neu und weiß mit Spion und Sicherheitsschloss. Esmeralda, stand auf dem Klingelschild, winzig und unauffällig. Sonst nichts.
    Esmeralda öffnete.
    Mir verschlug es die Sprache. Ich holte tief Luft. Wir standen in einem weitläufigen Luxuswohnbereich, den ich in diesem Ausmaß nicht in dem unscheinbaren, grauen Haus vermutet hätte. Hier waren zwei Wohnungen zusammengelegt worden, dem radikalen Umbau mussten einige Wände zum Opfer gefallen sein, um diesen Eingangshalleneffekt zu erreichen.
    Eine ausgedehnte, in modernem Weiß gehaltene Couchlandschaft mit überbreiten, runden Polstermöbeln lud vor einem gigantischen Flachbildfernseher und einem Bio-Ethanol-Kamin aus dunklem Marmor zum Herumlümmeln ein. Eine langbeinige Dunkelhaarige verfolgte in einem plüschigen, oberschenkellangen Bademantel eine hirnfreie Unendlich-Serie eines privaten Senders. Außerdem entdeckte ich einen offenen Küchenbereich mit Arbeitsplatte aus schwarzem Granit und frei stehender Kochoase. Eine geräumige Nische bot dem modernen Essbereich Platz, mir fiel die lange Tafel mit einer Tischplatte aus vier Zentimeter dickem, blank poliertem Glas auf.
    »Hammer.«
    Esmeralda winkte lächelnd ab. Sie hängte meine Jacke an eine Garderobe aus gebürstetem Edelstahl und klatschte in die Hände: »Kommt mal alle her!«
    Die dunkle Mähne von Esmeraldas ›Mitbewohnerin‹ tauchte oberhalb der Sofalehne auf. Sie starrte mich an.
    »Das ist Romina«, erklärte Esmeralda.
    »Hi. Ich heiße Lila«, sagte ich, aber Romina reagierte nicht.
    »Sie kommt aus Bulgarien und spricht noch nicht so gut deutsch«, antwortete Esmeralda an ihrer Stelle.
    Eine weitere Frau trat aus einem Zimmer. Eine Asiatin mit hüftlangem, lackschwarzem Haar.
    »Nandi«, stellte Esmeralda vor. »Wo ist Mirka?«
    »Arbeitet.«
    Esmeralda nickte. »Lila will in Palomas Zimmer einziehen. Darauf stoßen wir an. Köpft schon mal eine Flasche, ich zeige ihr den Rest der Wohnung.«
    Esmeralda stieß eine Tür auf und zum Vorschein kam ein Badezimmer mit weißen Fliesen, Sauna, Regenwasserdusche und einem Whirlpool, über dem ein Halogen-Sternenhimmel funkelte.
    Ich pfiff durch die Zähne.
    Die Wanne war blitzblank poliert. Einen Puff hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Schmuddeliger vor allem. Und ohne diese Wellnesstempel-Atmosphäre.
    »Natürlich haben wir eine Putzfrau«, bemerkte Esmeralda nebenher, als wir in den Wohnbereich zurückkehrten. Zu Romina und Nandi hatte sich eine schlanke Brünette gesellt, bei der es sich vermutlich um Mirka handelte. Die Champagnergläser schäumten auf dem Couchtisch über.
    »Das alles kannst du auch haben.« Esmeralda tickte ihr Glas gegen meines. »Ab sofort. Du kannst gleich den Mietvertrag unterschreiben, wenn du willst.«
    Ich

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