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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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weil ich schwieg. »Das ist nicht gut.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe.
    Soweit ich wusste, lebte Molle seit zehn Jahren mit Danner unter einem Dach, der Dicke fütterte ihn wie selbstverständlich durch und ließ zu, dass er monatelang keine Miete zahlte. Danner hingegen hatte ihm höchstwahrscheinlich kein Wort von seinem im Sterben liegenden Vater erzählt.
    »Kennst du eigentlich Bens Eltern, Molle?«, nutzte ich den ungestörten Moment.
    »Klar.« Molles buschige, graue Augenbrauen hoben sich über die Brille hinweg. »Wieso?«
    »Wirklich?«, wunderte ich mich. »Er spricht doch nie über sie?!«
    »Die haben nebenan gewohnt.« Molle ließ sich schnaufend neben mir nieder.
    Mir wurde klar, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie lange Danner und Molle tatsächlich schon befreundet waren.
    »Dann kanntet ihr euch schon als Kinder?«
    »Die Windeln musste ich dem kleinen Schreihals wechseln«, brummte Molle. »Seine Mutter hat hier in unserer Kneipe gekellnert.«
    Die winzigen Fältchen in Molles Augenwinkeln verrieten, dass die Erinnerung ihn nicht so sehr nervte, wie er mir weismachen wollte.
    »Ungelogen?!« Ich setzte eine gespannte Miene auf.
    »Ich war zehn Jahre älter und hatte ihn ständig am Arsch kleben.«
    »Daran hat sich ja bis heute nichts geändert«, fand ich.
    Molle grinste: »Seine Mutter musste viel arbeiten, sein Alter hat die Kohle ja in Rekordzeit versoffen. Deshalb ist Ben mit harten Sachen normalerweise vorsich…« Molle verstummte, weil Danner die Kneipentür aufstieß.
    Dessen Blick wanderte misstrauisch von mir zu dem dicken Wirt.
    »Mach mir mal ein Bier, Molle«, knurrte er dann.
    Als wir eine halbe Stunde später in unsere Wohnung zurückkehrten, hatte ich drei Teller Milchreis verputzt. Und Danner hatte vier Fiege intus. Plus die Menge x, die er zu Recherchezwecken bei seinem Frühschoppen mit Goldstein zu sich genommen hatte. In der Summe hatte er jedenfalls zu viel getankt, um noch mit dem Wohnungsschlüssel das Türschloss treffen zu können.
    Das ist nicht gut, hallte ein Echo von Molles Stimme durch meinen Kopf.
    Ich nahm Danner sein Schlüsselbund aus der Hand.
    »Wird das zur Gewohnheit? Stehst du jetzt rund um die Uhr unter Strom?«, erkundigte ich mich spitz. Die Tür rumste lauter hinter uns zu, als ich es geplant hatte.
    Danner steckte sich einen Kaugummi in den Mund: »Wie viel ich vertrage, kannst du schon mir überlassen.«
    »Wie viel du brauchst, wolltest du wohl sagen.« Ich warf seinen Schlüssel klimpernd auf die Ablage der Garderobe. »Um nicht nachdenken zu müssen.«
    Danner zuckte zusammen, als hätte ich ihm eine gescheuert. Sofort wurde seine Miene drohend.
    »Du ziehst schon wieder diese Nummer vom einsamen Wolf ab«, warf ich ihm wütend an den Kopf. »Glaubst du, ich schnalle das nicht?«
    »Ich glaube, du hältst jetzt besser deine große Klappe.«
    Er kam auf mich zu. Ich machte einen Schritt rückwärts und stieß gegen die geschlossene Tür.
    Mein Herz pochte warnend. Was mich noch wütender machte: »Wozu miteinander reden, wenn sich die Probleme so bequem wegsaufen lassen?«
    Danner trat vor mich und stützte die Hände rechts und links von meinem Kopf an die Tür, um mich am Ausweichen zu hindern. Er senkte sein Gesicht dicht an meines, sein Atem roch nach Pfefferminz und Bier. Ich verstummte.
    »Ich an deiner Stelle wäre lieber still«, wiederholte er beherrscht.
    Meine innere Stimme kreischte empört auf. Glaubte er im Ernst, ich ließ mich einschüchtern? Von einem bösen Blick und ein paar Muskeln? Das ließ ich mir nicht gefallen! Ich nicht!
    »Sonst was?«, schnappte ich herausfordernd.
    Ich spürte meinen Herzschlag unterhalb meines Kehlkopfs. Die Angst kam noch immer verlässlich. Nur machte sie mich jetzt rasend vor Wut.
    »Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus.« Danners Oberarme neben meinem Gesicht schienen anzuschwellen.
    Scheißkerl!
    Er schüchterte mich absichtlich ein!
    Weil er zu viel getrunken hatte? Weil er genau wusste, dass er mich mit körperlicher Gewalt am effektivsten auf Abstand bringen konnte?
    »Damit du ungestört dein Hirn ausknipsen kannst?«, fauchte ich. Komm schon, trau dich! Hau mir eine rein, du Arsch!
    Danner rührte sich nicht. Doch der Alkohol und die seit Tagen angestaute Aggression loderten in seinen Augen.
    »Was kommt als Nächstes?«, provozierte ich ihn zornig weiter. »Willst du den Wagen besoffen gegen die Brücke an der Universitätsstraße semmeln?«
    In dem Moment, als ich die Worte

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