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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Reich.« Esmeralda kippte die Hälfte ihres Champagners in mein inzwischen leeres Glas und tickte ihres dagegen. Ich nippte nur, ich hatte bereits mehr getrunken, als ich vorgehabt hatte.
    »Die Mädchen auf der Straße würden für mein Jobangebot ihre Großmütter verkaufen.«
    Dass die Arbeitsbedingungen nicht die schlechtesten waren, war mir klar.
    »Wie kommt denn euer Personalmangel zustande?«, erkundigte ich mich.
    »Wir legen Wert auf Qualität. Wir suchen junge, unverbrauchte Mädchen, die etwas Besonderes haben. Wir wollen unseren Kunden eine gewisse Abwechslung bieten.«
    Vorn wurde gekichert. War das der Deal, auf den Curly sich eingelassen hatte? Sex gegen ein Leben mit Kochoase und Champagner? War das nicht in Ordnung, wenn es ihr freier Wille war?
    Nachdenklich folgte ich Esmeralda zurück in den Wohnbereich – und hielt erstaunt inne! Auf der Riesencouch, zwischen den Frauen, hatte es sich der Kiosk-Bon-Jovi von gegenüber bequem gemacht. Die Arme hatte er rechts um Nandi und links um Romina gelegt, ich konnte seine großflächigen Tattoos sehen: Nicht nur Finger- und Handwurzelknochen, auch Elle und Speiche im Unterarm und der Oberarmknochen waren schwarz auf der Haut abgebildet. Sein Oberarm verschwand im kurzärmeligen T-Shirt.
    Knochenfinger zählte offenbar auch zu den ›Gästen‹ des Etablissements.
    »Ach, was für ein Zufall«, flötete Esmeralda und flatterte auf ihn zu. Der Typ erhob sich und begrüßte Esmeralda mit Küsschen rechts und links wie beim Meeting in der Sparkasse.
    Esmeralda winkte mich heran. »Lila? Das ist mein kleiner Bruder Stani. Er ist Geschäftsführer unserer Firma und für deinen Mietvertrag zuständig.«
    Hah! Meine sämtlichen Alarmglocke schrillten los. So viel zur fröhlichen Frauen-WG! Zuhälter war gestern, heute war ›Mann‹ Geschäftsführer eines heimeligen, kleinen Familienunternehmens, oder was? Dass der vom Kiosk aus in Sekunden in der Wohnung sein konnte, war wohl kaum ein praktischer Zufall.
    »Lila möchte bei uns einziehen, Stani«, erläuterte Esmeralda bereits geschäftig. »Ihr könnt den Mietvertrag gleich klar machen.«
    Ihre Worte verwandelten den Champagner in meinem Kreislauf in flüssiges Eis. Wenn Curly mit dem Typ Geschäfte gemacht hatte, war das ihre Sache.
    Für mich war es Zeit zu gehen.
    »Du siehst ja schon nicht mehr ganz so beschissen aus wie eben noch auf der Straße«, bemerkte Stani in beinahe akzentfreiem Deutsch. Sein Blick fiel auf mein Glas. Er packte die Champagnerflasche am Hals und schenkte mir nach. »Ich hab dir gleich angesehen, dass du in der Kacke steckst.«
    Autsch. Stani hatte bei meinem Anblick gewittert, dass ihm Frischfleisch ins Bordell flatterte wie ein gebratenes Hühnchen im Schlaraffenland. Er hatte Esmeralda vorhin zum Kiosk bestellt.
    »Bisher haben wir noch alle aus dem Dreck geholt«, erklärte er. »Nicht wahr, Nandi?«
    Nandi nickte artig.
    »Na los. Erzähl Lila mal, wie du hier gelandet bist«, forderte der Kioskonkel die hübsche Asiatin auf.
    »Ein Freier hat mich aus einem Touristenbordell in Thailand mitgenommen nach Deutschland«, gehorchte sie. »Er hat versprochen, mich zu heiraten. Aber nach drei Monaten hat er es sich anders überlegt und wollte mich wieder zurückschicken. Da haben Stani und Esmeralda mir geholfen. Die Arbeit ist hier viel, viel besser als in Pattaya.«
    Klang, als hätte sie den Text auswendig gelernt.
    »Dein Arsch ist geil.«
    Ich zuckte zusammen, als Stani mir prüfend in den Po kniff. »Und als Blondine bist du hier sowieso der Hingucker. Da scheffelst du Kohle ohne Ende.«
    »Ich schlafe noch ’ne Nacht drüber«, beschloss ich und stellte das klebrige Champagnerglas auf dem Tisch ab.
    »Und wo? Bei deinem unterbelichteten Ex?«
    Der ›Ex‹ ließ mich zusammenzucken.
    Ich hatte viel zu viel von mir preisgegeben, begriff ich. Ich musste sehen, dass ich hier rauskam. Der Alkohol ließ mich die Sofakante streifen. Ich stolperte.
    Stani packte mich am Arm. »Du bist doch total fertig! In dem Zustand kann ich dich auf keinen Fall gehen lassen.«
    Seine Finger umschlossen meinen Oberarm wie die Hand eines Skeletts. Ärgerlich riss ich mich los.
    »Ich wüsste nicht, wie du das verhindern könntest«, zischte ich, nahm meine Jacke von der Garderobe und griff nach der Klinke der Wohnungstür.
    »Sei doch nicht so verklemmt, Süße.« Stani stellte einen Stiefel vor die untere Türkante. »Du weißt gar nicht, was du verpasst! Komm schon, ich arbeite dich ein. Ich

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